So weit die Hoffnung trägt - Roman
östliche Panorama umrahmt von dem »prächtigen« Fluss. Es war die Art Ort, die ich unbedingt mit McKale zusammen hatte sehen wollen, und ich fragte mich, warum ich es nie getan hatte.
Ich checkte im Best Western Plus On the River ein, das nicht wirklich am Fluss lag, auch wenn ich als ehemaliger Werbetyp sehen konnte, wie sie sich das zurechtbogen – da der Mississippi im Jahr 1993 über die Ufer getreten war und die Stadt überflutet hatte. Daher konnte man guten Gewissens behaupten, dass sich das Hotel damals am Fluss befand. Oder, genauer gesagt, sogar in ihm.
Als die Hotelangestellte mir meinen Zimmerschlüssel gab, sagte sie stolz: »Vielleicht interessiert es Sie zu wissen, dass wir eben erst ein neues Laufband für unseren Fitnessraum bekommen haben. Falls Sie den Wunsch haben, zu laufen.«
»Danke«, sagte ich. »Gut zu wissen.«
Ich aß auf der anderen Straßenseite in einem kleinen, schuhkartonförmigen Diner zu Abend, Brathuhn nach Art des Hauses mit Brötchen und Hackfleischsauce, dann ging ich zurück zum Hotel, um ein ausgiebiges Bad im Whirlpool zu nehmen. Ich las ein bisschen in meinem Jesse-James-Buch und legte mich früh schlafen.
In Hannibal zu sein hob meine Stimmung, und vielleicht zum ersten Mal, seit ich Seattle verlassen hatte, fühlte ich mich eher wie ein Tourist als wie ein Mann auf einer Pilgerschaft. Am nächsten Morgen unternahm ich einen Spaziergang durch die Stadt und frühstückte im Java Jive in der Main Street. Meine Bedienung war eine der schönsten Frauen, die ich je gesehen hatte. Ich schätzte sie auf Anfang bis Mitte zwanzig, aber sie war im Retrostil gekleidet: ein eng anliegendes gestreiftes Kleid, dazu eine rote Baskenmütze mit Schärpe und hochhackige Schuhe. Sie erinnerte mich an diese Mädchen, die sich die B-52-Bombenflieger auf die Schnauzen ihrer fliegenden Särge malten.
Das Gebäck und der Kaffee schmeckten gut, und ichtrank in aller Ruhe meinen Kaffee, während draußen die Touristenmassen vorbeiströmten wie der Fluss, der parallel zur Stadt verläuft. Es war ein Vergnügen, zur Abwechslung einmal anderen beim Gehen zuzusehen.
Ich hatte nicht vorgehabt, den Tag in Hannibal zu verbringen, aber nach etwa einer Stunde hatte ich mich doch dazu entschieden. Nachdem ich meinen zweiten Kaffee getrunken hatte, ging ich in Richtung Norden, um mir das Zuhause von Mark Twain anzusehen.
Der historische Mark-Twain-Komplex war gut erhalten, mit Kopfsteinstraßen, die für den Autoverkehr gesperrt waren. Zu den noch vorhandenen Gebäuden gehören Twains Kindheitszuhause, komplett mit dem weißen Zaun, den zu streichen Tom Sawyer die Nachbarsjungen überredete, und das nachgebaute Zuhause von Tom Blankenship – dem Jungen, der das Vorbild für Huckleberry Finn war. Twain schrieb über seinen Freund Tom:
Er genoss eine völlig unbegrenzte Freiheit. Er war von allen Jungen und Mädchen im Dorf der einzige wirklich unabhängige Mensch, infolgedessen war er auf ruhige und beständige Art glücklich und wurde von uns übrigen beneidet. Wir mochten ihn, wir waren gern mit ihm zusammen. Und da unsere Eltern uns den Umgang mit ihm verboten hatten, machte das Verbot seine Gesellschaft drei- bis viermal so wertvoll; deshalb suchten und genossen wir sie mehr als die der anderen Jungen.
Außerdem befand sich dort das Büro von Twains Vater, einem Friedensrichter, und das Zuhause von Laura Hawkins, dem Nachbarsmädchen, dem Twain die Figur der Becky Thatcher nachempfunden hatte. In diesem Punkt hattender Autor und ich etwas gemeinsam – unser beider Leben wurde durch das Mädchen von nebenan für immer verändert.
Nachdem ich die Häuser besichtigt hatte, ging ich am Ufer des Mississippi entlang nach Süden, bis ich zur Ladeplanke des Flussschiffs Mark Twain kam. Ich bezahlte fünfzehn Dollar für eine einstündige Flussfahrt und ging an Bord.
Das Schiff legte keine große Strecke zurück, wir tuckerten nur ein Stück weit den Fluss hoch und wieder zurück, aber die Fahrt war so angenehm und träge wie die gedehnte Sprechweise der Südstaatler.
Steve, der Kapitän des Flussschiffs, war ein freundlicher Gastgeber, und als wir vom Kai ablegten, sang er über die Lautsprecheranlage des Schiffs das obligatorische »Maaaark Twaaaaaaain« und versicherte uns, dass das Wasser zwei Faden tief sei, was für einen Flusskapitän sichere Gewässer bedeutete. Sichere Gewässer – noch heute eine tröstliche Beschwichtigung für uns.
Ich stieg zum Steuerhaus des Schiffs hoch und
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