Spione auf Burg Schreckenstein
kein Erstaunen. „Klar haben die die Wanze abgeholt, nachdem wir weg waren. Hätte ich an ihrer Stelle nicht anders gemacht.“
Auch auf dem Kappellsee war viel Scharfsinn versprüht worden. „Wir müssen damit rechnen, dass die Mädchen dahinterstecken! Mit oder ohne Ritter!“ hatte Stephan beim Rudern laut gedacht.
„Wir können’s nur drauf ankommen lassen“, hatte Ottokar erwidert. „Die Wanze stammt jedenfalls nicht von ihnen.“
Es traf sich günstig. Die Mädchen hatten Badenachmittag. Unter Sonjas Aufsicht. Sie schwammen außerhalb des dunklen Hafens, wo die Sonne auf das Wasser schien. Die Abwechslung von Schreckenstein wurde mit großem Gekreische begrüßt. Esther, Konstanze, Bettina und Sabine wollten das Boot umkippen. Aber Ottokar ließ die Ankerkette wie ein Lasso in der Hand kreisen, dass sich keine näher herantraute. Beatrix und Sophie dagegen wurden sofort an Bord genommen und eingeweiht. Ein bisschen schadenfroh kicherten sie schon.
„Ob da jemand von uns dahintersteckt, kann ich nicht sagen“, meinte Beatrix. „Die Horn hat in der ganzen Schule rumtrompetet, dass Graf Schreckenstein ihren köstlichen Kartoffelsalat bestellt habe. Als ob sie den selber gemacht hätte!“
Mückes Schwester Ingrid kam dazu. Sie verschwand jedoch rasch wieder. „Wenn ihr vier zusammenhockt, hat man immer das Gefühl, man stört“, sagte sie schnippisch. Stephan ruderte weiter.
Sonja, bei der sie anlegten, um auch ihr zu erzählen, was passiert war, schüttelte nur den Kopf. „Ich habe die Schüssel Jean gegeben und niemand sonst gesehen. Auch nicht im Sternenhof.“
„Dann gibt’s nur eins“, sagte Ottokar.
„Nämlich zwei Salate!“ ergänzte Stephan.
„Unbescheiden seid ihr ja gar nicht!“ Sonja lachte.
„Wenn ihr nicht wollt, bestellt Mauersäge ihn wieder bei der Horn“, entgegnete Stephan.
„Dann tun wir aber was rein, was euch gar nicht gefällt!“ drohte Beatrix, musste aber selber dabei lachen. Auch die beiden Ritter grinsten.
„Genau darum wollten wir euch bitten“, bestätigte Ottokar.
„Deswegen zwei Salate“, erläuterte Stephan. „Einen mit so viel Knoblauch, dass wir die Diebe gegen den Wind riechen. Denn wir lassen sie wieder klauen. Und der andere ist für uns. Wir wollen ja nicht noch mal leer ausgehen.“
„Und was kriegen wir, wenn wir alles so liefern?“ fragte Sophie.
„Lasst euch erst mal was einfallen. Dann sehen wir weiter“, empfahl Stephan.
Unvermittelt blitzte Beatrix ihn an. „Hast du wieder deine arrogante Tour?“
„Ich hab was ganz anderes!“ kam Ottokar seinem Freund mit der Antwort zuvor. Er fasste sich an die Backe. Der Zahn, in dem Doktor Bender gebohrt hatte, brachte sich mit einem unangenehmen Ziehen in Erinnerung. Glücklicherweise verging es ebenso schnell wieder, wie es gekommen war.
Nachdem auch der letzte Punkt besprochen war, der Termin und die Art und Weise der Lieferung, ruderten die beiden, beauftragt mit herzlichen Grüßen an Doktor Waldmann, zurück.
Sonja und Sophie winkten. Beatrix kehrte dem Boot den Rücken zu. Stephan sah sie nicht, denn jetzt ruderte Ottokar. Auf der Burg ging Mücke in der Teepause von Gruppe zu Gruppe und versuchte, ohne Fragen zu stellen, das Gespräch auf die Schüssel und deren möglichen Inhalt zu lenken. Bei Rolf hatte er Glück. Der Ritter saß allein auf fünf Stühlen: zwei für die Arme, zwei für die Beine, einen fürs Hinterteil. „Kartoffelsalat war drin! Ziemlich viel“, sagte er und grinste.
„Bist du sicher?“ hakte Mücke nach.
„Ich hab’s nicht selber gesehen“, gestand Rolf, „aber Werner behauptet’s .“
Werner, der auf der Beschattungsliste stand, holte sich gerade einen Becher Tee.
Mücke stellte sich hinter ihm an und sagte „Was Handfestes zwischen die Zähne war mir jetzt lieber! So was, wie in der Schüssel von Ottokar und Stephan war...“
Muffig drehte Werner sich um. „Was denn für ‘ne Schüssel?“
Nicht schlecht! dachte Mücke. Mit einer Gegenfrage ist jedes Gespräch sofort abgewürgt.
Er ging weiter zu Armin und wiederholte das Spiel in leicht abgewandelter Form.
„Ja, Kartoffelsalat war drin!“ bestätigte der. „Jedenfalls behaupten das alle.“
„Wer alle?“ wollte Mücke wissen.
„Vorhin im Duschraum.“ Armin zog die Schultern hoch. „Ich weiß auch nicht genau. Alles hat durcheinandergeredet, du weißt ja...“
Da war Dieters Aktion ungleich erfolgreicher. Noch vor Beginn der Arbeitsstunde verständigte er Ottokar und
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