Spinnen füttern
man ihm einen Vertrag mit einer Modelagentur in Aussicht stellte.
(Weitere) Mordfälle
Vormittag. Nachdem das letzte Opfer des Taxikillers beerdigt war, wurde ein Psychiater tot in seiner Praxis aufgefunden. Sein Kittel hing an der Tür. Anhand der Blutspuren konnte nachgewiesen werden, dass der Mörder selbst den Kittel getragen hatte, als er dem Arzt die Kehle durchschnitt, kurz bevor der die Praxis verlassen wollte.
Viele Patienten des Psychiaters, die aus der Zeitung von dem Mord erfuhren, erlitten einen Schock. Ein Computer fehlte, ein Radio, zweihundert Dollar in bar und eine Kiste kubanischer Zigarillos, sonst war, abgesehen von dem vielen Blut, kein Schaden entstanden. Als Teil der Ermittlungen beschlagnahmte die Polizei alle Patientenakten, was zu Protestaktionen von Patienten und Datenschutzbeauftragten führte.
Ein bekannter Manager wurde erschossen aufgefunden, auf dem Parkplatz des Sportstudios, das er dreimal die Woche besuchte.
Er hatte ein großes Bergbauunternehmen geleitet, das einige Jahre zuvor überführt worden war, Waffen an afrikanische Rebellen geliefert zu haben, deren erklärtes Ziel es war, eine linke Regierung zu stürzen, die die Verstaatlichung des Bergbauunternehmens gefordert hatte. Der damalige Vorstandsvorsitzende des Unternehmens musste seinen Hut nehmen, zu seinem Nachfolger wurde ein junger Mann namens Edward Stain III. ernannt, der in einer gewissen Clubszene als Eddie bekannt war. Seine erste Amtshandlung bestand darin, eine PR -Firma zu beauftragen, in einer Kampagne die sozialen Programme des Konzerns darzustellen, darunter Jobprogramme für Arbeiter in der Dritten Welt und die Einführung zukunftsfähiger Technologien zur effizienteren, umweltfreundlicheren Förderung von Bodenschätzen. Eine solche Initiative hieß »Stufentechnik«, Aushub und Beseitigung des Abraums sollten in verschiedenen Schritten oder »Stufen« stattfinden, um die Regenerierung der Landschaft zu fördern. Das Management hatte verschiedene Umweltorganisationen eingeladen, diese Vorschläge mit ihnen zu diskutieren.
Zur Bestattung von Mr Stain III. kamen zahlreiche Honoratioren, der populistische Bürgermeister der Stadt versprach in seiner Trauerrede, noch schärfer gegen Gewalt und Verbrechen vorzugehen. Der Verstorbene hinterließ eine Ehefrau und zwei sehr schöne Töchter.
Am nächsten Tag fand man in einem Wald vor der Stadt einen Politikwissenschaftler, der an der örtlichen Universität lehrte, sowie seine Frau. Die Leichen waren verstümmelt und verbrannt. Campingausrüstung und Kleidung des Ehepaars waren gestohlen worden, die forensische Analyse ergab, dass die beiden aneinandergefesselt und erstochen wurden. Auch gab es Anzeichen von Kannibalismus. Einige Extremitäten waren vor Ort gegrillt worden, an Armen und Waden der Opfer stellte man Speichelspuren fest. Das Auto des jungen Managers Edward Stain III. wurde in der Nähe gefunden, der Mörder musste also den Wagen gewechselt haben, wobei unklar war, ob der Mörder ein Einzeltäter war. Man ging davon aus, dass die beiden Morde am selben Tag begangen worden waren.
Eine neue Panikwelle, diesmal wegen des Kannibalismus, brach über die Stadt herein, die Nachrichten überschlugen sich, selbst internationale Sender wurden aufmerksam. Im Fernsehen wurden auf allen Kanälen Kannibalismus- und Satanismusexperten interviewt. Ein Experte, der Kannibalismus in Zeiten von Hungersnot für gerechtfertigt hielt, wurde von den Kirchen scharf angegriffen, der Sender, der die Diskussionsrunde ausgestrahlt hatte, konnte sich vor Anrufen und Drohbriefen kaum retten. Als der Experte noch einmal befragt wurde, erklärte er, er habe über die gesamte Menschheitsgeschichte gesprochen, Kannibalismus gehöre unzweifelhaft zur Geschichte unserer Gattung. Nachgewiesen sei, dass Kannibalismus unter den Soldaten des Ersten Weltkriegs vorgekommen sei, in neuerer Zeit selbstverständlich auch in Vietnam und in der Folge einiger Flugzeugabstürze. Reporter und Kommentatoren weiteten den Themenbereich noch einmal aus und versammelten Talk-Runden zu Teufelskulten, Freimaurern und der Dämonisierung der europäischen Juden durch die Kirche und die Nazis.
In einem ausführlichen Nachruf in einer der örtlichen Tageszeitungen wurde der Professor mit mehreren konservativen Initiativen der gegenwärtigen Regierung in Verbindung gebracht; er hatte als einflussreicher Berater im Hintergrund gewirkt, nicht zuletzt bei der Abschaffung des nationalen
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