Spione auf Burg Schreckenstein
eingeladen.“
„Stimmt ja auch!“ bestätigte Stephan.
Ganz anders Dampfwalze und Andi. Die beiden hatten sich eine besondere Tarnung ausgedacht.
„Gehen wir noch mal in den Radstall zu unseren Maschinen!“, verkündete der Muskelprotz mitten in der Menge. Und sie gingen in den Radstall.
Mücke und Hans-Jürgen begaben sich zuerst in ihr Zimmer. Dann mit Minutenabstand die Freitreppe hinunter. Während Hans-Jürgen in der Haltung des versonnenen Dichters der Zugbrücke zustrebte, bewegte sich Mücke pfeifend zum Durchgang. Draußen auf der Bank vor dem Prinzengarten setzte er sich zu Pummel und Eugen. Er redete mit ihnen über eine neue Nummer der Schulzeitung, die längst fällig sei, verließ sie dann in Richtung See und kam in weitem Bogen um Sportplatz und Prinzengarten herum durch die Einfahrt in den Sternenhof.
Im Sprung nahm er die Stufen zum Eingang, lief durch den erleuchteten Korridor und bog an der Treppe nach rechts in die Bibliothek ab.
Da saßen sie schon, die Freunde, in tiefen Sesseln. Auf einem großen Tisch in der Mitte des Raumes stand ein Stapel Teller. „Na endlich!“ flachste Klaus.
Andi fachte mit dem Blasebalg das Kaminfeuer an, und auch Mauersäge saß schon da. Mit Hund Harro bei Fuß.
„So... ks...“, sagte er, „wir sind vollzählig. Nun kann’s losgehen!“ Er nahm den Telefonhörer ans Ohr, drückte einen Knopf und sprach in die Muschel. ,Jean. Wir warten.“ Er wollte gerade auflegen, doch Jean, am anderen Ende, sagte offenbar noch etwas. Die gräflichen Augenbrauen hoben sich. Mauersäge schaltete heftig. „Ks... kommen Sie!“ Schwer fiel der Hörer in die Gabel. Wieder schaltete Mauersäge, drehte den Hals als sei ihm der Kragen zu eng und sagte „Unerhört! Unerhört! Der Kartoffelsalat ist weg!“, die Ritter sahen einander an, ohne einander anzusehen.
Jeder überlegte: Wie war das möglich? Woher wusste der Betreffende von dem Kartoffelsalat und vom Zeitpunkt der Lieferung? Da musste zuerst Jean gehört werden. Mit seinem unnachahmlich vornehmen Ausdruck, der immer ein bisschen beleidigt wirkte, trat er neben den Burgherrn und verbeugte sich leicht. „Ich verstehe das nicht, Herr Graf. Ich hatte die Schüssel von Fräulein Waldmann in Empfang genommen und in die Sattelkammer gestellt. Sie war mit einem Geschirrtuch zugedeckt. Wie mir aufgetragen, habe ich Herrn Grafen sofort verständigt. Da die Sattelkammer genau die richtige Temperatur für Kartoffelsalat hat, beließ ich die Schüssel dort...“ Mauersäge nickte ungeduldig. Doch Jean blieb bei seiner vornehmen Ausdrucksweise. „Als ich just hineinkam, um den Salat zum Servieren in Kristallschalen umzufüllen, fand ich die Schüssel zugedeckt am selben Platze vor, wo ich sie hingestellt hatte. Sie war jedoch leer.“
Mückes Gehirn schaltete wieder einmal am schnellsten:
„Ganz schön schlau!“ murmelte er. „So kann Ottokar bei seiner Ansage nicht nach der Schüssel fragen.“
„So ein... ks... Pech!“ näselte Mauersäge. „Wo ich an dem... ks... Streich doch ein bisschen beteiligt bin ! Wie konnte das denn... ks... passieren? Was meint ihr?“
Stephan sah auf seine Uhr. „Die Diebe haben gut sechs Stunden Zeit gehabt!“
„Gehen wir rüber und schauen in jedes Zimmer“, schlug Klaus vor.
„Die werden grade da sitzen und auf uns warten!“ Dampfwalze tippte sich an die Schläfe. „Ja, Jean... ks... was hätten wir denn statt dessen?“ fragte Mauersäge.
„In diesen Mengen gar nichts, Herr Graf, kam die Antwort. Mauersäge nickte ihm zu. „Dann lassen Sie sich... ks... nicht aufhalten. Sie haben sicher etwas Besseres zu... ks... tun.“
Jean verbeugte sich sehr vornehm und verließ die Bibliothek. Die Ritter redeten durcheinander. Ottokar war unruhig hin und her gelaufen. Plötzlich setzte er sich an den Tisch, auf dem Schreibzeug lag und schrieb. Dann riss er das Blatt vom Block und hielt es allen unter die Nasen.
Da stand: Wir werden abgehört! Harmlos weiterreden! Die Ritter verstanden sofort und reagierten so, dass den Lauschern nichts auffallen konnte.
„Irre gut, der Kartoffelsalat!“ alberte Klaus, als habe er den Mund voll. „Ich hol mir noch einen Teller.“
Dieter lachte. „Ich auch!“
Mauersäge hielt noch das Blatt in Händen. Ohne Brille konnte er den Text nicht entziffern, und seine Brille hatte er nicht dabei. „Was... ks... was...?“ stotterte er.
Andi nahm ihn kurz entschlossen bei der Schulter und flüsterte ihm ins Ohr, während Stephan und Mücke
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