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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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Dann überlegte ich: »Gibt es eine Möglichkeit, auf eine mehr grundsätzliche Weise zu erkennen - indem ich die Kräfte oder die Dynamik in Betracht ziehe - warum es zwei zu eins ist?«
    Ich weiß nicht mehr, wie ich es machte, aber ich rechnete schließlich die Bewegung der Masseteilchen aus und wie die ganzen Beschleunigungen sich ausgleichen, so daß sich ein Verhältnis zwei zu eins ergibt.
    Ich weiß noch, wie ich zu Bethe ging und sagte: »He, Hans! Mir ist was Interessantes aufgefallen. Der Teller hier dreht sich so, und der Grund dafür, daß es zwei zu eins ist, ist...«, und ich zeigte ihm die Beschleunigungen.
    Er sagt: »Feynman, das ist ja recht interessant, aber was ist daran so wichtig? Warum machen Sie das?«
    »Ha!« sage ich. »Daran ist überhaupt nichts wichtig. Ich mache das nur aus Jux und Tollerei.« Seine Reaktion entmutigte mich nicht; ich hatte beschlossen, Spaß an der Physik zu haben und zu tun, was mir gefiel.
    Ich arbeitete weiter Gleichungen von Taumelbewegungen aus. Dann dachte ich darüber nach, wie sich die Bahnen von Elektronen in der Relativität zu bewegen beginnen. Dann ist da die Dirac-Gleichung in der Elektrodynamik. Und dann die Quantenelektrodynamik. Und ehe ich mich versah (es ging sehr schnell), »spielte« - in Wahrheit: arbeitete - ich mit demselben alten Problem, das ich so liebte und an dem ich zu arbeiten aufgehört hatte, als ich nach Los Alamos ging: Probleme wie die, die ich in meiner Doktorarbeit behandelt hatte; all diese altmodischen, wunderbaren Sachen.
    Es ging mühelos. Es war leicht, mit diesen Dingen zu spielen. Es war, wie wenn man eine Flasche entkorkt: Alles floß mühelos heraus. Ich war fast versucht, mich dagegen zu wehren! Es war nichts wichtig an dem, was ich tat, aber schließlich doch. Die Diagramme und die ganze Geschichte, wofür ich den Nobelpreis erhielt, das kam von dem Herummachen mit dem eiernden Teller.
Irgendwelche Fragen?
    Als ich in Cornell war, wurde ich gebeten, einmal in der Woche an einem Luftfahrt-Laboratorium in Buffalo einen Vortrag zu halten. Cornell hatte eine Abmachung mit den Laboratorium getroffen, und dazu gehörte auch, daß jemand von der Universität abends Vorträge über Physik halten sollte. Zwar machte das schon jemand, aber es hatte Klagen gegeben, so daß der Fachbereich Physik sich an mich wandte. Ich war damals ein junger Professor und konnte nicht gut nein sagen, deshalb willigte ich ein.
    Um nach Buffalo zu kommen, mußte ich mit einer kleinen Fluggesellschaft fliegen, die aus einem einzigen Flugzeug bestand. Sie hieß Robinson Airlines (später wurde sie in Mohawk Airlines umbenannt), und ich erinnere mich, daß, als ich das erste Mal nach Buffalo flog, Mr. Robinson der Pilot war. Er klopfte das Eis von den Tragflächen, und wir flogen los.
    Ich war nicht gerade erfreut über den Gedanken, jeden Donnerstagabend nach Buffalo fliegen zu müssen. Die Universität zahlte mir zusätzlich zu meinen Auslagen 35 Dollar. Ich war in den Depressionsjahren groß geworden, und ich nahm mir vor, die 35 Dollar, was damals eine ziemliche Menge Geld war, zu sparen.
    Auf einmal kam mir eine Idee: Mir wurde klar, daß die 35 Dollar den Trip nach Buffalo angenehmer machen sollten, und das hieß: das Geld ausgeben. Deshalb beschloß ich, die 35 Dollar auszugeben und mich jedesmal in Buffalo zu amüsieren, damit der Trip sich auch lohnte.
    Ich hatte nicht viel Erfahrung mit dem Rest der Welt. Da ich nicht wußte, wo ich anfangen sollte, bat ich den Taxifahrer, der mich am Flughafen abholte, mich in die Geheimnisse des Nachtlebens von Buffalo einzuweihen. Er war sehr hilfsbereit, und ich erinnere mich noch, wie er hieß - Marcuso, und er fuhr Wagen Nummer 169. Ich ließ mich immer von ihm fahren, wenn ich donnerstags abends auf dem Flughafen ankam.
    Als ich meinen ersten Vortrag hielt, fragte ich Marcuso: »Wo ist eine interessante Bar, in der eine Menge los ist?« Ich dachte, in Bars sei etwas los.
    »Der Alibi Room«, sagte er. »Da tut sich was, und Sie können da eine Menge Leute kennenlernen. Ich fahre Sie nach Ihrem Vortrag hin.«
    Nach dem Vortrag holte Marcuso mich ab und fuhr mich zum Alibi Room. Unterwegs frage ich: »Hören Sie mal, ich muß mir ja irgendwas zu trinken bestellen. Kennen Sie eine gute Whisky-Marke?«
    »Bestellen Sie Black and White, Wasser extra«, riet er mir.
    Der Alibi Room war eine elegante Bar, es waren viele Leute da, und es ging recht lebhaft zu. Die Frauen trugen Pelze, jedermann war freundlich,

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