Silberband 040 - Dolan-Alarm
los.
»Was …?« murmelte Roi und drehte sich um.
Dann sah er, was der Zwerg meinte. Scanion Ocachee deutete in eine Richtung, in die sich jetzt
Eileen und Roi drehten. Dort, in zwanzig Millionen Kilometern Entfernung, strahlte ein stechendes
Licht auf; kalkweiß und blendend, aber nicht heller als einer der umgebenden Sterne.
Roi breitete die Hände aus und sah den Zwerg an.
Dann entschloß er sich, den Raumanzug zu öffnen und sich dem Schutzschirm anzuvertrauen, der
um die Scheibe lag und sie umhüllte wie eine gläserne, luftdichte Mauer. Der Zwerg sagte, als Roi
den Helm zurückgeklappt hatte:
»Wir werden auch hier angegriffen. Sehen Sie diese Leuchtanzeige?«
Er deutete auf eines der runden Lämpchen, das inmitten eines winzigen Planes des
Paraport-Netzes aufleuchtete. Jede dieser Transmitterscheiben besaß ein solches Anzeigepult am
äußersten Rand der Platte. Auf ihr war der Kreisring mit sämtlichen Stationen verzeichnet: Eine
Kontrolleinrichtung, die vermeiden sollte, daß sich einer der Zwerge einer defekten Plattform
anvertraute.
»Eine Scheibe ist ausgefallen.«
Noch während Scanion Ocachee diesen Satz aussprach, blinkte ein zweites Lämpchen auf, schnell
und aufgeregt.
»Eines der gegnerischen Schiffe schießt unser Paraportnetz in Stücke. Haben Sie einen
Vorschlag, wie wir nach Kliban kommen?«
Eileen und Roi studierten die Leuchtanzeige und überlegten.
Ein drittes Lämpchen begann aufzuglimmen …
»Ein Schiff der Mooghs schießt systematisch eine Scheibe nach der anderen ab. Die unmittelbar
an unsere Scheibe anschließenden sind ausgefallen, wir können nur noch diesen Umweg nehmen …
Scanion!«
Roi schrie auf.
»Ja?«
Der Philosoph blieb neben Roi stehen.
»Schalten Sie augenblicklich die Energieemission unserer Scheibe aus! Wenn der nächste Schuß
abgefeuert wird, trifft er unsere Scheibe. Die Bestien orten den Energieausstoß, messen die
Scheiben an und zerstören sie durch Fernbeschuß. Wir sind in Lebensgefahr, Denker!«
»Ich verstehe«, sagte der Zwerg. »Leben heißt ein Kämpfer sein. Nicht, daß ich den Tod
fürchte, aber er wäre zu diesem Zeitpunkt ungünstig.«
Er griff in eine Mulde unterhalb der Netzanzeige, zog dort eine Lade hervor und drehte einen
wuchtigen Hebel herum.
»Doch ein Stoiker«, murmelte Eileen. Der Außenlautsprecher übertrug die Worte, und Roi mußte
grinsen.
»Aber bringen Sie uns nicht um, indem Sie auch den Schutzschirm zusammenfallen lassen!« mahnte
Roi.
»Keine Sorge! Ich sagte schon, daß der Tod im Moment unangebracht wäre.«
»Abgeschaltet, Scanion?«
»Ja. Wir befinden uns nicht mehr innerhalb des Netzes. Wir können nur dann beschossen werden,
wenn die Bestien die Kraftlinien verfolgen und einen der Kreuzungspunkte ausrechnen. Dann treffen
sie uns.«
Sie waren hilflos im Weltraum gefangen. Das, was Roi Danton im stillen befürchtet hatte, war
eingetreten. Die drei Wesen, jetzt durch einen schweren gemeinsamen Kampf und die gemeinsame
Notlage verbündet und zu Freunden geworden, konnten weder vorwärts noch zurück nach Pompeo Posar.
Sie waren auf einer zehn Meter großen runden Scheibe mitten im All ausgesetzt.
»Was nun, Roi?« fragte Eileen.
»Wir müssen sehen, wie wir uns aus der Kampflinie entfernen. Die Mooghs werden systematisch
Punkt für Punkt beschießen und uns vermutlich in Kürze ausgerechnet haben, nicht geortet. Wir
müssen aus der Ekliptik der Scheiben heraus, entweder, von der Bahnebene der beiden Planeten aus
gesehen, nach oben oder nach unten. Ist diese Scheibe, nachdem der Verstärkungstransmitter
ausgeschaltet wurde, noch beweglich?«
Der Zwerg schüttelte den Kopf. Offensichtlich erkannte er jetzt die Gefahr und begann sich zu
fürchten. Die beste Philosophie taugte nur so viel, wußte Roi, wie sie in der Lage war, physische
Gefahren zu absorbieren.
»Nicht aus sich selbst heraus. Kein Antrieb!« bestätigte der Zwerg.
»Aber sie ist, losgelöst von dem energetischen Netz, beweglich?«
»Das ist sie.«
»Gut«, sagte Roi Danton. »Meiner Seel … auch noch Spanndienste für Pompeo leisten!«
Er begann, die einzelnen Kräfte auszurechnen und Bezüge herzustellen.
Eine Schubkraft von knapp zehn Millionen Watt zerrte und riß an dem stählernen,
jetzt stumpfblauen Körper.
»Geben wir nicht ein hübsches Gespann ab, Euer Liebden?« fragte Roi nicht ohne Sarkasmus. Er
betrachtete die Befestigungen, die ihn mit der Scheibe verbanden. Er schwebte im geschlossenen
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