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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Standiford
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Das Weihnachtsfest der Sullivans begann wie in jedem Jahr. Die sechs Kinder stellten sich dem Alter nach an der Treppe auf und warteten auf Daddy-os Signal, herunterzukommen und die Arbeit des Weihnachtsmanns in Augenschein zu nehmen. Dass der älteste Sprössling der Sullivans, St. John, bereits einundzwanzig war, tat dabei nichts zur Sache. Der Jüngste, Takey, war erst sechs, und deshalb bestand Daddy-o darauf, dass die alljährlichen Rituale eingehalten wurden. Takey sollte schließlich nicht mit dem Gefühl groß werden, etwas verpasst zu haben.
    Als das Signal – Joy to the World in der Version von Nat King Cole – aus den Lautsprechern erscholl, trabten die sechs Kinder, Takey, Sassy, Jane, Norrie, Sully und St. John, ins Wohnzimmer und stöberten unter dem hohen Weihnachtsbaum nach ihren Geschenken. Anschließend wateten sie durch das Meer von zerknülltem Geschenkpapier in die Küche, wo Daddy-o schon Pancakes zum Frühstück vorbereitet hatte. (Miss Maura hatte an Weihnachten immer frei, trotzdem kam sie gegen Mittag mit ihrem Mann Dennis vorbei – den die Sullivan-Kinder nur als Mr Maura kannten –, um ihre Geschenke zu überreichen.) Ginger steuerte ihre Spezialität bei: halbierte und mit Süßstoff bestreute Grapefruits, bei denen das Fruchtfleisch schon angeschnitten war. Grapefruits vorzuschneiden war die größte Anstrengung, die sie das ganze Jahr über in der Küche unternahm, es sei denn, man zählte mit, dass sie an Silvester den Kaviar aus der Dose auf einen silbernen Servierteller löffelte.
    Nach dem Frühstück zogen sich alle auf ihre Zimmer zurück, um die neuen Kleider anzuprobieren, die sie zu Weihnachten bekommen hatten, und machten sich für das große Familienessen bei Almighty fertig. Die Sullivans lebten in einem sehr großen Haus, doch Almighty – ihre Großmutter Arden Louisa Norris Sullivan Weems Maguire Hightower Beckendorf, in Baltimore allgemein als »Almighty Lou« bekannt – residierte in einem Haus, das man ohne Übertreibung als Villa bezeichnen konnte und das einen entsprechend glanzvollen Namen trug: Gilded Elms, die Güldenen Ulmen.
    Der Heiligabend in Gilded Elms war ein Fest für Familie und Freunde. Das Abendessen am ersten Feiertag hingegen war eine eher beschauliche Angelegenheit und normalerweise kamen hier nur Almighty und die Sullivans zusammen. In diesem Jahr gesellte sich allerdings an Almightys Weihnachtstafel ein unerwarteter Gast zur Familie: der Anwalt Mr Calvin Murdoch. Mr Murdoch legte das ruhige, nickende, übertrieben höfliche Gehabe eines Leichenbestatters an den Tag. Während alle schweigend auf ihrer Truthahnbrust herumkauten und einander das hausgemachte Rosinenbrot reichten, fragte sich jeder der Sullivans, was die Anwesenheit des Anwalts wohl zu bedeuten hatte.
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
    Nach dem Essen scharte Almighty ihre Lieben in der Bibliothek um sich, um etwas Wichtiges zu verkünden. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid, das die verwegene weiße Strähne in ihrem eisengrauen Haar hervorhob.
    »Ich habe vor kurzem erfahren, dass ich vielleicht nicht mehr lange zu leben habe«, erklärte sie, während alle überrascht nach Luft schnappten. »Ich habe einen Gehirntumor. Falls er nicht wächst, kann ich ganz normal weiterleben, aktiv und meiner Sinne mächtig. Sollte er allerdings wachsen – und nach Meinung der Ärzte ist das nicht auszuschließen –, wird es schnell mit mir bergab gehen. Ich habe deshalb meine Angelegenheiten in finanzieller und sonstiger Hinsicht neu geregelt. Mit anderen Worten, ich habe mein Testament geändert.«
    Die um sie versammelten Familienmitglieder rührten sich nicht und verzogen bewusst auch keine Miene. Keiner wollte den Anschein erwecken, er würde wegen einer möglichen Änderung in Almightys Testament die Fassung verlieren. Auch wenn eine solche Änderung gewaltige Auswirkungen auf das Schicksal jedes Einzelnen im Raum haben würde. Almighty war sehr reich und ihr Sohn, seine Frau und die Kinder der beiden waren von dem Geld, über das allein Almighty die Verfügungsgewalt hatte, vollkommen abhängig.
    »Alphonse«, fuhr Almighty fort und sah zu Daddy-o, der nach seinem verstorbenen Vater benannt war. »Ich muss dir leider mitteilen, dass deine gesamte Familie aus dem Testament gestrichen wurde.«
    Die Sullivans blickten einander erschrocken an. Sie konnten nicht anders. Es war einfach zu furchtbar.
    »Na, na, kein Grund zur Aufregung«, beruhigte Almighty, obwohl

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