Schwarzes Verlangen
Dämon in seinem Inneren. Er brauchte den sichtbaren Beweis seiner Schande. Seiner Trauer. Seines Versagens. Irgendetwas, egal was, nur nicht dieses … Nichts.
Nichts. Ja. Das war alles, was ihm jetzt noch blieb.
Seine Frau, die Liebe seines Lebens, war fort. Umsonst! Wusste sie nicht, dass er ohne sie keinen Frieden finden konnte?
Hinter seinen Augen musste er die Tränen zurückgehalten haben, denn plötzlich strömten sie hervor, wie Flüsse der Pein. Er schluchzte wie ein Baby, und es war ihm egal, ob ihn jemand so sah. Wachen und Opulen kamen zu ihm und versuchten, mit ihm zu reden, wollten erfahren, was geschehen war, doch er fauchte sie so erbittert an, dass sie Hals über Kopf flüchteten.
„Wie konntest du das tun?“, fragte er Tink anklagend. Doch er kannte die Antwort bereits, nicht wahr? Sie hatte sein Leben mehr geliebt als ihr eigenes. „Wie?“
Mit den Fingern strich er durch ihr weiches Haar – ihr weiches blondes Haar? Ja. Blond. Selbst ihr Gesicht hatte sich verändert. Sie sah aus wie Petra, und kurz blitzte Hoffnung in ihm auf, der Gedanke, Petra sei gestorben und nicht seine Frau. Doch dann verwandelten sich ihr Haar und ihre Züge erneut, und er blickte auf jemanden hinab, den er nicht kannte.
Als sie ein drittes Mal die Gestalt veränderte und das seltsame Bild sich eine Stunde lang hielt, dann noch eine, traf ihn die Erkenntnis, und sämtliche Hoffnung erlosch. Dies war Tink, die blonde Frau von Danikas Gemälde, und sie war tot.
Sie hatte von der Phönix geborgt, hatte ihre Fähigkeiten als Gestaltwandlerin übernommen, das war alles. Denn jetzt, da die Verwandlungen aufgehört hatten, war auch jener letzte Funke, der sich zu entzünden versucht hatte, verloschen.
Seine Tink war tot, und sie würde niemals zurückkehren.
Er schrie in den Himmel hinauf.
Jetzt hatte er seine Freiheit, doch der Preis dafür war zu hoch gewesen.
Er wollte um sich schlagen, jemanden umbringen, etwas zerstören, doch er brachte es nicht über sich, seine Tink loszulassen. Also saß er dort, selbst als die Sonne hinter dichten Wolken verschwand und der Regen in Strömen auf ihn niederprasselte. Er saß noch immer da, als der Tag zur Nacht wurde.
Ein paar Meter weiter tauchte Malcolm auf. Seine Haut war leichenblass, die Lippen hatte er zu einem schmalen Strich zusammengepresst.
In Kanes Kehle stieg ein Grollen empor.
„Ich weiß, dass ich im Moment der Letzte bin, den du sehen willst, aber ich muss dir von dem erzählen, was ich erfahren habe. Ich … bin zu meinem Anführer gegangen und habe ihm gesagt, was ich getan habe. Er hat mir versichert, dass du auch ohne deinen Dämon überleben wirst, genau wie das Mädchen es sich gewünscht hat.“
Sieh an, wer hätte das gedacht? Kane konnte seine Frau doch loslassen. Mit geballten Fäusten erhob er sich. „Ich mag vielleicht überleben, aber du ganz sicher nicht.“
Der Gesandte hob das Kinn. „Lass mich ausreden, Krieger.“
„Wie konntest du sie umbringen? Es ist dir verboten, Menschenleben zu nehmen, und sie war zur Hälfte ein Mensch.“
„In dem Moment, als sie deinen Dämon eingelassen hat, habe ich aufgehört, sie so zu sehen.“
„Das ändert nichts an euren Regeln.“
„Nein, genauso wenig ändert es etwas an meinen Umständen. Ich wäre so oder so bestraft worden.“
Muss … töten …
Doch der Krieger war immer noch nicht fertig. „Ich habe mich geirrt, als ich dir erzählt habe, du würdest leer zurückbleiben. Dein Gefäß wurde nicht ausgekippt. Stattdessen wurde Wasser hineingegossen, das langsam den Platz des Öls eingenommen hat. Jetzt bist du mit diesem Wasser angefüllt … mit Liebe. Der … Tod deiner Frau tut mir leid.“
„Das spielt jetzt keine Rolle mehr.“ Er zückte zwei Dolche.
Der Gesandte seufzte. „Du willst nicht mit mir kämpfen.“
„Da hast du recht. Ich will dich umbringen.“ Blitzschnell schleuderte er einen der Dolche und zielte dabei auf Malcolms Hals, doch der verschwand, und harmlos pfiff die Waffe durch die Luft und grub sich in einen Baum. Direkt im Anschluss tauchte der Mann wieder auf.
Kane warf den anderen Dolch, und der Gesandte wiederholte das Manöver.
Entschlossen marschierte er los. Dann würden sie das eben mit den Fäusten klären.
„Deine Frau.“ Stirnrunzelnd neigte Malcolm den Kopf zur Seite, während er über Kanes Schulter hinwegblickte. „Sie brennt.“
Kane wirbelte herum und sah Flammen über ihre großen Zehen tanzen. Erneut flackerte Hoffnung in ihm auf,
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