Schuhwechsel
ohne Wasser, wo die Luft durch die Hitze flimmert und geschwängert ist vom Gestank der Exkremente der Hühner, die in die umliegenden Felder verteilt wurden, erscheint die Bar am Horizont wie eine Fata Morgana.
Es ist schwer zu glauben, dass dieses Elend tatsächlich ein Ende haben soll.
Das erste was ich mache ist, ein eiskaltes Bier bestellen. Es wird das beste Bier meines Lebens. Heather, wie kannst du dich über die Deutschen echauffieren, die morgens um 11 Uhr schon ein Bier trinken, wenn du selber nie erlebt hast, wie unglaublich wunderbar so ein kühles Bier in einer staubigen Kehle zischen kann? Wahnsinn! Schmeckt das gut!!!
Dann bestelle ich Wasser und Spiegeleier mit Speck und Pommes.
Die Bardame erklärt mir, dass es um diese Zeit nur Boccadillos gibt. Na gut, dann esse ich halt mal wieder einen halben Meter trockenes Baguettebrot mit drei Scheiben Käse und ohne Butter. Trotz des erfrischenden Bieres, scheint es ein staubiger Tag zu bleiben.
Draußen auf der Terrasse sitzen die Brasilianer und winken mich zu sich. Ich setze mich zu ihnen und wir unterhalten und angeregt. Dann wird mein Brot serviert. Ungelogen, aber eine Minute später bekommen die Brasilianer Spiegeleier mit Speck und Pommes serviert. Oder ein Schnitzel mit Pommes. Jedenfalls etwas Fettiges und Salziges, wonach es mich unglaublich gelüstet.
Fassungslos frage ich die Kellnerin warum sie mir sagte, dass es genau dieses Essen für mich nicht gebe. Ob sie etwas gegen mich hätte?
Sie läuft puterrot an und entschuldigt sich damit, dass der Chef kurz nach meiner Bestellung die Küche wieder eröffnet habe. Na, wenigstens ist es ihr peinlich.
Während Juan überhaupt keine Pommes mag und ich sie liebe, stellen wir fest, dass ich auf dem ganzen Weg noch nicht ein einziges Mal Pommes hatte, während die Brasilianer jeden Tag Pommes serviert bekommen und sie nicht mehr sehen können.
Was wieder einmal beweist, dass derselbe Weg für jeden anders ist.
Die Jungs überlassen mir großzügig die Pommes und ich stopfe in mich hinein, was hinein geht. Welch ein Genuss! Welch erstklassige Mahlzeit. Kaltes Bier und salzige, fettige Pommes. Herrlich.
Man kann wirklich bescheiden werden, so als Pilger.
Die Brasilianer gestehen mir, dass sie wegen dem Abend mit Heather und mir ihre Pilgerreise fortsetzten.
„Wie?“, was sagen die da?
„An diesem Abend in Samos waren wir drei so fix und fertig und hatten überhaupt keine Lust mehr auf diese ewig gleiche und eintönige Latscherei, dass wir beschlossen hatten, den Weg abzubrechen und nach Hause zu fliegen.“
„Echt? So einen fertigen Eindruck habt ihr auf mich gar nicht gemacht.“ Auf die Idee den Weg auch abbrechen zu können, bin ich ja überhaupt noch nicht gekommen.
„Doch, wirklich. Wir waren so demoralisiert und hatten so keine Lust mehr auf das Pilgern, die ewig selben Pommes, Kirchen, Refugios, Blasen an den Füßen, dass wir uns gegenseitig nur noch runtergezogen haben. Bis zu dem Abend mit euch Beiden. Der war so erfrischend und lustig, dass wir einstimmig beschlossen haben, diesen Weg zu Ende zu gehen. Ihr habt unsere Sichtweise dieses Weges komplett verändert.“ Wow, das ist ein großes Kompliment. Ich freue mich sehr darüber, bedanke mich und esse weiter ihre Pommes, bevor sie kalt werden. Es ist schön, wenn man helfen kann.
Dann ruft mein Geliebter an. Der Gute. Gerade heute, als ich ihn so richtig schmerzhaft vermisse, schickt er keine sms, sondern ruft mich an. Ist das nicht einmal mehr ein Zeichen dafür, wie sehr wir füreinander geschaffen sind?
Es freut ihn, dass ich ihn so sehr vermisse und er vermisst mich auch. Jetzt geht es mir wieder richtig gut. Ich kaufe zwei eiskalte Wasserflaschen und trage jeweils eine in jeder Hand, als ich weiter gehe. Sie kühlen eine ganze lange Weile meine angeschwollenen Finger.
Irgendwann taucht eine private Pension mit Swimmingpool auf.
Soll ich mich dort für die Nacht einbuchen? Ich überlege und kann mich überhaupt nicht entscheiden. Unschlüssig stehe ich an der Straße, blicke auf die Pension und überlege, was ich nun tun soll. Ich stehe ziemlich lange an der Straße und überlege. Mein Hirn ist heute irgendwie nicht richtig funktionstüchtig.
Dann gehe ich in die Pension hinein. Vielleicht werd´ ich ja drinnen schlauer. Freie Zimmer haben sie, ja. Essen gibt es auch, erklärt mir der freundliche Servicemensch.
Hmm. In mir gibt es immer noch keine Entscheidung. Das hatte ich bisher so noch nicht. Mir für eine
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