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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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ungläubig. „Du kamst in Salfords Chaise?"

„Ich - ich muss es Ihnen erklären, Madam", sagte Phoebe und sah schuldbewusst drein.
    „Das musst du allerdings!", meinte Lady Ingham und starrte sie mit lebhaftestem Erstaunen an.
    „Ja. Nur, es - es ist eine ziemlich lange Geschichte!"
    „In diesem Fall, meine Liebe, sei so gut und zieh die Glocke!", sagte sie. „Du wirst nach deiner Reise ein Glas Milch vertragen. Und ich glaube", fügte sie mit schwächerer Betonung hinzu, „ich werde selbst eines nehmen, um mich zu stärken."
    Sie sank dann (zu Phoebes Beunruhigung) in ihre unge-ordneten Kissen zurück und schloss die Augen. Doch sie öffnete sie beim Eintritt von Miss Muker sofort wieder und sagte mit überraschender Kraft: „Sie können aufhören, ein so saures Gesicht zu machen, Muker, und sofort zwei Gläser heiße Milch bringen! Meine Enkelin, die zu Besuch gekommen ist, hat eine höchst ermüdende Reise hinter sich. Und wenn Sie die Milch gebracht haben, werden Sie darauf achten, dass eine heiße Pfanne zwischen die Decken ihres Bettes geschoben, ein Feuer angezündet und alles für sie bereit gemacht wird. Im besten freien Schlafzimmer!"
    Wenn Mylady mit dieser Stimme sprach, war es unklug, ihr. zu widersprechen. Muker, die Phoebes Gruß mit halber Stimme und einem achtlosen Knicks beantwortet hatte, empfing ihre Befehle ohne Widerrede, sagte aber mit ekelhafter Zurückhaltung: „Und möchte, Miss, dass das Frauenzimmer, das ich für ihr Mädchen halte, ihr hier aufwartet, Mylady?"
    „Nein, bitte schicken Sie sie zu Bett!", sagte Phoebe rasch.
    „Sie - sie ist eigentlich nicht mein Mädchen!"
    „Das, wenn ich so sagen darf, Miss, erscheint mir verständlich! ", erwiderte Muker eisig.
    „Unangenehme Person!", sagte Lady Ingham, als sich die Tür hinter ihrer ergebenen Kammerfrau schloss. „Wer ist dieses Frauenzimmer, wenn sie nicht dein Mädchen ist?"
    „Nun, sie ist die Tochter der Wirtin", antwortete Phoebe,
    „Salford wollte, dass ich sie mitbringe!"
    „Die Tochter der Wirtin? Nein, erklär es mir noch nicht, Kind! Muker wird sofort mit der heißen Milch kommen, und irgendetwas gibt mir das Gefühl, wenn wir unterbrochen würden, werde ich völlig verwirrt. Leg diesen scheußlichen Mantel ab, meine Liebe - du meine Güte, wo hast du dieses entsetzliche Kleid machen lassen? Hat diese Frau denn keinen Geschmack? Nun, macht nichts! Was immer geschieht, ich werde das in Ordnung bringen! Zieh diesen Sessel zum Feuer, und dann können wir uns behaglich fühlen. Und vielleicht, wenn du mir mein Riechsalz gibst - ja, auf diesem Tisch, Kind!"
    Obwohl man bei der Geschichte, die ihr nun eröffnet wurde, hätte annehmen können, sie sei besonders geeignet, jede ältere Dame von schwacher Konstitution zum Herzklopfen zu bringen, nahm Mylady nicht Zuflucht zum Riechfläschchen. Die Erzählung war so verwickelt, dass sie gezwungen war, eine Anzahl von Fragen zu stellen, und bei ihrer schneidenden Äußerung wies nichts auf eine Schwäche des Körpers oder des Geistes hin.
    Die eindringlichsten Fragen wurden ihr durch die Einführung von Mr Thomas Orde in die Erzählung entlockt. Sie schien sehr interessiert an ihm zu sein; und während Phoebe ihr bereitwillig alles über ihren ältesten Freund erzählte, hielt Witwe Ingham die Augen durchbohrend auf ihr Gesicht geheftet. Aber als sie von Toms Edelmut erfuhr, ihrer Enkelin eine heimliche Ehe anzubieten („was mich zu einem Hohngeschrei veranlasste, denn er ist nicht annähernd alt genug, um verheiratet zu sein, außerdem ist er mir wie ein Bruder!"), verlor sie das Interesse an ihm und ersuchte Phoebe in viel milderem Ton, mit ihrer Geschichte fortzufahren. Vom jungen Mr Orde war nichts zu befürchten, entschied Ihre Ladyschaft.
    Die letzte ihrer Fragen wurde beinahe zufällig gestellt.
    „Und hat Salford vielleicht auch mich erwähnt?", fragte sie.
    „Oh ja!", erwiderte Phoebe vergnügt. „Er erzählte mir, er sei mit Ihnen gut bekannt, weil Sie seine Patin wären. Daher wagte ich es, ihn zu fragen, ob er glaube, Sie könnten - Sie ließen mich gern bei sich wohnen, und er schien das anzunehmen, Großmama!"
    „Hat er das tatsächlich?", murmelte die alte Dame unergründlich. „Nun, meine Liebe ..." - mit plötzlicher Energie - „er hatte absolut recht! Es wird mich außerordentlich freuen!"
    Es dauerte lange, ehe Mylady in dieser Nacht einschlief.
    Sie war durch ihre unschuldige Enkelin mit Nahrung für viele Gedanken und noch mehr Mutmaßungen

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