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Snap - Im Haus des Bösen

Snap - Im Haus des Bösen

Titel: Snap - Im Haus des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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dagelassen habe. Aber Diogenes glaubte mir kein Wort; er bestand darauf, dass sich in Dufours Leben alles um Zähne drehe, dass er jede Nacht auf diese warte, er sie horte und mit Sicherheit alles mitbekommen habe, was er, Diogenes, und ich in dieser Nacht angestellt hatten.
    Sein ungewöhnlich heftiger Gefühlsausbruch – der so ungewöhnlich für ihn war – schockierte mich. Und da ist mir klargeworden, dass ich etwas Unrechtes getan hatte – etwas sehr Unrechtes. Ich habe mich schuldig gefühlt und geschämt. Mir ging auf, dass ich mich grausam verhalten hatte. Diogenes schwankte zwischen kindlichen Wutanfällen und Weinkrämpfen – das einzige Mal in meiner Erinnerung, dass er geweint hat. Und deshalb habe ich mich entschuldigt. Auf meine jugendliche Art habe ich versucht, darauf hinzuweisen, wie unbegründet seine Ängste seien. Ich versprach ihm, ihn zu beschützen. Nichts half. Am Ende frustrierten mich seine hysterischen Anfälle, und ich bin auf mein Zimmer gegangen.
    Der alte Dufour hat ihn in dieser Nacht nicht geholt. Am Morgen, am Frühstückstisch, war Diogenes schweigsam und verdrießlich. Wieder habe ich ihn darauf hingewiesen, dass seine Ängste völlig unbegründet seien. Aber noch während ich ihm das erklärte, wurde mir unbehaglich zumute bei der Erinnerung an die leere Speischale und daran, dass keine weiteren Zähne darin gelegen hatten. Im Französischen Viertel lebten Dutzende, ja Hunderte Kinder; die Zähne hätten sich doch stapeln müssen. Wo befanden sie sich also? Warum hatten nicht wenigstens noch ein paar andere in der Schale gelegen? Aber ich verdrängte diesen Gedanken, so gut es ging.
    Beim Mittagessen war Diogenes immer noch wie am Morgen – erregt, trotzig und aufgebracht. Irgendwann am Nachmittag ist er dann verschwunden. Er ist oft einfach so weggegangen, ohne jemandem zu sagen, wohin er ging oder wo er gewesen war. Deshalb war ich sogar unter diesen Umständen nicht besonders beunruhigt. Ich nahm an, dass er sich mit einem seiner verbotenen Bücher in ein Zimmer zurückgezogen hatte oder im riesigen Keller unseres Hauses irgendein kindliches Experiment durchführte.
    Zum Abendessen war er immer noch nicht zurück. Onkel Everett war beunruhigt, bis ich ihm versicherte, dass Diogenes oft einfach so verschwinde und er sich keine Sorgen machen solle. Nach dem Essen, bei Brandy und Zigarre, beschwerte sich Onkel Everett über ›die unschicklichen nächtlichen Wanderungen des jungen Mannes‹, aber ich versicherte ihm noch einmal, dass Diogenes bald wieder auftauchen werde. Damit gab er sich zufrieden und ging zu Bett.
    Am nächsten Morgen war Diogenes noch immer verschwunden, und nun war man im Hause doch beunruhigt. Onkel Everett hielt mir eine ausgesprochen deutliche Gardinenpredigt, weil ich ihn im Glauben gelassen hätte, die ganze Sache stelle kein Problem dar. Ich litt Höllenqualen und fragte mich, ob ich ihm erzählen sollte, was tags zuvor geschehen war. Aber ich war immer noch ziemlich sicher, dass Diogenes – wütend darüber, was ich getan hatte – schmollend davongelaufen war und sich gesund und munter irgendwo versteckte. Nachdem eine gründliche Suche im Haus nichts ergeben hatte, rief Onkel Everett die Polizei. Doch alle Versuche, meinen Bruder ausfindig zu machen, erwiesen sich als fruchtlos. Verschiedene anrüchige Lokale im Französischen Viertel wurden durchsucht, die Gleisanlagen im Hafengebiet, die Piers an der Canal Street und der Woldenburg Park durchkämmt. Schließlich, um vier Uhr nachmittags am siebenundzwanzigsten August, als mein Onkel sich dafür einsetzte, das Wasser im Hafengebiet abzusuchen, bin ich zusammengebrochen und habe ihm erzählt, was zwei Tage zuvor passiert war. Zwar hatte ich zu diesem Zeitpunkt Angst bekommen, bezweifelte aber im Grunde immer noch, dass Diogenes recht gehabt und der alte Dufour ihn geholt hatte.
    Mein Onkel reagierte äußerst skeptisch, gelinde gesagt. Mit einer solchen Geschichte könne er unmöglich zur Polizei gehen, sagte er – sie sei allzu offensichtlich absurd. Dennoch: Er machte sich große Sorgen und hatte vor allem Angst, dass unser Vater, der ein jähzorniger und sogar gewalttätiger Mann war, ihm bei seiner Rückkehr die Schuld am Verlust seines Sohnes geben könnte und ihn vielleicht sogar verprügeln würde. Schließlich seufzte er, wischte sich das Gesicht und sagte: ›Man muss wohl alle Wege probieren. Ich geh jetzt zu Monsieur Dufour und statte ihm einen Besuch ab.‹
    Nachdem er aus dem Haus

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