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Schweineblut

Schweineblut

Titel: Schweineblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
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war
völlig ahnungslos. Michael war ein Schwein, Herr Borsch. Und ich habe ihn
geliebt.«
    »Musste er deshalb sterben?«
    »Ich habe ihn gehasst, aber ich habe ihn nicht umgebracht!«
    »Was ich nicht verstehe: Wie sind Sie an diese Aufnahmen gekommen?«
    »Raimund hat sie mir gegeben.«
    »Raimund Kamphausen? Woher hatte er die denn?«
    »Voogt hat sie ihm auf DVD gebrannt. Er hat allen eine DVD
geschenkt, jedem, der sie haben wollte.«
    »Warum hat Kamphausen Ihnen die DVD gezeigt?«
    »Wir drei waren Freunde, von Kindheit an. Wirklich echte Freunde.
Wir hätten nicht gedacht, dass uns jemals etwas auseinanderbringen könnte.« Sie
machte eine Pause. »Er war entsetzt über die Pornos. Aber Michael hat nur
gelacht und ihn einen Spielverderber genannt. Raimund hat versucht, ihm
klarzumachen, was er damit anrichtet. Aber Michael hat nicht auf ihn gehört. Er
hat auf niemanden mehr gehört.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Seit er den Holländer kennengelernt hatte, war Michael von einem
Tag auf den anderen wie ausgewechselt. Wie ein Hund ist er hinter van Bommel
hergelaufen. Marco hier, Marco da.«
    »Haben Sie gewusst, welche Geschäfte van Bommel macht?«
    »Nein. Ich weiß nur, dass er reich ist und mit seinem Geld um sich
wirft. Das hat Michael imponiert. Michael hat gesagt, dass sich in Bracht nie
etwas ändern werde. Dass er keine Luft mehr bekomme hier. Und dass van Bommel
ihn mitnehmen werde in diese neue Welt, in der nur Erfolg und Reichtum zählen.
Michael hatte zum Schluss immer nur noch ein Gesprächsthema: sein neues Leben.«
    »Und wie haben Sie reagiert?«
    »Ich habe versucht, ihm klarzumachen, dass er es doch gut habe. Dass
Bracht vielleicht ein Dorf ist, aber eines, in dem man leben kann, und zwar
gut. Aber je mehr ich auf ihn eingeredet habe, umso mehr hatte ich das Gefühl,
dass er mir entgleitet. Die Pornos waren der Beweis. Er hat nur noch damit
geprahlt, wie geil die Weiber auf ihn und seinen Schwanz seien. Dass er jeden
Tag eine andere haben könne und dass er jeden Tag eine andere hatte.«
    »Hat Raimund Kamphausen Ihnen das erzählt?«
    Sie nickte.
    »Liebt er Sie?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Raimund ist ein echter Freund, mit dem ich
alles besprechen kann. Aber wir lieben uns nicht.«
    »Sind Sie sich da ganz sicher?«
    »Ich liebe ihn nicht. Ich respektiere ihn. Raimund hat verstanden,
dass ich Michael nicht mehr lieben konnte und dass er dabei war, mein Leben zu
zerstören. Ich würde alles für Raimund tun.«
    »Hat Raimund Kamphausen Voogt getötet? Er hat immerhin ein Motiv,
nach allem, was Sie mir erzählt haben.«
    »Raimund? Nein.«
    »Nicht weit von der Leiche lag die Medaille vom ›Bund Historische
Deutsche Schützenbruderschaft‹.«
    »Ich weiß. Aber Raimund würde nie jemanden töten.«
    »Ich würde ihn das gerne fragen, wenn ich könnte.«
    »Ich weiß nicht, wo er ist. Wirklich, Herr Kommissar.«
    »Was wollten Sie von van Bommel?«
    »Er hat Michael auf dem Gewissen. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte
sich Michael nicht so verändert. Das weiß ich.«
    »Deshalb wollten Sie van Bommel angreifen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich wollte mich nur verteidigen können.
Mir … mir ist nichts anderes eingefallen. Ich weiß, dass das dumm war. Aber ich
wollte mich nur schützen.«
    »Weiß Ihr Vater von den Videos?«
    »Ich glaube nicht. Vielleicht ahnt er etwas. Ich glaube, dass man
ihn aus der Sache rausgehalten hat. Seine Kameraden in der Bruderschaft haben
nämlich Angst vor ihm.«
    »Haben Sie auch Angst vor ihm?«
    »Nicht mehr. Das ist vorbei. Ich will endlich mein eigenes Leben.
Aber das will mein Vater nicht verstehen. Für ihn bin ich immer noch die kleine
Tochter, die zu tun hat, was der Vater sagt.«
    »Ihre Mutter lebt nicht mehr?«
    »Sie ist gestorben, als ich noch ein Kind war.«
    Frank sah Barbara Thofondern lange an. »Wenn Sie es nicht waren,
könnte dann Ihr Vater Michael Voogt getötet haben?«
    Bisher hatte Barbara Thofondern Franks Blicken standgehalten. Nun
aber drehte sie sich weg.
    »Mein Vater? Ein Mörder?« Ihre Augen wurden wieder feucht.
    »Nehmen wir an, er hat von den Aufnahmen erfahren, einer der
Schützenkollegen hat nicht dichtgehalten. Er hat Voogt bestrafen wollen für
das, was er seiner Tochter angetan hat. Sie wissen doch selbst, dass Ihr Vater
sehr jähzornig werden kann. Er hat auf Voogt eingestochen, ihn getötet und dann
die Medaille hingelegt, um uns auf die falsche Spur zu locken. So hätte er zwei
Fliegen mit einer Klappe

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