Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville
Wahrscheinlich waren sie vom fauligen Gestank des Morastes vertrieben worden, als sich der Sumpf immer enger um sie schloß. In einer dieser Hütten bewiesen ein Haken mit Kette und viele abgenagte Knochen, wo der Hund gehaust hatte. Ein Skelett, an dem noch ein paar braune Haare hingen, lag zwischen diesen Resten.
»Ein Hund!« rief Holmes. »Mein Gott, ein Spaniel. Der arme Dr. Mortimer wird seinen kleinen Hund niemals wiedersehen. Nun, ich glaube nicht, daß dieser Ort noch Geheimnisse birgt, die wir nicht schon ergründet hätten. Er konnte den Hund zwar hier verstecken, aber er konnte seine Stimme nicht abstellen.
Von dort kam also das Geheul, das selbst bei Tageslicht nicht angenehm zu hören war. Wenn es
notwendig wurde, hatte er auch die Möglichkeit, den Hund in einem Schuppen beim Haus Merripit zu halten, aber das war immer ein Risiko, und nur an diesem ganz besonderen Tag, den er als das Ende all seiner Mühen angesehen hatte, wagte er es. Die Paste in dieser Dose ist ohne Zweifel die Leuchtfarbe, mit der das Vieh angestrichen wurde. Angeregt wurde dies alles durch die Geschichte vom Familien-Höllenhund und dem Verlangen, Sir Charles zu Tode zu erschrecken. Kein Wunder, daß der arme Teufel von Sträfling rannte und schrie, als er diese Kreatur im Dunkeln über das Moor auf sich zukommen sah, genau wie es unser Freund getan hat, und wie wir es wahrscheinlich auch getan hätten. Es war ein raffinierter Plan, denn ganz abgesehen davon, daß er seine Opfer zu Tode jagte — welcher Bauer hätte es gewagt, sich solch ein Ungeheuer näher anzusehen, wenn er seiner ansichtig wurde, wie es mehrfach geschehen ist? Ich habe es in London gesagt,
Watson, und ich sage es jetzt wieder: Wir haben noch nie einen gefährlicheren Mann zur Strecke gebracht als den, der dort unten liegt.«
Holmes wies mit seinem langen Arm auf die gewaltige Weite des mit grünen Flecken durchsetzten
Sumpfes, der sich bis zu den rötlichen Hängen des Moores erstreckte.
15. KAPITEL
Ein Rückblick
Es war Ende November. Holmes und ich saßen an einem rauhen, nebligen Abend in unserem
Wohnzimmer in der Baker Street vor dem Kamin, in dem ein flackerndes Feuer brannte. Seit dem
tragischen Ende unseres Besuches in Devonshire hatte er zwei weitere Fälle bearbeitet, die beide von größter Bedeutung waren. Im ersten Fall hatte er das schändliche Verhalten Colonel Upwoods im
Zusammenhang mit der berühmten Falschspielaffäre im Nonpareil-Club aufgedeckt, im zweiten die
unglückliche Ma dame Montpensier vor der Mordanklage bewahrt. Es ging um den angeblichen Tod ihrer Stieftochter, Mademoiselle Garere. Bekanntlich wurde die junge Dame sechs Monate später
quicklebendig und glücklich verheiratet in New York entdeckt. Mein Freund hatte die vielen
Schwierigkeiten dieser beiden Fälle er folgreich gemeistert und war deshalb bester Laune.
So war es mir möglich, ihn zu überreden, mit mir die Einzelheiten des Baskerville-Falles zu erörtern. Ich hatte geduldig auf diese Gelegenheit gewartet, denn ich wußte, daß er es niemals zuließ, daß zwei Fälle sich überschnitten und sein klarer um logischer Verstand von der augenblicklichen Arbeit abgezogen wurde, um Erinnerungen an die Vergangenheit nachzuhängen.Überdies befanden sich Sir Henry und Dr.
Mortimer gerade in London auf ihrem Weg zu der langen Weltreise, die ihm zu Erholung und
Wiederherstellung seiner zerrütteten Nerven verschrieben worden war. Sie hatten uns an jenem
Nachmittag besucht, so daß es ganz natürlich war, daß das Gespräch auf die alte Sache kam.
»Der Verlauf der Ereignisse«, sagte Holmes, »war für den Mann, der sich Stapleton nannte, einfach und gradlinig. Uns erschien alles äußerst kompliziert, denn wir hatten ja am Anfang keine Möglichkeit, die Motive seiner Handlungen zu erkennen, und kannten nur einen Teil der Tatsachen. Ich hatte die
Möglichkeit, zwei Gespräche mit Mrs. Stapleton zu führen, die den Fall nun ganz und gar aufklären. Ich glaube nicht, daß noch irgend etwas daran rätselhaft ist. Sie werden ein paar Notizen über diesen Fall unter dem Buchstaben B in meinem Ordner finden.«
»Vielleicht sind Sie so freundlich, mir aus dem Gedächtnis einen kurzen Überblick vom Verlauf der Geschehnisse zu geben?«
»Gewiß, wenn ich auch nicht dafür garantieren kann, daß ich alle Tatsachen im Gedächtnis habe. Die intensive Konzentration auf eine einzige Sache bewirkt seltsamerweise, daß manches aus der
Vergangenheit ausgelöscht ist. Ein
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