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Sandkasten-Groupie

Sandkasten-Groupie

Titel: Sandkasten-Groupie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lichters
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musste ein Grinsen unterdrücken, während sie den Kohlestift beiseitelegte.  
    „ Was zum Teufel habe ich dem lieben Herr Gott nur angetan, um gestraft zu sein mit diesem nichtsnutzigen Weib!?“, donnerte es lautstark polternd zu ihr hoch. Ihre Großmutter schien in tadelloser Laune zu sein.  
    „ Himmel Herr Gott noch mal!“, murmelte Mia und pustete sich eine winzige, dunkle Locke aus der Stirn. Wie oft würde sie diese Diskussion noch führen müssen und wie konnte man in diesem Alter nur so uneinsichtig sein? In solchen Momenten wusste Mia, dass ihre liebevolle, stets um sie besorgte, beinahe 73 Jahre alte und leicht exzentrische Oma wesentlich uneinsichtiger war, als sie es je als Teenager gewesen war. Mia wischte ihre von Kohle schwarz gefärbten Finger an ihrer Kleidung ab. Ihre dunkelblaue Latzhose, die ihr viel zu groß war und deren Träger ihr stets von den Schultern rutschten, hatte schon einige künstlerische Phasen durchlebt. Sie war über und über mit bunten Farben, Sprays und etlichen anderen Dingen eingefärbt. Es hatte lange gedauert bis Celin, Mias Mutter, sie davon überzeugen konnte, nicht in ihren guten Kleidern zu malen. Nur weil Celin irgendwann nicht mehr bereit gewesen war, ständig neue Kleider zu kaufen, hatte ihre Tochter schließlich nachgegeben. Im Nachhinein kicherte die junge Frau über ihre eigene Vehemenz. So ganz einfach hatte sie es ihrer Familie als Teenager nun auch wieder nicht gemacht. Doch das war doch der eigentliche Sinn der Teenager Zeit, oder?
     
    „ Emilia! Ich weiß, dass du mich hörst! Setz dich in Bewegung oder erwartest du, dass ich die verdammte Leiter hoch kletter?“ Sie wusste, nichts auf dieser Welt konnte ihre Oma davon abhalten, Mia eine ordentliche Predigt zu halten. Die junge Frau strich die widerspenstige Haarsträhne entschlossen aus ihrer Stirn und hinterließ dort einen schwarzen Strich. Eigentlich war sie froh über die nahende Ablenkung. Heute wollte ihr einfach nichts gelingen. Ihre Entwürfe gaben aus irgendeinem Grund nicht das wieder, was Mia in ihrem Kopf herum spukte. Eins dieser Kreativlöcher… Ihre Chefin wäre alles andere als erfreut, wenn sie ohne jegliche brauchbaren Entwürfe bei ihr aufschlagen würde.  
    Emilia sah sich kurz in ihrer Dachkammer um und warf einen Blick zurück zu ihrem Spiegel. Dort hingen allerlei gemalte Bilder und Fotografien aus vergangenen, glücklichen und unbeschwerten Tagen. Sie seufzte beim Anblick ihrer Freunde und Familie. Wie hatte sich ihr Leben nur in so kurzer Zeit, so sehr verändern können? Sie hielt einen Moment inne und schluckte den Klos in ihrem Hals hinunter – erfolgreich.  
    „ Emilia…“, donnerte es nun drohend von der unteren Etage und Mia gab nach, weil sie nicht wollte, dass ihre Oma gezwungen war, die letzten Treppenstufen zum Dachboden hinaufzuklettern.  
    „ Ich komme ja!“, rief sie genervt und stapfte durch die Dachluke.  
    „ Das will ich dir auch geraten haben, junges Fräulein!“, erwiderte die alte Dame unter ihr barsch. Deutlich aus der Puste und dennoch wild entschlossen, verschnaufte Sophie am oberen Treppenabsatz. Aus der Dachluke erschienen ein paar schlanke, nackte Füße, gefolgt von der restlichen zierlichen Gestalt ihrer Enkelin. Auf Sophie Kennedys Gesicht breitete sich ein sanftes Lächeln aus. Mias langes, dunkles Haar war zu einem dicken Zopf geflochten und im Sonnenlicht, welches durch die großen Dachfenster hinunterfiel, schimmerten kastanienbraune Strähnen. Das von Kohle geschwärzte Gesicht, wirkte wie das eines Schornsteinfegers. Doch darunter versteckten sich äußerst sanfte und hübsche Gesichtszüge, ganz die ihrer Mutter. Emilia war zierlich und ziemlich klein, doch dank ihres Temperaments machten nicht viele den Fehler sie deswegen zu unterschätzen. Sophie liebte diesen kleinen Wirbelwind von ganzem Herzen, auch wenn sie es ihr nicht oft genug sagte, bewunderte sie ihre Enkelin. Sie war chaotisch, rechthaberisch und sehr, sehr liebenswert. Und ein Dickkopf. Eine Kennedy eben. Emilia konnte nur wenigen Menschen eine Bitte abschlagen. Und so kam es wie es kommen musste und sorgte dafür, dass ihre 22 jährige Enkelin in ihren Semesterferien zu Hause lebte, ihre kleine Cousine beaufsichtigte und ein Auge auf Sophie warf, anstatt selbst eine tolle Reise zu unternehmen oder zumindest ordentlich auf den Putz zu hauen.

    Um Emilias Aufenthalt so angenehm wie nur möglich zu machen, ließ Sophie keine Gelegenheit aus, hitzige Wortgefechte

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