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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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1. Kapitel
    ♦
    DIE ERSTEN ZEHN JAHRE
VON PETER NIMBLE

    D iejenigen unter euch, die sich mit blinden Kindern auskennen, wissen, dass sie die besten Diebe sind. Wie
     ihr euch sicher vorstellen könnt, haben blinde Kinder einen hervorragenden Geruchssinn, und sie wissen schon aus fünfzig Meter Entfernung, was sich hinter
     einer verschlossenen Tür befindet, ob es nun edler Stoff, Gold oder Erdnusskrokant ist. Außerdem sind ihre Finger schmal genug, um sich in ein
     Schlüsselloch zu schlängeln, und mit ihrem scharfen Gehör nehmen sie auch das leiseste Klicken und Klacken im Innern jedes noch so komplizierten Schlosses
     wahr. Natürlich ist das Zeitalter der wirklich großen Diebeskunst längst vorbei, und heutzutage gibt es nur noch wenige Diebeskinder, ob nun blind oder
     sehend. Doch es gab einmal eine Zeit,da wimmelte es nur so von ihnen. Dies ist die Geschichte des größten Diebes aller Zeiten. Sein Name
     ist, ihr ahnt es vielleicht, Peter Nimble * .
    Wie die meisten Kinder kam Peter ohne Namen zur Welt. Ein paar betrunkene, aber gutherzige Seeleute entdeckten ihn eines Morgens, als er in einem Körbchen neben ihrem Schiff im Wasser trieb. Auf dem Kopf des Säuglings saß ein großer Rabe, der ihm anscheinend die Augen ausgehackt hatte. Empört töteten die Seeleute den Raben und brachten das Kind zum Rathaus einer nahe gelegenen Hafenstadt.
    Obgleich die Ratsherren keine Verwendung für einen blinden Säugling hatten, verlangte die Gemeindeordnung, dass sie dem Jungen zumindest einen Namen gaben. Sie einigten sich darauf, ihn Peter Nimble zu nennen, weil schon zu dem Zeitpunkt zu erkennen war, dass er äußerst flinke Hände hatte. Dann schickten sie ihn mit nichts als seinem Namen hinaus in die Welt.
    In der ersten Zeit wurde er von einer verletzten Katzenmutter gesäugt, der er begegnete, als er unter das nächstgelegene Wirtshaus kroch. Die Katze gestattete Peter, bei ihr zu leben, und er zupfte ihr dafür die Läuse und Flöhe aus dem Fell. Das ging eine Weile gut, doch ein paar Monate später entdeckte der Besitzer des Wirtshauses die beiden zusammengekauert unter seiner Veranda. Voller Zorn über das Ungeziefer, das sich bei ihm eingenistet hatte, packte er die ganze Familie in einen Sack und warf sie in die Bucht.
    Das Geschick, mit dem Peter den Knoten um den Sack löste, markierte den Beginn seiner Karriere. Da er kein Fell hatte und aufgrund seines Körperbaus an der Wasseroberfläche blieb, schaffte er es ohne allzu große Mühe, ans Ufer zurückzugelangen. (Die Katzen hingegen hatten nicht so viel Glück.)
    Bis hierher war Peters Kindheit nicht allzu ungewöhnlich – wahrscheinlich nicht viel anders als eure. Doch es dauerte nicht lange, da begann er sich von der großen Masse abzuheben. Das erste Anzeichen dafür war sein erstaunliches Talent zu überleben. Da er keine Eltern hatte, die ihm Kleider und Nahrung gaben, kam er zu dem Schluss, dass er sich selbst darum kümmern musste.
    Es gibt eine Redewendung, die besagt, wie einfach es ist, einem Baby seinen Schnuller wegzunehmen. Diese Redewendung ist vollkommen unsinnig, denn jeder, der einmal versucht hat, einem Baby irgendetwas wegzunehmen, weiß ganz genau, was das für ein Geschrei und Gestrampel zur Folge hat. Umgekehrt ist es jedoch für ein Baby sehr einfach, uns etwas wegzunehmen. Trotz seiner Blindheit war es für den kleinen Peter sozusagen ein Kinderspiel, Obst- und Gemüsestände zu erschnuppern, von denen er stehlen konnte. Er tapste einfach immer seiner Nase nach und nahm sich ganz unschuldig, worauf er Hunger hatte. Bald begann er auch andere Dinge zu stibitzen, die er brauchte: Kleider, eine Decke und eine Augenbinde. Er versuchte es auch mit Schuhen, stellte jedoch fest, dass er lieber barfuß ging. Mit drei Jahren war er ein Experte in kleinen Diebereien und bei allen Verkäufern gefürchtet. Mehr als einmal hatte man ihn auf frischer Tat ertappt, doch es war ihm jedes Mal gelungen zu verschwinden, bevor ein Polizist herbeigerufen werden konnte.
    Einer der Nachteile, den ein Leben als Verbrecher mit sich bringt, ist, dass es den gesellschaftlichen Aufstieg nicht gerade fördert. Gesetzestreue Bürger werfen nur einen Blickauf Kinder wie Peter und wenden sich sofort ab – keinerlei Hoffnung auf Süßigkeiten, Spielzeug oder gar eine Adoption. Indem Peter für sein Überleben sorgte, sorgte er auch dafür, dass er allein und ohne Eltern aufwachsen musste.
    Das änderte sich jedoch, als er einem geschäftstüchtigen Kerl

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