Tanz der Gefuehle
Kapitel 1
Emma stand seit zwanzig Minuten vor dem Spiegel und hatte keinen Schimmer, was sie anziehen sollte. Ihr gesamter Kleiderschrankinhalt lag auf dem Boden verstreut, doch es ließ sich einfach nichts Passendes finden. Die Entscheidung wäre ihr wesentlich leichter gefallen, wenn James ihr verraten hätte, wo es überhaupt hinging. Aber alles, was er gesagt hatte, war, dass sie sich das Wochenende freinehmen und um 15 Uhr in seiner Firma sein sollte. Immerhin wäre es ihr erstes Date und das solle etwas Besonderes sein. Wenn man allerdings genau sein wollte, war es bereits ihr zweites Date. Das erste Mal lockte er sie und ihre Chefin zu einem Geschäftsessen, nur hatte sich Annabel an diesem Abend nicht wohlgefühlt und so hatte Emma mit James allein essen müssen. Wie sie den begehrtesten und wohlhabendsten Junggesellen der Stadt überhaupt kennengelernt hatte?
Nachdem Emma von ihrem Freund betrogen wurde, hatte ihre beste Freundin Rachel sie ins Haus der Versuchung geschliffen, eine Mischung aus Diskothek und Swingerclub, wo sie ein Techtelmechtel mit James gehabt hatte. Sie versuchte, ihr kleines Abenteuer so gut es ging zu vergessen, doch dann begegnete sie James bei einer Veranstaltung wieder und seitdem ließ er sie nicht mehr in Ruhe. Eigentlich hatte sie nichts weiter mit ihm zu tun haben wollen, aber als er einen ganzen Lastwagen Blumensträuße in ihre Firma liefern ließ, um sie zu überreden, war sie seiner Einladung nachgekommen. Sie war geschmeichelt, dass er sich ihretwegen solche Mühe machte, denn ein Mann wie James konnte so ziemlich jede Frau haben. Doch genau da lag auch das Problem. Wer sagte ihr, dass sie nicht nur eine weitere Eroberung für ihn war? Niemand, aber sie wollte auch nicht zu Hause herumsitzen und sich ständig fragen, ob er es ernst meinen könnte.
Der einfachste Weg, das herauszufinden war, sich auf ihn einzulassen und wenn sie ehrlich sein sollte, war James das Aufregendste, das ihr in letzter Zeit widerfahren war. Und etwas Aufregung konnte sie wahrlich gebrauchen. Ihr Telefon klingelte und nachdem Emma einen kurzen Blick aufs Display geworfen hatte, ging sie seufzend ran. »Nein Rachel, ich weiß immer noch nicht, wo es hingeht und ja, ich werde dir schreiben, sobald ich es weiß.« »Ich werde dich in einer halben Stunde noch einmal daran erinnern«, versprach Rachel und legte auf. Emma lächelte und fuhr mit ihrer privaten Modenschau fort. Eine Stunde später war sie angezogen und verließ mit einem kribbelnden Bauch die Wohnung.
Sie hatte sich für ein trägerloses beigefarbenes Cocktailkleid mit einer schwarzen Schleife im Taillenbereich entschieden. Dazu bequeme Absatzschuhe und einen schwarzen Bolero. Ihre Haare lagen leicht gewellt auf den Schultern und Make-up trug sie nur dezent. Emma nahm die U-Bahn, welche praktischerweise direkt vor ihrer Haustür lag und war eine Viertelstunde später da. Bis vor Kurzem hatte sie noch nicht gewusst, dass James eine eigene Immobilienfirma besaß, denn er war vorrangig für seine Nachtclubs bekannt. Auch der Swingerclub, in dem sie ihn kennengelernt hatte, gehörte ihm und nun das. Eine Immobilienfirma, die sich The Carter nannte. Sie konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie es sein musste, so viel Geld zu besitzen. Als sie das Gebäude betrat, fragte sie am Empfang nach ihrer Verabredung.
Die nette Dame schickte sie in den zehnten Stock, wo sie in einem Vorraum Platz nehmen sollte. Das tat sie und zehn Minuten später sah sie eine Schar Männer im Anzug aus dem gegenüberliegenden Raum treten. Kurz darauf folgte James. »Tut mir leid. Das Meeting hat etwas länger gedauert«, sagte er und blieb vor ihr stehen. Er gab ihr nicht die Hand oder berührte sie sonst wie, was sie ihm zugutehielt. Er überließ ihr die Entscheidung der Begrüßung. Da sie selbst nicht genau wusste, wie sie reagieren sollte, gab sie ihm die Hand, was seine Mundwinkel zucken ließ. Doch er beließ es nicht bei einem einfachen Händeschütteln, sondern führte ihren Handrücken an seinen Mund und drückte ihr einen hauchzarten Kuss darauf. Emma schauderte bei der Berührung seiner Lippen und versuchte, ihre Gefühle mit einem Lächeln zu überspielen. Sein Blick machte allerdings deutlich, dass ihm ihre Reaktion nicht entgangen war. »Du siehst gut aus«, sagte er und führte sie Richtung Fahrstuhl. Sie lächelte und erwiderte das Kompliment, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Er sah nicht nur gut aus, er war der schönste
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