Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse
Mutter das tut? Wie sich das wohl anfühlt? Vertraut - so, als ob ich sie auch schon mein Leben lang kenne? Oder völlig fremd? Ob ich fühle, dass sie meine Mutter ist, wenn sie mir gegenübersteht?
Doch bevor Annit richtig sentimental werden konnte, knuffte Mannito sie in die Seite. „Er kommt!“
Als Annit aufblickte, stand Ömer Celik auch schon vor ihnen und begrüßte Mannito mit einer herzlichen Umarmung.
Der Hotelmanager strahlte und schien ehrlich erfreut, den Jungen zu sehen. „Mannito, wie geht’s dir? Sag, was verschlägt dich hierher zu mir, du kleiner Rumtreiber!“ Er legte den Arm um Mannito und drückte den Jungen.
Mannito deutete auf Annit. „Das ist Annit, eine Freundin“, stellte er vor.
Ömer reichte ihr die Hand. „Guten Tag, Annit.“
„Hallo.“ Annit musterte den Mann. Er war etwa Mitte vierzig, gut aussehend, hatte kurze dunkle Haare und einen kleinen Schnurrbart. Er trug einen Anzug und sah sehr wichtig aus.
„Also.“ Ömer zwinkerte Mannito zu. „Raus mit der Sprache! Was kann ich für dich tun?“
„Nun ...“, begann Mannito, während Annit die Daumen drückte, so fest sie konnte. „Wir sind auf der Durchreise, Annit und ich. Und wir dachten, vielleicht könnten wir hier arbeiten, um etwas Geld zu verdienen“, erklärte Mannito.
„Nun ja, Mannito“, erwiderte Ömer. „Im Grunde gerne. Aber momentan haben wir eigentlich keinen Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften. Wir sind überall gut besetzt.“
Tief enttäuscht ließ Annit ihre Daumen los.
„Bitte! Es ist dringend!“, setzte Mannito nach.
Der Hotelmanager überlegte kurz. „Wenn ihr in zwei Monaten wiederkommt, sieht es besser aus. Dann gehen zwei Leute, und wir könnten Unterstützung gebrauchen.“
Mannito blickte zu Annit. Resigniert kauerte sie im Sessel und zwirbelte das Stäbchen hin und her, an dem die Ananasstücke aufgespießt waren. „Es ist so, meine Freundin sucht ihre Eltern, die sie noch nie gesehen hat, und die leben in Ostanatolien. Und da müssen wir nun dringend hin, deswegen ..." Mannito redete ohne Punkt und Komma.
Ömer Celik betrachtete Annit nachdenklich. „Das kann ich gut verstehen“, sagte er dann leise. „Ich bin auch bei Adoptiveltern aufgewachsen. Meine richtigen Eltern kamen bei einem Unfall ums Leben.“
In Mannitos Augen blitzte ein Hoffnungsschimmer. „Heißt das, dass ...?“
Ein kleines Lächeln huschte über Ömers Gesicht. „Mal schauen, was sich machen lässt. An welche Art von Arbeit hattet ihr denn gedacht? Wollt ihr im Garten helfen oder in der Küche?“
Mit einem Satz sprang Annit auf. „Ich habe beim Zirkus gearbeitet, ich könnte Kunststücke auf dem Pferd vorführen“, schlug sie begeistert vor. „Ich bin ziemlich gut!“
Ömer Celik zögerte.
Kurz entschlossen packte Mannito den Hotelmanager am Jackenärmel und führte ihn nach draußen, Annit folgte ihnen. Mannito deutete auf Ranja und Silberstern, die sich inzwischen über den sorgfältig geschnittenen Rasen hergemacht hatten. „Wir haben sogar unsere eigenen Pferde dabei.“
Beeindruckt ging Ömer auf Silberstern zu. Strich über sein glänzendes tiefschwarzes Fell, den eleganten Kopf und den schlanken Hals. „Was für ein wunderschönes Tier!“, stellte er andächtig fest. „So etwas sieht man nicht alle Tage.“
„Das ist mein Silberstern“, erklärte Annit stolz. „Auf ihm mache ich die tollsten Voltigierübungen.“
Ömer überlegte. „Also gut! Einverstanden. Wir probieren es“, sagte er schließlich.
„Juhu!“ Annit hüpfte in die Luft und klatschte begeistert in die Hände. „Super!“
Der Hotelmanager stoppte ihren Jubel. „Erst einmal bekommt ihr nur einen Probeauftritt, danach sehen wir weiter und besprechen alles Weitere. So, aber jetzt suchen wir erst mal ein Quartier für euch. Im Personaltrakt gibt’s bestimmt noch freie Zimmer, wo ihr wohnen könnt.“
Zwei Tage später stand die Entscheidung an. Annit hatte bis dahin jede Minute genutzt, um mit Silberstern zu trainieren. Mannito assistierte ihr mit Ranja, wo er nur konnte. Und die Mühe lohnte sich. Der Probeauftritt wurde ein voller Erfolg. Annit trug ein wunderschönes hellblaues Glitzerkostüm, das sie sich im Hotel ausgeliehen hatte. Wie in Roccos Show wirbelte sie auf Silbersterns Rücken durch die Luft und vollführte gekonnt eine Übung nach der anderen.
Die Zuschauer waren hellauf begeistert und forderten immer wieder Zugaben. Auch Silberstern
Weitere Kostenlose Bücher