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Sinnliche Maskerade

Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Alexandra schaute ihre Schwester misstrauisch an.
    »Nichts Besonderes«, sagte Sylvia leichthin, »aber ich finde, du solltest darüber nachdenken, welche Möglichkeiten außer einem Leben auf dem Lande noch infrage kommen.«
    Alex öffnete den Mund und wollte antworten, schüttelte dann aber ungeduldig den Kopf.
    »Ich mache jetzt einen Spaziergang.«
    Sylvia lächelte in sich hinein, als ihre Schwester den Salon verließ. Sie hatte das merkwürdige Gefühl, dass am Horizont bereits eine Lösung für all ihre Probleme dämmerte. Alex musste nur dazu gebracht werden, diese Lösung auch zu erkennen.

Kapitel 10
    Alexandra schaute nach ihrem gescheckten Pony, das aber sehr damit zufrieden schien, sich unter dem Vordach am Küchengarten dick und rund zu fressen. Sie trat auf den Weg hinter dem Haus und erklomm einen kleinen Hügel auf der Heide, die sich hinter dem Dorf ausdehnte. Ein kalter Wind blies ihr das lose Haar um das Gesicht, aber die Brise kühlte ihr auch das Blut und machte den Kopf frei.
    Zwei Mal war ihr diese merkwürdige Sache schon passiert. Dieses seltsame Gefühl, den Halt zu verlieren, so als ob die Kompassnadel in ihrem Innern wie verrückt hin und her pendelte. Wenn Peregrine Sullivan nahe bei ihr stand und ihr so tief in die Augen schaute und mit seinem vollen, sinnlichen Mund kurz vor ihrem lungerte, dann fühlte sie sich so formbar wie ein Lehmklumpen auf einer Töpferscheibe.
    Es war absurd. Noch nie zuvor hatte sie es mit solchen Gefühlen zu tun gehabt. Noch nie im Leben hatte sie überhaupt Zeit für solche Begegnungen mit Männern gehabt. Als sie ins St. Catherines gegangen war - in einem Alter, in dem die meisten jungen Frauen in die Gesellschaft eingeführt wurden —, hatte sie sich um jeden Preis in eine weibliche Gesellschaft zurückziehen wollen, die so streng geregelt war wie im Konvikt. Männer hatten das Konvikt nicht besucht, es sei denn als Diener oder Eltern der Schülerinnen. Oh, gelegentlich hatte es dort auch Brüder gegeben, schlaksige, picklige und zumeist ziemlich unbeholfene junge Kerle, aber Alexandra hatte niemals das geringste Interesse an ihnen verspürt. Und auch jetzt noch empfand sie sich als die naivste, beschürzteste und mittelalterlichste Jungfrau auf einer steinernen Burg in den walisischen Marschen. Bestimmt noch schlimmer, grübelte sie trocken, als sie sich an die eher barbarischen Seiten des mittelalterlichen Burglebens erinnerte.
    Was also sollte sie tun? Peregrine hatte klargestellt, dass sie ihn in absehbarer Zeit nicht loswerden würde, und die lange Reise nach London lag auch noch vor ihnen. Sobald sie in ihr Zimmer im Angel zurückgekehrt war, würde sie sich natürlich wieder als Bibliothekarin verkleiden. Das würde helfen. Gefahr schien nur aufzukeimen, wenn sie sie selbst war, also Alexandra Douglas. Die Kostümierung hingegen verlieh ihr den Schutz eines mittelalterlichen Keuschheitsgürtels.
    Tief sog sie die frostige Luft in die Lunge. Blieb stehen und stützte die Hand auf die Hüfte. Die Musselinröcke flatterten ihr um die Beine; langsam schien ihre Willensstärke zurückzukehren. Und quer über die flache Heide an der Galgenkreuzung saß ein Mann im Sattel eines großen grauen Pferdes und betrachtete lächelnd die kleine Gestalt.
    Wie magnetisiert ließ Alexandra den Blick über die Ginsterlandschaft schweifen und registrierte den Mann in der Ferne, der sie beobachtete. Das war die Sekunde, in der Kraft und Zuversicht wieder aus ihr wichen.
    Peregrine ritt zurück nach Lymington, brachte Sam im Hof des Angels unter und trat in die Gaststube. Der Wirt stand am Tresen und polierte Krüge. Auf der langen Bank am Fenster saßen ein paar Männer, tranken, erzählten und brachen gelegentlich in lakonisches Gelächter aus. Perry lehnte sich an den Tresen.
    »Ein Glas Porter, bitte.«
    »Aye, Sir.« Der Wirt schenkte das Glas voll und schob es zu Peregrine hinüber. »Sonst noch was, Sir? Ist schon ne Weile her, dass Sie gefrühstückt haben.«
    »Was gibt es denn?« Peregrine verbarg seine Nase im Krug.
    »Ordentlichen Räucherschinken, Sir. Und Fleischpastete. Meine Bertha macht die beste Fleischpastete diesseits von Yorkshire.«
    »Dann sehr gern, Wirt.« Perry stützte sich mit dem Ellbogen auf den Tresen und warf einen verstohlenen Blick auf die anderen Gäste in der Schankstube.
    »Leute aus der Gegend?«
    »Aye. Aber am Samstag sollten Sie mal hier sein, Sir. Dann haben wir Markttag, und die Leute können sich gar nicht mehr bewegen, so

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