Schwarzes Verlangen
vielleicht mal verraten, was hier los ist und warum ich dich ständig sehe?“
„Will ich? Nein. Werde ich?“ Malcolm zuckte mit den Schultern. „Gleich. Aber verrat mir doch zuerst, warum du so unglücklich bist.“
„Unglücklich? Wo ich doch alles erreicht habe, was ich vorhatte, indem ich Tink ein neues Leben geschenkt habe, einen Grund , zu leben?“ Er versuchte, abfällig zu schnauben. Und scheiterte.
„Ja“, beharrte der Gesandte.
„Was interessiert dich das?“
„Dazu werden wir ebenfalls noch kommen.“
Gereizt knackte Kane mit dem Kiefer und gestand: „Ich will meine Frau nicht verlassen. Niemals. Ich würde ja zu der alten Situation mit Katastrophe zurückkehren, aber ich will genauso wenig, dass der Dämon ihr wieder schaden kann. Kurz gesagt: Was ich auch tue, ich bin am Arsch.“
„Und das ist der Knackpunkt bei einem Fluch wie deinem. Aber vielleicht kann ich es dir wenigstens ein bisschen leichter machen.“
„Wie meinst du das?“, fragte Kane knapp.
Mich wirst du niemals los , raunte Katastrophe mit seiner tiefen Stimme in Kanes Kopf. In seiner Entschlossenheit zu überleben, hatte der Dämon seine Angst vor Malcolm verloren.
Kane ballte die Fäuste.
„Ich werde Katastrophe töten, ein für alle Mal“, eröffnete ihm Malcolm. „Ich werde das Böse aus dir ausbrennen. Kein Dämon kann vor dem Feuerschwert bestehen. Das Problem dabei ist, dass …“
„… das auch mich umbringen wird“, beendete Kane seinen Satz in gedämpftem Ton. Immer wieder lief es darauf hinaus. „Wie soll mir das dabei helfen, das zu bekommen, was ich mir am meisten wünsche? Eine dämonenfreie Zukunft mit meiner Frau?“
„Gar nicht. Aber wenigstens wird dein Geist weiterleben.“
„Genau dasselbe würde auch ohne dein Feuerschwert passieren.“
„Ja, aber ohne das Feuer bleibt die Essenz des Dämons, seine Bösartigkeit, ein Teil von dir, und wenn du stirbst, wird dein Geist hinabfahren, statt aufzusteigen.“
Mit anderen Worten: Wenn er so starb, wie er es beabsichtigt hatte, würde sein Geist zur Hölle fahren. Für alle Ewigkeit. Von Neuem gefangen unter Dämonen. Plötzlich fiel Kane das Atmen schwer. Einen solchen Ausgang hatte er nicht in Betracht gezogen. „Mein Freund Baden ist enthauptet worden, während er besessen war. Er ist in ein anderes Reich gegangen.“
„Exakt, und dieses Reich liegt in einem Teil der Hölle. Noch wissen die Insassen das nicht, aber sie werden es schon bald erfahren. Die Wände werden mit jedem Tag ein wenig dünner.“
Entsetzt raufte Kane sich die Haare. Der arme Baden.
„Wenn ich das tue“, fuhr Malcolm fort, „werde ich möglicherweise aus dem Himmel verstoßen. Einen Mann zu töten ist gegen die Regeln.“
„Ich bin nicht wirklich ein Mann.“
„Aber nah genug dran. Wahrscheinlich.“
„Also gut, was verlangst du als Gegenleistung?“, fragte er.
„Deinen Ehering.“
„Meinen Ring?“
Der Gesandte rang sich ein einzelnes, steifes Nicken ab. „Du hast richtig gehört. Und denk dran, Katastrophe wird sich noch ein letztes Mal aufbäumen. Er ist schwach, aber er wird nicht kampflos aufgeben. Ich habe da so eine Ahnung, dass das Chaos, das er in New York angerichtet hat, dagegen ein Kindergeburtstag war.“
Und Tink wäre mittendrin.
„Also, haben wir eine Abmachung?“, fragte Malcolm. „Du gibst mir den Ring, und ich töte dich und deinen Dämon, bevor er die Gelegenheit hat, ein letztes Mal um sich zu schlagen.“
Wenn er Nein sagte, könnte Tink in dem Chaos, das Katastrophe anrichten würde, ihr Königreich verlieren. Sie könnte verletzt werden. Oder Schlimmeres.
Hatte er überhaupt eine Wahl?
„Gib mir noch eine Nacht mit meiner Frau. Wir treffen uns bei Sonnenaufgang in den Gärten. Also, ja, wir haben eine Abmachung.“
Josephina verlor den Überblick, wie oft Kane sie in dieser Nacht liebte, bevor er in einen erschöpften Schlaf fiel. Doch sie wurde seiner Avancen nie müde – denn sie wusste, was er vorhatte. So verbunden, wie sie mit ihm war, hatte sie sich beim Aufwachen in seinem Kopf wiedergefunden. Sie musste sich nicht einmal mehr bemühen. Dieses Mal hatte sie seine Unterhaltung mit dem Gesandten mit angehört.
Sie hatte geglaubt, sie wüsste, wie dringend ihr Ehemann Katastrophe tot sehen wollte. Doch da hatte sie sich getäuscht. Er war bereit, selbst zu sterben.
Zu sterben.
Ihr traten Tränen in die Augen, und ihr Kinn zitterte leicht. Verstand er denn nicht, dass sie ohne ihn verloren wäre? Dass sie
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