Schenk mir mehr als diese Nacht
egal!“
Nach diesem Satz verließ Aneesa die Szene mit dem Habitus einer gekränkten Königin. Sebastian hörte im Vorzimmer das verwirrte Stammeln seiner PA, als sein exotisch anmutender Besuch an ihr vorbeirauschte.
Sekundenlang stand er wie erstarrt da, während hinter seinen Schläfen immer das gleiche Mantra hämmerte: Du wirst Vater, du wirst Vater … Erst da holte ihn die Realität wieder ein und setzte ihn in Gang.
Aneesa stand am Lift und drückte ungeduldig sämtliche Knöpfe. Oh nein, ich werde auf keinen Fall in Tränen ausbrechen!
Wie viele Frauen mochten ihn bereits mit der Behauptung überfallen haben, sie wären von ihm schwanger? Über seinen Ruf als Frauenheld hatte das Internet keinen Zweifel gelassen. Aber dass er sie beschuldigte, ihn übertölpelt und bewusst verführt zu haben, schmerzte höllisch. Das ließ ihre magische Nacht in einem schiefen, hässlichen Licht erscheinen. Sebastian Wolfe war hart und zynisch. Er erinnerte sie kein bisschen an den Mann, in den sie sich auf den ersten Blick …
Ein dezentes Ping brachte Aneesa zur Besinnung. Die Lifttüren glitten in dem Moment lautlos auseinander, als sich eine kräftige Hand auf ihren Unterarm legte.
„Geh nicht.“ Seine tiefe, raue Stimme sandte heiße Schauer über ihren Rücken. „Verzeih mir bitte, was ich gesagt habe, auch wenn es eigentlich unentschuldbar ist.“
Aneesas Knie zitterten wie Espenlaub angesichts des flehenden Ausdrucks in den gletscherblauen Augen. „Ja, das ist es“, bestätigte sie anscheinend gelassen. „Ich wollte es dich nur wissen lassen, das war alles.“
„Bitte komm wieder zurück“, bat er und dirigierte sie dabei bereits sanft in Richtung seines Büros. „Du siehst aus, als könntest du einen Tee vertragen.“
Nach kurzem Zögern gab sie nach und hörte unterwegs wie durch Watte, dass Sebastian seiner Sekretärin irgendetwas von Tee sagte und dass er für den Rest des Tages nicht mehr gestört werden wollte.
„Seit wann bist du in London?“, fragte er, nachdem Aneesa sich erneut auf das hypermoderne Sofa gesetzt hatte.
Da in diesem Moment seine PA das Büro betrat, um ihnen den Tee zu servieren, wartete Aneesa einen Moment, bedankte sich lächelnd bei der neugierig aussehenden Dame mittleren Alters und nippte vorsichtig an der hauchdünnen Tasse mit dem aromatisch duftenden Getränk.
„Also?“, drängte Sebastian ungeduldig.
Anmutig setzte Aneesa die Teetasse auf dem gläsernen Beistelltisch ab. „Heute Nachmittag. Ich bin direkt vom Flughafen hierhergekommen.“ Sie stählte sich innerlich und zwang sich, ihren unfreiwilligen Gastgeber direkt anzuschauen. „Sobald mein Honeymoon mit der Presse vorüber war, bin ich geflohen.“
„Wovon redest du?“, fragte Sebastian.
„Einige Wochen nach der ersten großen Pressekonferenz zu unserer geplatzten Hochzeit beendete Jamal das Verhältnis zu seinem Liebhaber, der ihn aus Rache einen Monat später öffentlich outete. Unglücklicherweise hat eine Krankenschwester aus der Klinik, in der meine Schwangerschaft festgestellt wurde, die freudige Botschaft am selben Tag für eine erkleckliche Summe an die Presse weitergeleitet.“
Angesichts Sebastians entgeisterter Miene lachte Aneesa bitter. „Die Tatsache, dass ich mit einem Mann im Bett gewesen bin, während ich noch als Jamals Braut galt, weitete sich zu einem viel größeren Skandal aus als seine Homosexualität. Aber ich werde dieses Baby auf jeden Fall behalten!“, erklärte sie kämpferisch „Und wenn ich es allein großziehen muss, dann ist das eben so.“
„Das musst du nicht“, grummelte Sebastian, der sich um etwas betrogen fühlte, von dem er eigentlich gar nichts wissen wollte. „Ich werde auch meinen Teil leisten.“ Wie und wo, das wollte er lieber nicht überlegen, zumindest nicht im Moment.
„Danke für das Angebot“, erwiderte Aneesa kühl, „aber ich komme allein zurecht.“
Auf Sebastians Wange zuckte ein Muskel. „Wo wirst du wohnen, solange du in London bist?“
Sie errötete. Ihm in diesem Moment zu eröffnen, dass sie kaum noch Geld besaß, stand völlig außer Frage und noch weniger wollte sie ihm gestehen, dass sie nach der Schlammschlacht mit der Presse eigentlich nur noch daran gedacht hatte, ihn so schnell wie möglich zu sehen und ihm zu sagen, dass sie sein Kind unter dem Herzen trug! „Ich … es dürfte wohl nicht schwer sein, heute Nachmittag noch eine Unterkunft zu finden.“
Und einen Job setzte sie im Kopf hinzu.
„Ich würde dir
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