Söhne der Erde 12 - Inferno Erde
Stollen und Schächten hinzog.
Würden die Marsianer Luna endgültig aufgeben? Oder würden sie zurückkommen, irgendwann, um dieses gigantische Gefängnis wieder aufzubauen, neue Kampfschiffe zu stationieren und von hier aus die Erde zu bedrohen? Zwei Raumfähren waren zum Mars unterwegs, mit dem Kommandanten, den Wachmannschaften und jenen Gefangenen, die nur noch kurze Strafen zu verbüßen hatten, auf Begnadigung hofften oder ein neues Gefängnis der ungewissen, bedrohten Zukunft in Freiheit vorzogen. Die Funkgeräte der Fähren arbeiteten nicht mehr, sie konnten sich nicht mit Kadnos in Verbindung setzen. Selbst wenn die marsianische Kriegsflotte zum vernichtenden Gegenschlag ausholte - den Terranern blieb noch eine kurze Frist. Zeit, ihr Schiff zu starten und die Erde zu erreichen. Zeit, einen Platz zu finden, der für eine Weile Sicherheit versprach.
Gab es diese Sicherheit?
Charru fröstelte in der kalten, dünnen Luft, die noch atembar war, seit die kosmische Katastrophe mit ihren vielfältigen Veränderungen auch Luna eine Atmosphäre beschert hatte. Wie still, wie friedlich der blaue Planet aus der Ferne wirkte; eine Oase in der endlosen, abgründigen Schwärze des Alls. Aber die Söhne der Erde wußten um die Gefahren, die unter der dichten Wolkendecke lauerten. Wüsten und verseuchte Wildnis.
Gefährliche Strahlen. Fremdartige Lebensformen, eine mutierte Pflanzen- und Tierwelt, weite Bereiche des absolut Unbekannten, die nicht einmal die Marsianer je erforscht hatten.
Aber auch neue Menschen.
Rassen, von denen die Forschungsschiffe der Vereinigten Planeten einzelne Exemplare wie Tiere eingefangen und auf den Mars entführt hatten, um sie ihren grausamen wissenschaftlichen Experimenten zu unterwerfen. Vorfahren der Terraner, die unter dem Mondstein jahrhundertelang als Spielzeug in einer Spielzeug-Welt leben mußten.
Die Tiefland-Stämme auf ihrer kargen Ebene.
Die Menschen des Tempeltals unter der Terror-Herrschaft der Priester, deren Wille von falschen Göttern gelenkt wurde.
Krieg und Gewalt. Hunger, Naturkatastrophen, ein gnadenloser Überlebenskampf. Immer wieder Blut und Tränen, denn die marsianischen Wissenschaftler wollten eine wilde, barbarische, keine friedliche Welt studieren ...
Das Geräusch von Schritten riß Charru aus seinen Gedanken.
Wie Schatten tauchten Gestalten aus der Dunkelheit: sein Blutsbruder Camelo von Landre, Karstein, der Nordmann, Gerinth, der Älteste der Stämme mit dem langen weißen Haar und den nebelgrauen Augen. Lara Nord blieb ein Stück hinter ihnen zurück, das schmale, schöne Gesicht unter dem blonden Haarhelm gedankenverloren. Die knappe venusische Tunika leuchtete als hellgrüner Flecken im schwachen Sternenlicht. Laras Vater war Conal Nord, der Gouverneur der Venus und Generalbevollmächtigte des Rats der Vereinigten Planeten. Zufall hatte seine Tochter in die Ereignisse nach der Flucht der Terraner verstrickt. Ein Zufall, der ihr Leben veränderte, der sie aus ihrer vertrauten, wohlgeordneten Welt riß und sie schließlich an Charrus Seite mit der »Terra« bis hierher geführt hatte.
»Wir sollten sofort starten«, sagte Camelo von Landre gedämpft. »Wir haben zwei Landefähren, um Erkundungsflüge zu unternehmen, Vorräte, Medikamente und ein Dutzend Lasergewehre. Genug ...« Er zögerte, und seine Fingerkuppen strichen mechanisch über die dreieckige Grasharfe, die er am Gürtel trug. »Oder willst du das Waffendepot von Lunaport ausplündern? Vielmehr das, was davon noch übriggeblieben ist?«
»Nein«, sagte Charru gedehnt.
»Dann erkläre es den Priestern. Bar Nergal ist erstaunlich unternehmungslustig, seit die Marsianer den Mond verlassen haben.«
»Er will Waffen?« Charrus saphirblaue Augen wurden schmal.
»Er hat Angst, Charru«, schaltete sich Gerinth ein. »Und nicht nur er, auch ein Teil der Tempeltal-Leute. Sie fürchten, was ihnen bei der Landung auf der Erde begegnen mag. Der Oberpriester hetzt sie auf, und sie hören ihm zu. Er redet ihnen ein, mit all den Energiegranaten und Gewehren und Schockstrahlern könnten sie genauso mächtig sein wie die Marsianer.«
So mächtig wie die Marsianer ...
Charru preßte bitter die Lippen zusammen. Es lag noch nicht lange zurück, da hatte der Oberpriester die Marsianer als Götter betrachtet. Als wahre Götter, als Herren jener schwarzen, blitzeschleudernden Ungeheuer, die von den Wissenschaftlern der Universität in die Welt unter dem Mondstein geschickt wurden. Aber Bar Nergal
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