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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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Stadtteil La Boca getragen. Nach dem einzigen Fan, der die Mannschaft auf ihrer Reise begleitet hatte, heißt noch heute die Fankurve im Stadion der Boca Juniors Der zwölfte Mann.«
    Sie machte eine Pause.
    »So, das war’s, das war alles, was mir zu deinen Stichworten eingefallen ist, ich hoffe, dir hat die kleine Geschichte gefallen, und wir sind ja auch schon an deinem Ziel angelangt.«
    Frank war verblüfft. Er hatte gebannt zugehört, musste sich aber eingestehen, dass ihn der Klang ihrer Stimme so fasziniert hatte, dass er der Erzählung selbst kaum gefolgt war. Abgesehen davon, hatte er ziemlich schnell gemerkt, dass er mit der Geschichte rein gar nichts anfangen konnte, da sie nichts mit dem Rätsel der Landkarte von Neuschottland zu tun hatte.
    »Ja, danke, wirklich eine sehr interessante Geschichte, leider interessiere ich mich nicht so sehr für Fußball, ich spiele Basketball.«
    »Das passt ja auch viel besser zu dir«, erwiderte sie liebenswürdig.
    »Ah, was macht das?«, fragte er.
    »Zehn Pfund für die Story und sieben für die Fahrt.«
    Er gab ihr einen Zwanzig-Pfund-Schein.
    »Und der Rest ist für den Schrecken, den ich dir heute Morgen eingejagt habe«, sagte er.
    »Vielen Dank, endlich mal ein netter Grund für ein Trinkgeld.« Sie lächelte ihn an, als er ausstieg.
    »Ich heiße Frank«, sagte er.
    »Tracy«, sagte sie und lächelte dabei noch immer, »und wenn du wieder mal ein Taxi brauchst, meine Nummer ist 1 : 5.«
    »Fünfzehn?«, fragte er.
    »Nein, 1 : 5, sag die Nummern der Zentrale, und frag nach Tracy. Die wissen dann Bescheid.« Frank schlug die Wagentür zu, und das alte Londoner Taxi fuhr davon.
    Er schulterte seinen Rucksack und stieg die Treppen zum fünften Stock des Gebäudes des Physikalischen Instituts hinauf.
    »Boca Juniors, Buenos Aires«, murmelte er kopfschüttelnd. Wenn irgendwas garantiert nichts mit der alten Seekarte zu tun hatte, dann war es die Geschichte, die er soeben gehört hatte.

15
    Frank betrat Peters Arbeitszimmer, und das Erste, was er erblickte, waren Peters lange Beine, die sich unruhig auf einem wackeligen Bürodrehstuhl hin- und herbewegten. Peter stand, den langen Oberkörper hoch aufgerichtet, mit seinen Zehenspitzen auf dem Drehstuhl, während er den Kopf zur obersten Reihe des Regals hinaufreckte und mit den Händen dort die Bücher abtastete, ohne irgendetwas sehen zu können.
    »Ah, da bist du ja endlich. Ich suche schon eine geschlagene halbe Stunde lang die blöde Karte. Wo hast du sie versteckt?«
    Frank merkte, wie er von seinem unterhaltsamen Taxiausflug abrupt wieder in die Wirklichkeit zurückkehrte. Sofort fuhr ihm der Schrecken in die Glieder. Was, wenn Einstein sie in der Zwischenzeit aufgespürt hatte und die Karte während seiner Abwesenheit an sich gebracht hatte? Dann war alles umsonst gewesen, und Professor Pfleiderer wäre umsonst gestorben. Ohne dass sie ihm nachträglich wenigstens noch die Anerkennung verschafft hätten, die er verdiente, nämlich dass sein Mörder niemals sein Ziel erreichen würde. Es war das Wenigste, was Frank für den freundlichen alten Mann noch tun konnte.
    Wie hatte er nur so leichtsinnig sein können, die Karte zurückzulassen!
    »Sie muss da oben sein!«
    »Ich such schon die ganze Zeit, sag bloß, diese Gangster haben sie in der Zwischenzeit geklaut.« Peter stand jetzt nur noch auf einem Bein, und der alte Drehstuhl schwankte auf seinen drei Beinen bedenklich hin und her.
    »Komm runter und lass mich nachsehen. Du brichst dir gleich das Genick.« Peter tastete mit seinem zweiten Bein nach der Sitzfläche des Stuhls, während Frank zu ihm hinüberging und den Stuhl festhielt.
    Peter stieg vom Stuhl herunter, schüttelte seinen Kopf und verzog das Gesicht. Er hielt sein Arbeitszimmer ab einer bestimmten Höhe für entschieden zu staubig.
    Frank rückte den Stuhl erst einen halben Meter zur Seite, dann kletterte er selbst hinauf. Er wusste genau, dass er die Karte hinter den Büchern in der obersten Regalreihe hatte verschwinden lassen. Als er mit den Fingerspitzen die Rundung der harten Papprolle ertastete, war seine Erleichterung riesig. Peter, der seinerseits jetzt den Drehstuhl festhielt, blickte fragend zu ihm hinauf.
    Frank zauberte triumphierend die Karte hervor.
    »Du bist einfach zu klein, das ist alles«, sagte er hämisch und sah von seinem erhöhten Platz auf dem Drehstuhl auf seinen über eins neunzig großen Freund herunter.
    Statt zu antworten, drehte Peter die Stuhllehne mit den

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