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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Stock. Ziemlich angetrunken versuchte er, sich auf das zu konzentrieren, was vor ihm lag. Mit jedem Schritt erstarb die Tanzcombo-Musik etwas mehr und wurde durch Jazztöne ersetzt. Es dauerte nicht lange, da erkannte er »Ain’t missbehavin’«. Das Klavier, eine Trompete und der Rhythmus der Trommeln schoben ihn nach vorn. Die Stimme, glockenrein wie die Sarah Vaughans, sog ihn förmlich an. Die Musik erfüllte ihn voller Wehmut, schön und warm.
    Er blieb in der Türöffnung stehen und blockierte den Ein- und Ausgang, wurde geknufft und merkte es nicht. Die Sängerin, eine füllige Person um die fünfzig, blinzelte ihm zu und lächelte ein wenig über seine Faszination, während die Trompete in ein Solo überging. Als der letzte Ton des Stücks durch den Raum vibrierte, stand er direkt vor der Bühne und applaudierte wie ein Besessener. Kurz darauf wurde er unsanft und erbarmungslos durch die Tür geschoben.
    »Das hier ist ein privates Fest.« Da schlug die Tür zum Paradies vor seinen Augen zu. Und genau in dem Moment, in der Sekunde, als die Tür zufiel, sah er sie an einem der Tische sitzen. Die Erscheinung vom Bahnhof. Sie unterhielt sich eifrig mit einem älteren Mann. Er hatte den einen Arm über die Rückenlehne ihres Stuhls gelegt.
    »Wie heißt sie?«, fragte Arvidsson den Wachmann am Eingang. Es herrschte kein Zweifel, wen er meinte – sie überstrahlte alles. Die Augen des muskelbepackten Riesen vor ihm betrachteten ihn und bekamen ein neckisches Glitzern.
    »Na, das wüsstest du gern, was?«
    »Ja.«
    »Die ist nichts für dich, Mann. Die ist …«
    »Wie heißt sie?«
    »Wenn du mir versprichst, dich ruhig zu verhalten und dann schön runter zum Fußvolk zu gehen, dann sag ich es dir. Aber dann lässt du für den Rest des Abends mal die Luft raus, okay?«
    »Okay.«
    »Felicia.«
    »Nachname?«
    »Wäre mir an deiner Stelle ziemlich egal. Und jetzt hau ab, ehe ich dich rauswerfe.«
    »Danke.«
    »Da nicht für.«
     
    »Wo warst du denn? Wir haben uns schon gefragt, ob dir was passiert ist.« Svenne sammelte Per mit einer Umarmung auf und lenkte ihn zu dem Tisch, an dem die andern saßen.
    »Da oben. Ich hatte eine Erscheinung.« Per lachte, als er Svennes verständnisloses Gesicht sah, und als er einmal angefangen hatte zu lachen, konnte er nicht mehr aufhören. »Eine fast religiöse Erscheinung.«
    Pers Tränen rannen, und je erstaunter Svenne ihn ansah, desto lustiger wurde alles. Am Ende konnte er nicht mehr aufrecht stehen, weil seine Bauchmuskeln sich so verkrampften. Er sank an den nächsten Tisch, wo eine Frau allein saß und mit einem Feuerzeug spielte. Sie kokelte die Serviette ein wenig an, löschte anschließend die Glut im Teller und sah dabei richtig sauer aus, was die Sache nicht weniger komisch machte.
    »Was du auch gesoffen hast, jetzt mach mal halblang, ja? Sonst fliegst du raus. Guck mal, der Wachmann da drüben checkt dich schon ab, merkst du das nicht? Per, verdammt, reiß dich zusammen.« Svenne sah ihn streng an. Als ob man auf Befehl aufhören könnte. »Jetzt benimm dich mal so, dass wir uns nicht für dich schämen müssen.«
    Svenne klang wie eine Mutti, wie Britt. Jetzt schüttelte er den Kopf mit demselben ruckartigen Klappen, mit dem man ein Fieberthermometer runterschlägt. Arvidsson sah, wie er davonging, um sich bei den anderen Hilfe zu holen. Das Lachen blubberte hoch und kochte wieder über, während er das Bier runterkippte, das Svenne für ihn an der Bar geholt hatte. Eigentlich wusste er schon gar nicht mehr, was so rettungslos komisch war. Vielleicht war es einfach nur eine besondere Art Glück. Die Erscheinung hatte einen Namen bekommen, sie hieß Felicia. Er versuchte, Felicia mit anderen Nachnamen zu verbinden. Felicia Hamilton, Felicia af Sparre, Felicia Lind, so wie Cecilia Lind in dem Lied.
    In seinem nebulösen Zustand konnte Per Arvidsson gerade noch ein sausendes Geräusch vernehmen, ehe eine Handtasche durch die Luft geflogen kam und ihn mit ihrer harten Schnalle an der Stirn traf. Dann eine schallende Ohrfeige und ein erneuter Angriff mit der Handtasche. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass die finstere Person, die in der Ecke gesessen und an einem Martini Bianco genippt hatte, Bella mit der Blaubeermütze war, die er im Zug nach Örebro getroffen hatte. Zurzeit allerdings ohne Blaubeermütze.
    Arvidsson schützte sein Gesicht mit der Hand und versuchte, sie mit der anderen abzuwehren. Obwohl die Musik auf voller Lautstärke dröhnte,

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