Sommerträume in Marbella
waren die erforderlichen Papiere beeindruckend schnell zur Vorlage bereit. Und jetzt, nur fünf Tage nachdem Silas sie gefragt hatte, standen sie in Rom vor dem Standesbeamten.
Julia war zu Tränen gerührt, als Silas und sie das Ehegelöbnis ablegten. Seltsamerweise war die Trauung gerade deshalb etwas ganz Besonderes, weil sie ganz allein heirateten, ohne Familie und Freunde. In einem kleinen Juweliergeschäft in einer Nebenstraße hatten sie sich schlichte Goldringe ausgesucht. Als sie Silas seinen Ring ansteckte, neigte Julia kurz den Kopf, berührte den Reif flüchtig mit den Lippen und versprach Silas stumm, ihn immer zu lieben.
Zum Glück wusste sie schon lange, dass es ihm schwer fiel, über seine Gefühle zu sprechen. Aber sie war sicher, dass er sie liebte, auch wenn er es nicht gesagt hatte. Schließlich hatte er sie soeben geheiratet. Ein ungezogenes Lächeln umspielte ihren Mund. Noch vor unserem ersten Hochzeitstag habe ich Silas so weit, dass er „Ich liebe dich“ zu mir sagt, schwor sie sich.
Ihre Eheringe wollten sie erst tragen, wenn sie wieder in England waren und Julias Großvater alles gebeichtet hatten.
„Ich will auf keinen Fall, dass er es über Moms Putzfrau erfährt oder von sonst jemandem, der Dorlands Klatschmagazin liest“, hatte Julia erklärt.
„Gut, mir ist es recht“, hatte Silas zugestimmt.
Ihr Ehemann. Strahlend vor Glück sah Julia zu ihm auf. Ihre Hochzeitsnacht würden sie hier in Rom verbringen, bevor sie am nächsten Tag nach Spanien fliegen mussten. Silas hatte in einem wundervollen Hotel eine Suite reservieren lassen.
„Ich dachte, wir fahren sofort zurück zum Hotel“, schlug er vor. „Oder möchtest du lieber etwas anderes unternehmen?“
„Und was sollte ich lieber tun wollen, als mit dir ins Bett zu gehen?“ Julia schüttelte lächelnd den Kopf.
Mit ihr zusammen zu sein, ist so erfrischend, dachte Silas. Niemals versuchte sie irgendwelche Machtspielchen, und er liebte es, wie offen sie ihr sexuelles Verlangen nach ihm äußerte. Nicht, dass sie nur ihr Verlangen nacheinander teilten. Julia engagierte sich leidenschaftlich dafür, Amberley für zukünftige Generationen zu erhalten – aber nicht, wie sie es ausgedrückt hatte, „… als eine Art Museum. Amberley ist, was es ist, weil jede Generation wie in einem richtigen Zuhause darin gelebt hat und nicht, weil es durch die Jahrhunderte unverändert geblieben ist. Ich weiß, dass es während der Sommermonate besichtigt werden könnte, und ich weiß auch, dass die Prunkzimmer zu groß sind, um wirklich darin zu wohnen …“
„Was würdest du denn stattdessen mit ihnen machen?“, hatte Silas gefragt.
„Ach, alles Mögliche. Wir könnten im grünen Salon Musikabende veranstalten, dann haben junge Musiker die Möglichkeit, Händel in dem Umfeld zu spielen, für das er seine Werke geschrieben hat. In der Bibliothek könnten wir Lesungen organisieren. Und auf der schlosseigenen Farm würde ich seltene Arten von Freilandhühnern und Enten halten …“
„Mein Lebensmittelpunkt ist New York“, hatte Silas sie erinnert. „Ich trage die Verantwortung für die Stiftung.“
„Das weiß ich. Aber wir können doch zwischen New York und Amberley pendeln, oder?“
„Natürlich.“
„Silas, ich fürchte, ich weiß nicht allzu viel über die Stiftung. Du wirst mir erklären müssen, wie sie arbeitet und was ich tun kann, um dir zu helfen.“
Ja, er hatte allen Grund, sich zu seiner scharfsinnigen Entscheidung, Julia zu heiraten, zu gratulieren. Genau wie er an ihrem achtzehnten Geburtstag zu seiner Mutter gesagt hatte, war sie die perfekte Ehefrau für ihn.
Das alte elegante Hotel lag an einer piazza inmitten eines Labyrinths enger Straßen. Auf dem Platz standen ein reich verzierter Marmorspringbrunnen und prachtvolle Marmorstatuen. Unmengen von Blumen, auf üppige Vasen und Terrakottakübel verteilt, lockerten die strenge Pracht des Marmors auf.
Beschwingt schaute Julia hoch zum Balkon ihrer Suite, und eine prickelnde Erregung versüßte ihr Glück. Mit Silas zu schlafen war immer wundervoll, aber diesmal würde es etwas ganz Besonderes sein. Diesmal würden sie es als Ehepaar tun.
„Ich dachte, wir essen heute Abend in unserer Suite“, sagte Silas, als sie die Hotelhalle betraten. „Doch zuerst möchte ich dir noch etwas zeigen.“ Mit diesen Worten führte er sie in einen dunklen Flur mit gewölbter Decke.
Die Wände waren aus unbehauenem Stein, und hier unten war es so kalt, dass Julia
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