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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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sollte folgendermaßen gehen: Zuerst lagert man Silber auf dem Objekt ab, indem man mit einem Reduktionsmittel Silber aus einem Silbernitratbad ausfällt (so wie man Spiegel herstellt); dann taucht man das Objekt, mit dem Silber als Leiter, in ein Elektrogalvanisierbad, und das Silber wird plattiert.
    Das Problem war: bleibt das Silber auf dem Objekt haften?
    Es haftet nicht. Es blättert leicht ab. Deshalb gab es noch einen Schritt dazwischen, um dafür zu sorgen, daß das Silber besser an dem Objekt haftet. Es kam auf das Material an. Bei Stoffen wie Bakelit, das damals ein wichtiges Plastik war, hatte mein Freund herausgefunden, daß das Silber gut auf der Oberfläche haftete, wenn man diese zunächst mit einem Sandstrahlgebläse behandelte und dann das Objekt stundenlang in Zinnhydroxyd einweichte, das sich in den Poren des Bakelits festsetzte.
    Aber es funktionierte nur bei einigen wenigen Plastiksorten, und dauernd kamen neue Sorten heraus, wie etwa Methylmethacrylat (das wir heute Plexiglas nennen), die wir zunächst nicht direkt mit Metall überziehen konnten. Und Zelluloseacetat, das sehr billig war, war auch eine Plastiksorte, die wir zunächst nicht plattieren konnten, obwohl wir schließlich entdeckten, daß es sich recht gut plattieren ließ, wenn man es ein Weilchen in Natriumhydroxyd tat, bevor man das Stannochlorid anwandte.
    Ich war als »Chemiker« in der Firma recht erfolgreich. Mein Vorteil war, daß mein Kumpel nie etwas mit Chemie zu tun gehabt hatte; er hatte keine Experimente gemacht; er wußte nur dann und wann mal, wie man etwas macht. Ich machte mich an die Arbeit, indem ich viele verschiedene Materialproben in Flaschen tat und alle möglichen Chemikalien dazugab. Dadurch, daß ich alles ausprobierte und über alles den Überblick behielt, fand ich Möglichkeiten, eine größere Auswahl von Plastiksorten zu plattieren, als er es vorher gekonnt hatte.
    Außerdem konnte ich sein Verfahren vereinfachen. Aus Büchern lernte ich, als Reduktionsmittel statt Glukose Formaldehyd zu verwenden, und auf diese Weise konnte ich das Silber unmittelbar hundertprozentig zurückgewinnen, statt es später aus einer Lösung zurückgewinnen zu müssen.
    Es gelang mir auch, das Zinnhydroxyd in Wasser aufzulösen, indem ich ein wenig Salzsäure hinzugab - daran erinnerte ich mich von einem Chemie-Kurs am College her -, so daß ein Schritt, für den man sonst Stunden brauchte, jetzt etwa fünf Minuten dauerte.
    Meine Experimente wurden dauernd von dem Verkäufer unterbrochen, der mit irgendeinem Plastik von einem aussichtsreichen Kunden zurückkam. Ich hatte all diese Flaschen bereitstehen, und alles war gekennzeichnet, und dann hieß es plötzlich: »Sie müssen das Experiment abbrechen und einen >Super-Auftrag< für die Verkaufsabteilung ausführen!« So mußten eine Menge Experimente mehr als einmal in Angriff genommen werden.
    Einmal gerieten wir in unheimliche Schwierigkeiten. Irgendein Künstler versuchte, ein Bild für das Titelblatt eines Magazins zu machen, bei dem es um Autos gehen sollte. Er hatte sehr sorgfältig ein Rad aus Plastik modelliert, und irgendwie hatte der Verkäufer ihm erzählt, wir seien in der Lage, alles zu plattieren, deshalb wollte der Künstler, daß wir die Nabe mit Metall überzogen, so daß sie silbern glänzte. Das Rad war aus einer neuen Plastiksorte gemacht, und wir wußten nicht so recht, wie wir sie plattieren sollten - eigentlich war es so, daß der Verkäufer nie wußte, was wir nun plattieren konnten, deshalb versprach er immer alles mögliche -, und beim erstenmal klappte es nicht. Um das in Ordnung zu bringen, mußten wir die Silberschicht herunterbringen, und das gelang uns nicht so ohne weiteres. Ich beschloß, konzentrierte Salpetersäure zu verwenden, was zwar das Silber herunterbrachte, dafür aber Narben und Löcher in dem Plastik hinterließ. Bei der Sache kamen wir wirklich in Teufels Küche! Tatsache ist, wir machten eine Menge Experimente »in des Teufels Küche«.
    Die anderen Burschen in der Firma fanden, wir sollten Anzeigen in die Zeitschrift Modern Plastics setzen. Ein paar Sachen, die wir mit Metall überzogen hatten, waren sehr hübsch. Sie machten sich gut in den Anzeigen. Wir hatten auch ein paar Dinge vorne in einem Schaukasten, damit interessierte Kunden sich das ansahen, aber niemand konnte die Sachen in den Anzeigen oder in dem Schaukasten in die Hand nehmen, um zu sehen, wie gut der Metallüberzug dranblieb. Einige davon waren vielleicht

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