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Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition)

Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition)

Titel: Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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das Lachen nicht verkneifen.
    Sie nickte resigniert, faltete die Hände und bewegte die Finger hin und her.
    »Dann können wir wohl davon ausgehen, dass er nicht mehr funktioniert«, sagte Joachim.
    Sie schwiegen. Das eine Fenster stand auf Kipp, und der Lärm von im Nachbargarten spielenden Kindern vermischte sich mit dem fernen Verkehrsrauschen vom Ringvei. Auf der Fensterbank summte eine Hummel. Schwer und benommen verfehlte sie immer wieder den kleinen Spalt, der in die Freiheit führte.
    »Kann ich irgendwas für dich tun, Ellen?«
    Er streckte die Hand über den Tisch aus und legte sie auf ihre.
    »Ich glaube nicht«, sagte sie und zog ihre Hand zurück.
    Joachim setzte sich gerade.
    »Machen wir einen Spaziergang?«
    »Einen Spaziergang? Wieso denn?«
    »Weil Sommer ist, Ellen. Es ist schönes Wetter. Du kannst nicht einfach nur hier herumsitzen.«
    »Doch. Das kann ich.«
    »Nur eine kleine Runde. Hier in der Nachbarschaft, oder wir können zum Solemskogen hochfahren. Bitte.«
    »Nein, ich will nicht.«
    Ihre Stimme war plötzlich scharf.
    »Ich will hier sitzen. Ich will hier sitzen, bis dieser verdammte Polizist mir erlaubt, meinen Sohn zu bestatten. Ich will hier sitzen, bis ...«
    Sie schnappte nach Luft und schluckte laut.
    »Entschuldige«, sagte sie dann. »Ich wollte nicht ...«
    »Du brauchst nicht um Entschuldigung zu bitten«, fiel Joachim ihr ins Wort. »Natürlich musst du tun, was du willst. Ich bin froh, dass du Freunde hast, die sich um dich kümmern.«
    Er war eigentlich gar nicht Ellens Freund, ging ihm jetzt auf. Fünfzehn Jahre trennten sie, fast eine ganze Generation. Wenn er es sich überlegte, hatten sie in den vier Jahren ihrer Bekanntschaft kaum über etwas anderes als über Sander und Belanglosigkeiten gesprochen. Ellen Mohr war eine langweilige Frau aus dem gehobenen Mittelstand, und jetzt, wo Sander nicht mehr da war, hatten sie sich nur sehr wenig zu sagen. Joachim schaute sich verstohlen um. Vielleicht saß er zum letzten Mal in dieser Küche. Bei diesem Gedanken überkam ihn eine gewisse Wehmut, die er aber abschüttelte.
    »Die, die am Freitag hier war«, sagte er, »Inger Johanne, heißt sie nicht so?«
    »Inger Johanne Vik«, sagte Ellen mechanisch, sie schien sich immer weniger für ihn zu interessieren und zupfte wieder an ihrer Zeitung herum.
    »Das ist die, von der Jon erzählt hat, nicht wahr? Die fast eine Art ... Detektivin ist? War sie seither noch einmal hier?«
    »Nein. Obwohl ich sie um Hilfe gebeten habe.«
    Jetzt flossen ihre Tränen. Sie schluchzte nicht, wischte sich die Tränen nicht ab. Sie liefen einfach nur über ihr Gesicht, unaufhaltsam, als wäre eine Dichtung durch Überbeanspruchung gerissen.
    »Wobei hätte sie denn helfen sollen?«, fragte Joachim. »Vielleicht könnte ich ...«
    »Die Polizei glaubt, dass Jon Sander misshandelt hat«, unterbrach sie ihn mit schriller Stimme. »Ich wollte, dass Inger Johanne beweist, dass es nicht so war!«
    Joachim starrte sie an.
    »Aber sie weigert sich!« Jetzt schrie Ellen fast, und sie kratzte sich am rechten Unterarm. »Sie tut alles als Unsinn ab, obwohl dieser schreckliche Polizist es ganz offen gesagt hat.«
    Die Nägel zeichneten wütende Striemen auf ihre Haut, und sie nahm sich den anderen Arm vor.
    »Miss... misshandelt? Jon soll ... er soll ...«
    Joachim war so verwirrt, dass er stotterte. Seine Gedanken wirbelten wild durcheinander, er sah Sander vor sich, tot auf dem Schoß der Mutter, Ellens Hysterie, Jons hilflose Verzweiflung. Er hörte Ellens wiederholtes »Nicht« gegen alles und jeden, vor allem aber gegen Jon, und für einen Moment sah er Jons stille Wut, als er Sander im Restaurant vom Stuhl gezerrt hatte. Weil der Junge ein wenig Milch verschüttet hatte.
    Er wollte sie fragen.
    Sein Instinkt flehte ihn an, das nicht zu tun. Das hier war nicht seine Angelegenheit. Sich nicht in Dinge einzumischen, die ihn nichts angingen, hatte ihn weit gebracht und ihm viele Probleme erspart. Aber nichts mehr war so wie früher. Alles war kompliziert geworden, und das war seine eigene Schuld. Jetzt hatte der Zufall ihn vor einem Patzer bewahrt. Obwohl Joachim auf dem Fußballplatz gelernt hatte, dass die Tüchtigsten in der Regel auch das Glück auf ihrer Seite haben, mochte er sich nicht darauf verlassen, dass dieses Glück ihn noch einmal retten würde.
    »Ich glaube nicht eine Sekunde lang, dass Jon so etwas tun könnte«, sagte er langsam und versuchte, ihren Blick einzufangen. »Aber Jon

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