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So weit die Hoffnung trägt - Roman

So weit die Hoffnung trägt - Roman

Titel: So weit die Hoffnung trägt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sie ihm nicht sagen können, wie er lautet, dann weiß er, dass sie es nicht ist.«
    »Wenn Sie sagen, vor einer Weile, von welchem Zeitraum reden wir da? Ein paar Jahren?«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Versuchen Sie’s mal mit vierzig.«
    »Vierzig Jahre«, sagte ich. »Er reist seit vierzig Jahren durchs Land auf der Suche nach seiner Frau?«
    Sie nickte. »Er hat sein Leben und sein Vermögen dafür verwendet, um sie zu finden. Das hat er mir zumindest gesagt, als er sich für die Tour angemeldet hat.«
    »Hat er keine Familie?«
    »Er hat vier erwachsene Kinder. Offenbar steht er ihnen nicht sehr nahe. Ich nehme an, er war kaum noch ansprechbar, nachdem er sie verloren hatte.« Doreen musterte meine missbilligende Miene, dann sagte sie: »Ich weiß, ich würde es auch nicht tun. Aber man kann jemanden nicht beurteilen, bevor man nicht in seiner Haut gesteckt hat, oder? Und Sie, haben Sie heute Abend irgendjemanden gefunden?«
    »Noch nicht«, sagte ich.
    »Na dann, an die Arbeit«, sagte sie.
    Die nächste halbe Stunde folgte mir Doreen über den Friedhof, auf der Suche nach Spuren paranormaler Aktivität. Meine Linien kreuzten sich mehrere Male – um genau zu sein, mehrere Dutzend Male –, und auf Doreens Ermutigung hin fand ich mich bald in einem einseitigen Gespräch mit dem Grabkreuz einer gewissen Mary Stewartwieder. Meine Wünschelruten hatten sich nach hinten gedreht, und Doreen war sich sicher, dass Marys Geist mich umarmte.
    Ein seltsames Phänomen habe ich dort tatsächlich erlebt. Ich hatte immer wieder das Gefühl, durch Spinnennetze zu gehen, obwohl ich draußen im Freien war.
    Als wir eine Stunde später wieder in den Bus stiegen, unterhielten sich die beiden Frauen aufgeregt, und eine von ihnen behauptete, sie hätte einen Geist gefunden, der ihre kürzlich verstorbene Großmutter gekannt hätte. Die beiden Hochzeitsreisenden starrten sich noch immer nur in die Augen und konnten es offenbar kaum erwarten, zurück zu ihrem Hotel zu kommen.
    Mr. Lewis kehrte als Letzter zurück, und offenbar auch nur auf Doreens Beharren hin. Während er mühsam in den Bus stieg, blickte er entweder betrübt oder wütend – ich konnte nicht genau sagen, was von beidem, da seine Miene so verhärtet war, dass es schwer war, irgendeine andere Emotion außer Traurigkeit zu lesen. Sein Anblick hinterließ einen tiefen Eindruck bei mir.
    Der Bus fuhr auf einem Umweg zurück zu Doreens Büro, vorbei an einer Reihe von Gebäuden, in denen es angeblich spukte, darunter die alte katholische Kirche, die zum Verkauf stand. Doreen erzählte uns, einer ihrer Kunden hätte behauptet, er hätte einen Rekorder in der Kirche aufgestellt und binnen weniger Minuten die Klänge eines unsichtbaren Chors aufgezeichnet.
    Ein paar Blocks hinter der alten Kirche machte Doreen uns auf ein viktorianisches Haus aufmerksam. »Gleich hier vorn zu Ihrer Linken befindet sich das LaBinnah Bistro. Ich empfehle Ihnen, dort essen zu gehen, wenn Sie die Gelegenheitdazu haben. Kann sich irgendjemand denken, wie das Restaurant zu seinem Namen gekommen ist?«
    Wir starrten alle auf das Gebäude, selbst die beiden Hochzeitsreisenden.
    »Das ist französisch«, sagte eine der Frauen.
    »Oder Cajun«, sagte die andere.
    »Nein, das ist es nicht«, sagte Doreen.
    »Es war der Name der Ehefrau des Küchenchefs«, sagte der Ehemann auf Hochzeitsreise, die ersten Worte, die er zu irgendjemandem außer seiner Frau sagte.
    »Nein«, sagte Doreen.
    »Ich weiß es«, meldete ich mich zu Wort.
    Doreen sah mich an. »Meinen Sie?«
    » LaBinnah ist Hannibal rückwärts buchstabiert.«
    Doreen klatschte in die Hände. »Sie sind in zwölf Jahren der Erste, der das richtig gewusst hat«, sagte sie. »In zwölf Jahren.«
    Als wir zum Büro zurückkamen und aus dem Bus stiegen, fragte mich Doreen, was ich von der Tour hielte. »Sie hat mein Leben verändert«, sagte ich.
    Sie strahlte über meine Einschätzung. »Das freut mich ja so. Danke fürs Kommen. Und kommen Sie bald einmal wieder.«
    »Gute Nacht«, sagte ich, wandte mich ab und ging zurück zu meinem Hotel.
    Ich meinte ernst, was ich zu Doreen gesagt hatte, nur nicht aus den Gründen, die sie vermutlich annahm. Die Erfahrung hatte eine tief greifende Wirkung auf mich. Nicht der paranormale Aspekt der Tour – den ich eher amüsant fand –, sondern vielmehr meine Erfahrung mit Mr. Lewis. In diesem Mann hatte ich etwas gesehen, das weitaus erschreckender war als irgendein Friedhofsgespenst oder

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