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SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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Nähe von Biersum. Möglicherweise war das der Anfang vom Ende, denn beim Zusammenleben wurde noch stärker deutlich, dass sie im Grunde mit einem Dauersingle liiert war, der zufällig mit ihr ein Kind bekommen hatte.
    Man konnte ihm nicht vorwerfen, dass er sich nicht um die Mädchen kümmerte, aber er brauchte einfach auch viel Zeit für sich und die nahm er sich auch. Für Toni selbst blieb nichts übrig. Sie kam auch hier nicht zur Ruhe, und obwohl sie noch gegen den Willen von Horsts Eltern einen Hund anschaffte, konnte auch der ihre Sehnsucht nach Nähe nicht befriedigen. Sie entschloss sich, wieder nach Bückeburg zurückzukehren,wo sie wenigstens Vater und Mutter hatte und einige alte Freunde. Das war ungefähr zu der Zeit gewesen, als Verena ihren Justus kennenlernte.
    Die von Bodensteins waren beruhigt, dass ihre Tochter – wohl geläutert von der unstandesgemäßen Beziehung – einsichtig wieder in ihre Heimatstadt ziehen wollte. Sie kauften ein kleines Haus in der früheren englischen Siedlung und ließen es renovieren. Toni und ihre Kinder sollten ein ordentliches Dach über dem Kopf haben. Es war nicht zu ändern, dass drei Namen auf dem Klingelschild standen. Liv und Grit hießen Svenson nach ihrem Vater und weil Toni noch nicht geschieden war, als Jane geboren wurde, und ihren Mädchennamen noch nicht wieder hatte annehmen können, bekam auch sie den Nachnamen ihres Vater, der Schmidt lautete. Inzwischen hieß Toni wieder von Bodenstein. Man las also Svenson, Schmidt und von Bodenstein auf dem Briefkasten.
    Ansonsten war Tonis Leben in bester Ordnung, vor allem nachdem ihr Vater Clemens ihr eine Beschäftigung bei der Sparkasse Schaumburg besorgt hatte. Mit Vitamin B versteht sich. Er war mit dem Direktor gut befreundet. Sonst wäre es für die alleinerziehende Frau, die zu lange aus dem Beruf war, schwierig gewesen, wieder Fuß zu fassen. Die von Bodensteins hofften, Toni würde sich jetzt wieder auf ihr eigenes Leben und die Entwicklung ihrer Kinder besinnen. Wie konnten sie ahnen, dass sich da im Hintergrund schon ganz andere Dinge entwickelten, die durchaus nicht in ihrem Sinne waren.

Peter Kruse
    Nadja hatte bei sich zu Hause geschlafen. Das war schon Mist gewesen, fand er. Nur wegen des blöden Köters, der ihren Großeltern gehörte, aber eben auch ein bisschen Nadja. Sie waren auf einer Feier in Herford und würden erst am nächsten Tag zurückkehren. Er fluchte laut und war schon vor dem Frühstück extrem genervt. Und das alles noch, nachdem sein Kumpel und Kollege Hetzer ihn quasi hinauskomplimentiert hatte, bevor er überhaupt drin war und es – schlimmer noch – so lecker nach Pizza gerochen hatte. Er dachte an Folter und überlegte, ob die Genfer Konventionen das überhaupt zulassen würden. So übel gelaunt schleppte er sich mit seinen übergroßen Lammfellpuschen ins Bad und rasierte den unausstehlichen Kerl mit den Bartstoppeln, der ihm über dem Waschbecken entgegenstierte.
    „Glotz nicht so!“, sagte er etwas zu laut. „In deinem Bett würde ich auch nicht schlafen.“ Er wunderte sich ohnehin, was Nadja an ihm fand.
    Auf dem Weg nach unten in die Küche stolperte er und ließ die Bierflasche fallen, die er zu Beruhigungszwecken wegen der Einsamkeit mit ans Bett genommen hatte. Die Stufen waren einfach ein bisschen kurz für seine Füße und wenn man unausgeschlafen war, konnte das tückische Folgen haben.
    „So eine verdammte Schweinescheiße!“, rief er laut, als die Flasche in kleine braune Glasteile zerbarst, nachdem sie eine Delle ins Holz geschlagen hatte. „Wie kann man nur so dämlich sein“, grummelte er vor sich hin und versuchte, treppab um die Scherbenherumzutänzeln. Ein komisch anmutendes Unterfangen, wenn man fast zwei Meter groß war und einen stattlichen Bierbauch vor sich hertrug. Kein guter Tag, dachte Peter und holte Schaufel und Besen, während sich der Dunst des Schaumburger Pilseners wie von selbst im Treppenhaus verbreitete. Hätte er doch ausgetrunken, ärgerte er sich. Jetzt roch es auch noch wie in einer Kneipe. Auf nüchternen Magen kaum auszuhalten, schimpfte er innerlich.
    Als er den ganzen Mist beseitigt hatte, war er mehr als hungrig und durchsuchte den Kühlschrank. Da waren noch vier Frikadellen. Sie harmonierten mit der Raumluft aus Hopfen und Gerste und sprangen ihm förmlich ins Auge. „Iss uns!“, schienen sie zu rufen und bohrten sich mit ihrem Duft in seine Nase. Willig nickte er ihnen und sich selbst zu. Nach diesem Tagesbeginn

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