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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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daran gewöhnen«, sagte Hardy.

    »Nein.« Eileen lächelte ihn an. »Sie verstehen das falsch. Ich möchte mich gar nicht daran gewöhnen. Ich möchte lediglich jeden Tag froh darüber sein, dass er wieder unter uns ist, und nie vergessen, was das heute für ein Gefühl ist und wie viel Glück wir haben. Wir haben nie wirklich geglaubt, dass wir das noch einmal erleben würden, und jetzt ist es doch eingetreten, es ist einfach … ja, es ist einfach ein Wunder. Wir leben in einem Wunder, und das können wir nicht vergessen, und ich bin einfach zutiefst dankbar.«
    Plötzlich stand sie auf, ging hinter Washburn herum, beugte sich zu Hardy hinab und umarmte ihn. Dann gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und richtete sich wieder auf. »Danke«, sagte sie. »Und jetzt werde ich, glaube ich, meinen Sohn noch einmal umarmen.«
    »Prima Idee«, sagte Hardy. »Umarmen Sie ihn auch für mich.«
    Nachdem sie sich entfernt hatte, nahm Washburn einen Schluck Wein. »Ich muss Ihnen beiden gestehen, dass es mir ein bisschen peinlich ist, hier zu sein. Sie hätte dieses Fest schon vor vier Jahren halten können sollen.«
    Hardy schüttelte den Kopf. »Der Staat hat betrogen, Aaron. Er hat Evan um einen fairen Prozess betrogen. Ich würde mir deswegen keine Vorwürfe machen.«
    Frannie beugte sich vor. »Würde er zwar schon«, sagte sie, »was aber nichts daran ändert, dass Sie sich keine machen sollten.«
    »Wie dem auch sei«, sagte Washburn, »verspätete Gerechtigkeit ist verweigerte Gerechtigkeit, daran führt kein Weg vorbei, aber zumindest kann ich mich heute damit trösten, dass späte Gerechtigkeit immer noch besser ist als gar keine.« Er schaute in Evans Richtung. »Der Junge hat einiges einstecken
müssen, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Egal, was als Nächstes auf ihn zukommt, ich bin sicher, er wird damit fertigwerden.«
    »Die Chancen sind gut«, sagte Hardy. »Die Chancen sind sogar verdammt gut.«

    Evan wusste, er hatte es mit einem Nahkampfexperten zu tun und durfte nicht lange zögern. Sobald Nolan die Tür zu öffnen begann, senkte er die Schulter und warf sich mit voller Wucht dagegen. Nolan wurde zurückgeschleudert, stieß mit der Rückseite seines Beins gegen den Couchtisch, flog darüber und fiel auf den Rücken. Evan stürzte sich auf ihn, setzte, fast noch bevor er auf dem Boden landete, ein Knie auf seine Brust und schickte sofort zwei oder drei Schlagringtreffer an sein Kinn hinterher.
    Aber der viele Alkohol, den er intus hatte, war nicht gerade zuträglich. Nolan konterte mit einem brutalen Karateschlag gegen Evans Hals. Er landete vor dem Kamin auf dem Rücken und bekam keine Luft mehr.
    Nolan drehte sich und stürzte sich mit einem weiten Satz auf ihn. Evan setzte zu einem wilden Rundumschlag an, den Nolan mit dem Arm abblockte, traf ihn aber mit dem Knie im Unterleib, was ihm ermöglichte, an ihn heranzukommen und mit dem Schlagring zwei Treffer gegen Nolans Kopf zu landen, Streifschläge zwar nur, aber zurückweichen ließen sie Nolan trotzdem; er richtete sich auf die Knie auf und zischte mit einem stieren, aber entschlossenen Grinsen: »Du bist so was von tot.«
    Immer noch nach Luft schnappend, rappelte sich Evan hoch, packte den Schürhaken neben dem Kamin und hielt ihn kurz seitlich von sich, bevor er einen Schritt nach vorn
machte und zuschlug. Nolan wich dem Schlag aus, und sobald der Schürhaken an ihm vorbeigesaust war, drehte er sich zur Seite und versetzte Evan einen Tritt in den Bauch, der noch mehr Luft aus ihm presste, obwohl er Nolan auch dem Rückhandschlag mit dem Schürhaken schutzlos aussetzte.
    Aber infolge des Sauerstoffmangels und des Alkohols waren Evans Reflexe nicht so gut wie sonst. Nolan bekam den auf ihn zusausenden Schürhaken zu fassen und führte ihn über seine Schulter, bevor er sich drehte und gegen Evans Oberkörper stemmte, um ihn dann über seinen Rücken zu ziehen und mit einem Judowurf halb auf den Couchtisch, halb auf den Boden zu schleudern. Evan fühlte sich, als hätte er sich das Rückgrat gebrochen, aber er wusste, wenn er jetzt einfach liegen bliebe und Nolan angreifen ließe, wäre er geliefert; sein Gegner würde ihn auf der Stelle töten. Deshalb setzte er in seiner Verzweiflung wieder zu einem Tritt an, und diesmal traf er Nolan mit solcher Wucht am Knie, dass er herumwirbelte und unter dem lauten Scheppern des restlichen Kaminbestecks gegen den gemauerten Rand flog.
    Als sich Evan wieder aufzurichten versuchte, wollte sein Körper den

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