Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
Vom Netzwerk:
von der Konkurrenz, ganz egal, um meine Frisur ist mir nicht bange.
    Frisur? Haare auf dem Kopf ist noch keine Frisur.
    Du bist sicher bloß neidisch. Wir reden später über die Nachbarin. Wenn du dich beruhigt hast. Er schmierte Butter auf seine Brote, belegte eines mit Käse, bestrich das andere mit Marmelade –

40. Üble Folgen der Laktoseintoleranz

    An dieser Stelle, lieber Leser, hat mein Lektor mir auf die Finger geklopft. Ich solle, raunzte er, derart sinnlose Details weglassen, das interessiere niemanden.
    Außer, wandte ich nach kurzem Überlegen ein, einer hat beispielsweise eine Laktoseunverträglichkeit, deren grässliche Folgen uns als grauenhaftes Bauchgrimmen anschließend noch nachhaltig beschäftigen werden, weil sie beispielsweise in ein schlimmes Nervenfieber münden, das ihn einen unüberlegten Mord begehen lässt, an den er sich hinterher nicht erinnert. Dies nur als Beispiel.
    Wenn wir schon dabei sind, sagte mein Lektor (er heißt übrigens Olaf, falls Sie ihm einen Brief schreiben und sich über irgendwas beschweren wollen; Sie können auch im Verlag anrufen und einfach nach Olaf verlangen, er ist dort bekannt wie ein bunter Hund), was sollte es, dozierte er, andereseits wen interessieren, ob Glaser derweil die Kaffeekanne aufschraubt oder zusammenschraubt oder schon längst zusammengeschraubt hat und gerade den Kaffee verschüttet. Dass so eine Espressomaschine spuckt und zischt, das ganze Tamtam, wir, die wir tagtäglich uns mit Espressokannen herumschlagen, wissen es ja alle selbst, wenn einer einmal nicht weiß, wie er sie bedienen muss, liest er eine Bedienungsanleitung.
    Wenn er Mitte dreißig ist, fügte ich hilfreich hinzu, und immer noch nicht damit klarkommt, am besten eine fürs Leben und lässt sich einweisen (Nervenfieber).
    Er seufzte. Lektor sein ist schwer.
    Wir sollten, lenkte ich ein, generell Büchern misstrauen, die sich allzu ausführlich mit detaillierten Beschreibungen harmloser Handgriffe abgeben, in der Regel mündet so was ins Nichts. Außer, ich hob die Stimme, ich zitiere:
    Warum erzähle ich das alles so ausführlich? Weil die geladene Atmosphäre jeder winzigen Kleinigkeit das Gewicht der Verrichtung gab, der ganz bestimmten und tief bedeutsamen Leistung. Es war einer jener überempfindlichen Augenblicke, wo jede automatische Bewegung, wie oft sie auch schon ausgeführt, wie lange zur Gewohnheit gewor den, zum eigenständigen Willensakt wird. (Raymond Chandler) Zitat Ende.
    Olaf gähnte, du liest zu viel, sagte er abschließend.
     
    Sydow sagte beiläufig: Es ist immer auffällig, wenn Leute sich dermaßen echauffieren. Wie eine allergische Reaktion. Meistens echauffieren sich die Leute beim Kinderthema, Kinder haben, keine Kinder haben, warum Kinder, warum keine Kinder, keine Kinder kriegen können, Kinder haben wollen, wenn sich die Leute nicht über das eine echauffieren, echauffieren sie sich über das andere, die einen haben eine Frau und wollen keine Kinder, die anderen wollen Kinder und haben keine Frau, wieder andere haben beides und wollen nichts davon, dann wieder die –
    Und du hast keine Frau. Keine Frau.
    Ja danke. Wirke ich nicht angemessen echauffiert? Findest du das aufreizend? Was soll ich tun, weinen? Da hilft kein Heulen und Zähneklappern, hat man Läuse im Pelz, dann hilft es nichts, zu winseln und zu wimmern.
    Rede doch nicht so einen Blödsinn, sagte Glaser genervt, du hast keine Läuse im Pelz, du trägst einfach nur einen zu dicken Schal, der dich zwickt und juckt, und hast keine Frau.
    Ja danke. Sydow hatte die Brote aufgegessen und schob den leeren Teller weg, das ist übrigens nicht von mir, sondern von der Frau von einem Räuberhauptmann. Wenn eine die Männer kennt, dann wohl sie. Ich möchte lieber so eine Frau.
    Woher kennst du Räuber und ihre Frauen, flüchtest du jetzt mangels Frau in mediale Welten, schaust du jetzt immer Fernsehen. Das ist sehr gefährlich. Experten warnen dringend vor der Flucht der Männer in mediale Welten, neulich las ich in der Zeitung, dass über zwei Drittel aller Zwanzigjährigen noch nie eine Freundin –
    Unsinn. Habe ich vielleicht einen Fernseher? Ich bin schlimmer als meine Oma, wenn ich wo einen Fernseher einschalten soll, geh ich hin und drück dort den Knopf am Gerät, weil ich die Fernbedienung immer verkehrt herum halte. Darum schaue ich auch immer nur einen Sender, bis wer sich erbarmt und mir umschalten kommt. Ich kenne Räuber nicht aus der medialen Welt, ich kenne sie noch von Ronja

Weitere Kostenlose Bücher