SchattenGrab
ihm geschickt hatte. Heute war erst mal nur Moni wichtig. Er hatte sie viel zu lange vermisst. Außerdem wollte er sie verlocken, ihn an die See zu begleiten. Komischerweise wurde ihm erst jetzt bewusst, wie sehr sie ihm gefehlt hatte. Er war eben ein Meister im Verdrängen. Das konnte er wirklich gut.
Sie klingelte wie immer, obwohl sie einen Schlüssel hatte. Ein warmer Schauer durchzog ihn, als er die Türöffnete und die kleine Frau mit dem kurzen, grauen Haar hereinließ. Lady Gaga wedelte im Halbschlaf in ihrem Korb und brummte zufrieden.
„Hmm, das duftet aber lecker!“, sagte sie und schnupperte in die Luft.
„Heute speziell für dich mit Spinat und Lachs“, betonte Wolf.
Sie schmunzelte und setzte sich an den Esstisch im Wohnzimmer. Wie immer nahm sie ihren Platz auf der Bank ein und stellte fest, dass Wolf ihr bereits ein dickes Kissen dorthin gelegt hatte.
„Du bist wirklich unglaublich, Wolf!“, seufzte sie. „Danke für das Kissen. Ich kenne es überhaupt nicht, dass sich jemand so um mich kümmert.“
„Dann gewöhn’ dich ruhig schon mal daran, denn das wird immer so sein, wenn du mich lässt“, sagte er und verschwand schnell in der Küche, bevor sie etwas sagen konnte.
„Kann ich dir helfen?“, rief sie ihm hinterher.
„Nö!“
„Dann gieße ich schon mal den Wein ein.“
„Ja“, rief er von nebenan und legte die Pizza auf die Teller. Sie würde dahinschmelzen, hoffte er. Er hatte den Spinat vorher extra in Weißwein geschmort und den Lachs in Kräuteröl eingelegt.
„So“, sagte Wolf und stellte die Teller auf den Tisch, „das ist mein Willkommensgruß!“ Daraufhin hob er das Weißweinglas und prostete ihr zu. „Wirklich schön, dass du wieder da bist.“
„Du hast dich echt selbst übertroffen, mein Lieber“, schwärmte Moni.
„Ich hoffe auf einen ebenso gelungenen Nachtisch“, zwinkerte er ihr zu und fügte schnell „kleiner Scherz!“ an.
Moni überhörte das Gesagte und lehnte sich zurück. „Der Wein ist auch lecker!“
„Ja, ne? Das ist ein echt guter Riesling. Den habe ich mir aus dem Bioweingut Eva Vollmer schicken lassen.“ Er überlegte, wie er ihr die Reise ans Meer schmackhaft machen konnte.
„Zum Lachs ein echter Genuss“, gab sie zurück. „Du kannst mir mal was mitbestellen.“
„Man sollte viel öfter Fisch essen“, warf Wolf als Köder in den Raum.
„Sag das mal deinem Kollegen Peter, dem Fleischfresser“, lachte Moni. „Da kannst du bei ihm aber keinen Blumentopf gewinnen.“
„Stimmt, dabei kenne ich ein richtig tolles Restaurant in Groß-Holum, das Landhotel Bauernstuben. Da gibt es so leckere Fischgerichte, dass du nie wieder abreisen willst, wenn du erst mal da bist.“
„Wo liegt denn Groß-Holum?“
„In der Nähe von Neuharlingersiel. Von dort kommst du gut nach Spiekeroog und Wangerooge.“
„Hmm, das ist bestimmt eine Reise wert, aber vielleicht eher, wenn es etwas wärmer ist.“
„Wieso, an der See ist es doch zu jeder Jahreszeit schön. Weißt du was? Ich könnte mir noch ein paar Tage freinehmen und wir fahren hin. Wie findest du das?“
„Na ja, weiß nicht, ich bin doch erst nach Hause gekommen.“
„Ja und? Ich verspreche dir, dass wir auf jeden Fall wieder zurückfahren, egal wie lecker der Fisch ist.“
Moni lächelte bei diesen hartnäckigen Überzeugungsversuchen. „Verrätst du mir auch den wahren Grund?“
„Unterstellst du mir, dass ich nicht nur die Schollen im Sinn habe?“, fragte Hetzer scheinheilig und legte den Kopf schief.
„Um es genau zu sagen, ja!“
„Na gut, ich brauche deine Hilfe beim Recherchieren und lade dich dafür auf einen Kurzurlaub an die See ein. Als Paar könnten wir auch besser inkognito unterwegs sein“, erklärte Wolf.
„So, so, als Paar“, schmunzelte sie, „das aber bitte schön in zwei Einzelzimmern reist. Um was für einen Fall handelt es sich da, dass du extra dort oben im Norden ermitteln willst? Und das auch noch heimlich.“
„Da muss ich kurz ausholen“, sagte Wolf und steckte sich noch ein Stück Pizza in den Mund.
„Nur zu, ich habe Zeit!“ Moni war neugierig geworden. Sie hatte auch in der Vergangenheit schon immer gerne etwas dazu beigetragen, wenn sich die Kommissare Hetzer und Kruse unterhielten.
„Du kennst doch Thorsten Büthe aus Hannover?“
„Den vom LKA?“
„Genau den! Er hat einen Freund, Dr. Justus Görlitz. Ich kenne ihn auch flüchtig. Seine Schwiegereltern leben in Bückeburg. Kennst du zufällig Dr. von
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