Schattenprinz
Ordnung.«
Sie entspannte sich wieder und klopfte auf ein Kissen. »Ah, das ist gut. Setzen Sie sich!«
Der Soldat machte keine Anstalten, sich zu ihr zu gesellen.
Die Prinzessin winkte mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. »Oh, ich weiß, Sie können mir keine Kriegspläne verraten. Ich werde nicht fragen. Die kann ich schließlich auch später noch herausfinden.« Als drei Bedienstete mit Tabletts eintraten, die mit Krügen, Schüsseln, Früchten und Süßigkeiten beladen waren – ein üppiges Festmahl –, sagte Adele: »Wollen Sie Geschichten aus dem Land der Vampire hören?« Sie schüttelte sich theatralisch. »Oh, dieses Grauen! Wie sie sich nähren … und einen dabei beobachten …«
Die Diener versteiften sich sichtlich, die ängstlichen Augen weit aufgerissen, und ein Mann mit einem Turban ließ beinahe sein Tablett fallen. Sie stellten das Essen heil, aber unter großem Geklapper ab und zogen sich dann hastig zurück.
Adele lachte. »Ich finde das herrlich! Das mache ich schon seit Tagen.«
Um Anhalts Mundwinkel zuckte es, doch er weigerte sich, den Anschein von Distanz aufzugeben. In seinen Augen lag Schmerz, als sie kurz auf der jungen Frau ruhten und sich dann abwandten.
»Es tut mir leid, Hoheit«, flüsterte er.
»Leid? Was denn? Würden Sie sich bitte endlich setzen, bevor der Tee kalt wird?«
»Es tut mir leid, was Ihnen zugestoßen ist.« Er nahm stramme Haltung an und richtete den Blick auf sie wie ein Soldat und Ehrenmann. »Ich kann gar nicht zum Ausdruck bringen, wie sehr ich mein Versagen bedauere.«
Überrascht hielt Adele inne und stellte behutsam die Teekanne ab. »Versagen? Wovon reden Sie?«
»Auf der Ptolemy . Ich habe versagt, Sie zu beschützen. Das bedauere ich zutiefst.«
Adele erhob sich. »Um Gottes willen, Colonel. Wir wurden von einer Armee angegriffen. Angeführt von der teuflischsten Kriegsführerin aller Clans. Ich weiß das. Ich habe sie mit eigenen Augen in Aktion gesehen. Es gab nichts, was Sie hätten tun können.«
»Ich hätte sterben können. Bei dem Versuch, Sie zu beschützen.«
Er war ein gebrochener Mann. Diese Seite hatte Adele noch nie an dem Colonel gesehen. Anhalt war einer der Felsen, auf die Adele baute. In einer Welt, die sich so unwiderruflich für sie verändert hatte, brauchte sie ein paar Grundfesten, die sich niemals ändern würden. Dieser neue Anhalt war besorgniserregend, und das musste aufhören.
»Genug!«, versetzte Adele. »Ich will von Ihnen nichts mehr darüber hören! Wir haben eine Schlacht verloren. Wir haben tapfere Männer verloren. Betrauern Sie die. Ich tue es. Aber ich habe überlebt. Simon hat überlebt. Sie haben überlebt. Wir werden daraus lernen. Mit dem, was ich über Vampire weiß, können wir eine neue Weiße Garde aufbauen, die die beste Kampftruppe von Equatoria werden wird.«
Anhalt holte tief Luft, als wollte er ihren Zorn einatmen. Sein Blick wurde hart. »Das werden Sie ohne Zweifel, Hoheit. Aber ich werde nicht Teil davon sein.«
»Was meinen Sie damit?«
»Ich wurde versetzt. Ich werde nicht länger Ihre Hausgarde kommandieren. Ich kam hierher, meiner Bedenken zum Trotz, um Ihnen für das außerordentliche Privileg zu danken, Ihnen all die Jahre gedient haben zu dürfen.«
Adele starrte ihn einen Augenblick lang an. »Wovon zum Teufel reden Sie da? Versetzt? Das denke ich nicht! Colonel Anhalt, Sie sind der Kommandant meiner Garde, und Sie werden auch weiterhin der Kommandant meiner Garde bleiben.«
»Hoheit, Lord Kelvin bestand darauf, dass …«
»Lord Kelvin!« Adele ballte die Fäuste und verharrte kurz in stummer Wut. Dann wirbelte sie zum Tisch herum, packte einen aufgeschnittenen Granatapfel und schleuderte die reife Frucht an die Wand, wo sie feucht und rot zerplatzte.
Langsam drehte sich die Prinzessin wieder um, das Gesicht eine Maske der Stärke und Entschlossenheit. Anhalt wich einen Schritt zurück. Seine Prinzessin hatte sich verändert.
Mit langsamer, rauer Stimme sagte Adele: »So sehr interessiert mich Lord Kelvin. Ich werde Kaiserin sein. Und das gibt mir die Macht, sowohl Köpfe als auch Pensionsgehälter zu kürzen. Falls Kelvin das eine nicht schrecken sollte, wird es das andere sicher. Sie werden nicht versetzt. Sie sind mein Kommandant. Haben Sie mich verstanden?«
Anhalt vollführte eine schnelle, leichte Verbeugung. »Jawohl, Eure Hoheit.«
»Ausgezeichnet. Kommen Sie morgen zu mir, und dann fangen wir damit an, die neue Weiße Garde zu planen, ja?«
»Jawohl, Eure
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