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Sklaven des Himmels

Sklaven des Himmels

Titel: Sklaven des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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Sitte, daß der Häuptling mit eigenen Händen jenen den Tod gab, deren Verletzungen zu schwer waren, schnell zu heilen. Berry hatte dieser grausigen Pflicht schon mehrmals nachkommen müssen, aber sie fiel ihm deshalb nicht weniger schwer. Diesmal war er gezwungen gewesen, Vrons Bruder Riel den Todesstoß zu geben. Riel, ein noch bartloser Jüngling, hatte im Kampf gegen die Frauenräuber einen Arm verloren und einen Pfeil in den Bauch bekommen. Riel war kein großer Kämpfer oder Jäger gewesen, aber es hatte ihm Spaß gemacht, Reime zu schmieden und zu singen. Mit seiner hellen, klaren Stimme hatte er dem Stamm so manchen Abend am Feuer verschönt. Er würde ihnen allen sehr fehlen.
    Berry seufzte. Er war so müde innerlich. Oris fühlte es. Er war entschlossen, die gegenwärtige Schwäche des Häuptlings für sich zu nutzen.
    Zum Feuerpalaver kamen die Stammesangehörigen zusammen, um Fragen zu stellen und sie beantwortet zu bekommen, um Kritik zu üben, und um Urteile auszusprechen.
    Die Männer, dazu gehörten alle Stammesbrüder, die zwölf Sommer oder mehr überlebt hatten, saßen im Kreis um das Feuer, und die Frauen und Kinder standen etwas hinter ihnen in den Schatten. Der Häuptling, so war es üblich, stand hochaufgerichtet ganz nahe am Feuer, damit alle ihn gut sehen konnten. Wie ebenfalls Sitte, stellte derjenige, der Fragen hatte, oder den Häuptling herausfordern, oder seinen Stammesbrüdern etwas mitteilen wollte, sich ihm gegenüber ans Feuer.
    Diesmal war es Oris, der dem Häuptling gegenübertrat. Im Gegensatz zu Berry war ihm nach dem Kampf Zeit geblieben, sich das Blut abzuwaschen. Es lag auch Berechnung darin, denn um so mehr würde dadurch das Blut an Berry die anderen daran erinnern, daß er mehrere ihrer Männer in den Tod hatte schicken müssen.
    »Berry, mein Häuptling, habe ich dir gut oder schlecht gedient?«
    Das war ein vielversprechender Anfang. Das war auch Berry sofort klar.
    »Du hast mir gut gedient, Oris. Du hast dem Stamm gut gedient. Erst heute hast du zwei Räuber getötet. Es war eine tapfere Tat.«
    »Dann, mein Häuptling, vergib einem armen Stammesbruder, wenn er dich fragt, weshalb du dich heute morgen nicht entschieden hast, weiterzuziehen. Wären wir bereits von hier fort gewesen, hätte es keinen Überfall gegeben, und einige, die jetzt im Himmel sind, hätten an diesem Feuerpalaver teilnehmen können.«
    Berry seufzte. »Wir hätten auch unterwegs überfallen werden können, Oris. Und dann wären unsere Verluste ganz sicher sogar höher gewesen.«
    Oris zuckte die Schultern, und sein Blick wanderte selbstbewußt über den Kreis der Stammesbrüder. »Wer kann das jetzt noch sagen, Häuptling. Wenn wir früh genug aufgebrochen wären, hätten die Räuber uns vielleicht nicht gefunden, oder sie wären nicht imstande gewesen, uns zu folgen.«
    »Das stimmt«, gab Berry zu. »Aber wir blieben, weil die Jagd hier gut ist und das Wetter warm, und weil ich es so entschied.«
    »Ja, mein Häuptling, es war deine Entscheidung.« Oris wandte sich dem Kreis der Männer zu. »Ich habe keinen Zwist mit Berry. Ich denke nur an das Wohlergehen des Stammes. Früher war Berry ein guter Jäger gewesen. Er tötete soviel Wild mit seinem Speer wie ich mit meinen Wurfsteinen. Am Anfang seiner Häuptlingszeit hielt er uns im Trab. Er traf viele gute Entscheidungen. Aber ich sage, daß Berry verweichlicht ist. Er jagt wenig. Vielleicht, weil er unser Häuptling ist und es für einen Häuptling nicht Pflicht ist, zu jagen. Vielleicht aber, weil er zuviel Zeit bei seiner Frau verbringt. Und wie man weiß, schwächt das einen Mann. Möglicherweise schwächt es ihn so sehr, daß er keine guten Entscheidungen mehr zu treffen vermag.«
    Eine Weile herrschte angespanntes Schweigen. Die Männer im Kreis wußten, was Oris wollte, aber es gab mehrere unter ihnen – besonders unter den älteren –, die Berry gerade deshalb mochten, weil er sie nicht zu hart antrieb.
    »Du willst also, daß wir Berry die Messer fühlen lassen?« rief Ulbi. Ulbi war der älteste Mann des Stammes.
    Berry entging nicht, daß Ulbi ihn nicht Häuptling nannte. Bei diesem Feuerpalaver war er einfach wieder Berry geworden. Ein bedrohliches Zeichen.
    »Ich spreche nur meine Gedanken aus, Ulbi«, erwiderte Oris vorsichtig. »Es gibt Zeiten, wenn ein Mann sie nicht verheimlichen darf.«
    »Das ist wahr, Oris. Deshalb werde auch ich, Berry, Häuptling des Stammes der Londos, meine Gedanken aussprechen. Vielleicht habe ich eine

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