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Sepp und seine Bande

Sepp und seine Bande

Titel: Sepp und seine Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Höfling
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erkundigte sie sich bei dem jungen Besucher.
    „Ja, der Pöttgen — eh — Dr. Pöttgen, unser Klassenlehrer, hat gesagt, Willem müsse die nächste KL in Englisch unbedingt hinkriegen.“
    „Krieg’ ich auch!“ schrie Willem gereizt.
    „Sonst würde er wieder nicht steigen“, fuhr Sepp unbewegt fort.
    Frau Bergs’ besorgter Blick ging erst zu ihrem Sohn und blieb dann auf Sepp haften.
    „Steht Willem wirklich so schlecht?“
    Doch noch ehe Sepp antworten konnte, schrie Willem dazwischen, aufgeregt wie ein Ameisenhaufen, in dem man mit einem Stock herumstochert.
    „Der Pöttgen übertreibt!“
    „Das scheint mir nicht so“, widersprach ihm seine Mutter, die ihren Sohn nur allzu gut kannte.
    „Der hat einen Pik auf mich“, fuhr Willem erregt fort. „Schon immer. Ich kann machen, was ich will — der läßt mich todsicher sitzen.“
    Energisch schüttelte Sepp den Kopf.
    „Nein, im Gegenteil! Er möchte gern, daß du steigst. Das hat er heute ausdrücklich gesagt. Aber er kann dir nur dann eine bessere Note in Englisch geben, wenn du wenigstens die nächste Arbeit am Samstag so einigermaßen gut schreibst.“
    „Aber was soll der arme Junge denn machen, wenn er die ganze Woche im Bett liegen muß und nichts lernen kann?“ wandte Frau Bergs ein.
    „Er kann lernen.“
    „Nein, er darf nicht aufstehn und zur Schule gehn. Das hat der Arzt ausdrücklich verboten.“
    „Ich geh’ zur Schule — und Willem lernt hier“, erklärte Sepp weiter. „Ich meine, ich pauke mit ihm durch, was wir am Morgen gelernt haben.“
    „Ausgerechnet du!“ maulte der dicke Willem, aber es lag nicht mehr viel Widerstand in seinem Einwand, sondern eher Ergebenheit in sein Schicksal und eine gewisse Neugier, wie das zwischen ihm und Sepp eigentlich weitergehen würde. „Ausgerechnet du!“
    „Wer denn sonst?“ wollte Sepp wissen. „Von deinen Freunden ist ja wohl keiner gekommen — oder?“ Der dicke Willem schwieg verbissen, dafür schaltete sich seine Mutter erneut ein.
    „Der Vorschlag von deinem Freund — eh, von Sepp — ist gar nicht so schlecht. Nachholen mußt du das Versäumte doch irgendwann einmal. Warum also nicht gleich? Vielleicht hilft dir das überhaupt weiter.“
    „Ja“, erklärte Sepp, „ich habe gedacht, ich bleibe gleich hier. Bis zum Mittagessen habe ich noch eine Stunde Zeit. Am besten fangen wir gleich mit der englischen Grammatik an...“
    Und so paukten die beiden Feinde eine ganze Stunde lang und dann Tag für Tag: Sepp war der Pauker — Willem der Schüler. Und Willem fügte sich seinem alten Erzfeind...

    Hin und wieder muffelte der Häuptling der Wölfe zwar noch, aber bei jedem neuen Besuch wurde er zahmer und zahmer. Sein Knurren war eher eine Gewohnheitssache, sozusagen mehr angeboren als wirklich ein Zeichen von Unwillen. Lernen empfand der dicke Willem zwar nicht gerade als Mordsgaudi; aber verflixt noch mal! — dieser Sepp hatte eine Art an sich, einem etwas einzutrichtern, daß es einem fast Spaß machte!
    „Mann, an dir sind zehn Pauker verlorengegangen!“ sagte Willem bereits am dritten Tag anerkennend. „Beim Pöttgen hätte ich das niemals kapiert. Aber bei dir flutscht das wie mit Butter geschmiert!“
    Es war sein erstes Lob für das „Baby mit dem Sepplhöschen“ — er fühlte seine Feindschaft dahinschmelzen wie Schnee in der Frühlingssonne und die ersten zarten Knospen der Freundschaft sprießen.
    Schon von Dienstag an war Sepp eine Stunde vor dem Essen gekommen und nachmittags sogar zwei bis drei Stunden. Sobald Willem den Unterrichtsstoff vom Vormittag nachgeholt hatte, büffelten sie zusammen Englisch und immer wieder Englisch.
    Bereits drei Tage später hatte der dicke Willem das Gefühl, als halber Engländer auf die Welt gekommen zu sein. Als seine Mutter einmal ins Zimmer trat, während er gerade im Bett liegend vor sich hin büffelte, und ihn fragte, ob er etwas zu essen wünsche, da geschah es, daß er ihr völlig unbewußt auf englisch zurief:
    „Please, mother, don’t disturb me now. I’m terribly busy!“
    Kein Wunder, daß er sich sogar nachts im Traum mit der englischen Grammatik herumschlug wie mit einem Ungeheuer. Doch Willem hatte den Kampf nun einmal aufgenommen, und er war — wie bei jedem Kampf — fest entschlossen zu siegen! Nur — diesmal galten die Fäuste nichts, das Köpfchen jedoch alles!
    Wenn der dicke Willem nicht gerade ochste, grübelte er über das Fußballspiel gegen die Mittelstufe des Mozart-Gymnasiums nach, und die

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