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Sautanz (German Edition)

Sautanz (German Edition)

Titel: Sautanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika A. Grager
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dachte, mich beißt ein Schwein , als ihm Bergler einen Zettel in die Hand drückte und dazu meinte, »bei der Dame könnte er sich seinen Schein abholen«. Jetzt fiel es ihm noch schwerer, den Lackaffen zu hassen. Er hatte ihm seinen Führerschein wieder besorgt, lang vor Ablauf der drei Monate.

60
    Als Dorli am folgenden Montag das Büro des Bürgermeisters betrat, ahnte sie schon, was sie erwartete.
    Kofler stand mit finsterem Gesicht und in die Hüften gestemmten Armen in ihrem Büro.
    »Frau Witzling! Und diesmal mein i des grad so, wie i’s sag. Auf de Wahlzetteln zur Gemeinderatswahl stehen zwa Listen!«
    »Ah ja? Wer außer mir hat denn no rechtzeitig kandidiert?«
    »Jetzt tuan S’ net so! Sie falsche Schlangen!«
    Dorli grinste. »War scho nett, wia Sie dreing’schaut haben, wia i Ihna g’sagt hab, Sie könnten mei Sekretär wer’n.«
    Kofler fuchtelte mit erhobenem Zeigefinger vor Dorlis Nase herum.
    »Dafür sollten S’ eigentlich strafversetzt werden.«
    »Ach ja, wohin denn?«
    »Wenn i des wüsst, wären S’ scho weg.« Der Kofler grinste mittlerweile auch übers ganze Gesicht. »Aber jetzt, so unter uns, verraten S’ ma bitte, wia S’ des mit der Wahlbehörde wieder hinkriagt haben?«
    »Lieber Herr Bürgermeister, des fallt unters Amtsgeheimnis. Und jetzt sollt i, glaub i, an die Arbeit gehn.«
    »Richtig. Die Babs is übrigens krank. Sie halt den Stress da net aus.«
    Dorli musste sich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Im Amtshaus Stress? Den gab es überhaupt erst, seit Barbara Schöne hier Einzug gehalten hatte.
    »Haben S’ eigentlich Ihr Auto wiederkriagt?«
    »Bis jetzt nicht. Die Polizei glaubt, dass die Kerle das irgendwo im Ostblock verklopft haben.«
    »Und was machen S’ jetzt?«
    »Wohl oder übel a neues kaufen. Die Versicherung zahlt den Zeitwert.«
    »Na ja, wenigstens was. Übrigens, da kenn i an Autohandler …«
    »Danke, aber nein. I bin bei meiner Werkstatt, seit i a Auto hab. Und dort kauf i a meinen neuen Wagen.«
    »Na, wia S’ wollen. Aber Sie müssen mir übrigens zusätzlich no was organisieren, Frau Wiltzing.«
    Wäre ja nicht das erste Mal, dass sie für den Kofler irgendwelche privaten Erledigungen vornehmen sollte.
    »Ja? Was denn?«
    »Drei Tag nach der Wahl is mei fünfzigster Geburtstag. Und der wird groß g’feiert, egal, ob i g’winn oder net. Können S’ da was auf die Fiass stellen ?«

Epilog
    Der Himmel war blau, zarte Postkartenwölkchen schwebten vom Schneeberg herbei. Eine bleiche Herbstsonne schien auf den Platz vor dem Amtshaus. Dort hatten von Dorli organisierte fleißige Helferlein ein großes Zelt aufgestellt.
    Die Wahl war geschlagen. Der Bürgermeister hatte mit einem beachtlichen Vorsprung gewonnen. Dorli, die zum allerersten Mal mit einer Bürgerliste angetreten war, hatte wesentlich mehr Zuspruch erhalten, als irgendjemand sich vor der Wahl hätte vorstellen können. Und das mit einer Jux-Liste, die sie mit ein paar Freunden zusammengestoppelt und eingereicht hatte. Ein Achtungserfolg. Vielleicht sollte sie es bei der nächsten Wahl ernsthaft angehen, sorgfältig ein Programm erarbeiten und richtig Wahlwerbung machen. Dafür war ja diesmal keine Zeit gewesen. Sie war mit Lupo auf Mörderjagd. Jedenfalls war ihr kleiner Erfolg ein Beweis dafür, dass es auch auf dem Land ein paar Leute gab, die sich mit dem System von Lug, Betrug und Filz nicht abfinden wollten. Dorli war immer noch überwältigt von dem Vertrauen, das so viele Menschen aus der Gemeinde in sie setzten.
    Der alte und neue Bürgermeister Willi Kofler feierte seinen Wahlsieg und seinen fünfzigsten Geburtstag.
    Jede Menge Honoratioren aus der näheren und weiteren Umgebung hatten sich angesagt. Sogar der Landeshauptmann würde auf einen Sprung vorbeischauen.
    Schön langsam füllte sich das Festzelt.
    Dorli begrüßte die Musiker. Dann kamen die Volkstanzgruppe und die Kinder, die heute wieder einen eigenen Auftritt haben würden.
    Selbstverständlich war Lupo auch eingeladen. Er hatte Dorli allerdings nur kurz begrüßt und war dann auf Bär und die Devils zugestürmt. Jetzt unterhielten sich Bär und Lupo bestens, unter Zuhilfenahme beider Arme. Sah witzig aus, wie die herumfuchtelten. Was trieb die beiden eigentlich um? Seit Neuestem heckten die irgendwas miteinander aus. Wenn das mal gut ging!
    Die Festreden zogen sich endlos dahin, aber das gab Dorli Zeit, sich auch ein Glas Wein zu holen und durchzuatmen.
    Eigentlich konnte jetzt ja nicht mehr viel

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