Spione auf Burg Schreckenstein
Hans-Jürgen und Mücke.
„Wo sind die Minis ?“ fragte Stephan auf der Freitreppe.
„Die haben sich schon vor einer halben Stunde rausgeschlichen“, antwortete Mücke.
„Die wollen ganz sichergehen!“ Andi grinste.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass die tatsächlich die Horn klauen“, zweifelte Dieter.
„Vielleicht nehmen sie nur ein Foto von ihr mit“, alberte Klaus.
Als sie aus dem Durchgang zum Sportplatz herauskamen und zum Steg hinunterliefen, glaubte Dieter ein Boot auf dem See zu erkennen. Doch es konnte eine Täuschung sein, verursacht durch Wolkenfetzen, die den Mond nur sekundenweise durchscheinen ließen.
„Ein Boot fehlt!“ meldete Dampfwalze, der vorausgegangen war und das Bootshaus aufgeschlossen hatte.
„Dann ist ja alles bestens“, freute sich Andi. Sie nahmen zwei große Boote. Dampfwalze und Klaus, Dieter und Stephan legten sich in die Riemen.
Es wurde nicht gesprochen. Jeder wusste, wie weit ein stilles Wasser die Stimmen trägt. Zudem mussten sie bei der hohen Schlagzahl, die die vier Ruderer vorlegten, damit rechnen, den Minis näher zu kommen.
Der Mond verhielt sich mustergültig. Er schaute überhaupt nicht mehr heraus. Die Wolken wurden dichter und dunkler, und es roch nach Regen. Wie immer kündigte sich das Steilufer schon von weitem an: Der Wald strahlte Kälte aus.
Stephan ruderte langsamer und fand mit traumwandlerischer Sicherheit zwischen den Weiden die schmale Einfahrt in den Rosenfelser Hafen.
Mücke, der im zweiten Boot am Bug saß, hielt das Heck des ersten fest, und lautlos, ohne weitere Ruderschläge, glitten sie hinein.
Ottokar lag auf dem Bugbrett des ersten Bootes und tastete voraus. Seine Hand berührte ein Boot. Ein Schreckensteiner Boot, wie er an dem breiten Rand feststellte. Er hangelte sich daran weiter und fühlte alsbald den Steg. „Sie sind da“, raunte er kaum hörbar Stephan zu.
Mücke hangelte sich an die Breitseite und machte das zweite Boot fest.
Auch das weitere Zusammenspiel, in vielen Streichen bewährt, klappte vorbildlich. Jeder kannte jeden Griff, jeden Schritt. Keiner der da über eine Wurzel gestolpert wäre oder laut geschnauft hätte. Geräuschlos, wie sie gekommen waren, stiegen sie den steilen Weg durch den Wald zum Hochufer hinauf.
Oben, wo der Wald endet, sammelten sie sich. Schwarz in schwarz, nur durch Schattierungen unterschieden, lag das Schloss da. Nichts war zu hören, hinter keinem Fenster brannte Licht.
Ottokar schaute auf die Leuchtziffern seiner Uhr. Mitternacht war vorüber.
„Wo sind sie denn, unsere kleinen Freunde?“ flachste Klaus leise.
„Wahrscheinlich sitzen sie schon bei der Horn auf der Bettkante!“ antwortete Mücke.
Ein Rascheln wurde laut, ein Rauschen. Es fing an zu regnen.
„Prima Geräuschkulisse!“ freute sich Hans-Jürgen. „Gehen wir von zwei Seiten!“ flüsterte Ottokar und verschwand mit Dampfwalze, Andi und Klaus. Am Eingang trafen sie auf Stephan, Dieter, Hans-Jürgen und Mücke. Das Tor war geschlossen, doch nicht abgesperrt. Wie auf Kommando setzte starker Regen ein. Das Rauschen überdeckte die quietschende Glastür und erübrigte den Slalom auf der knarzenden Treppe.
„Könnte alles nicht besser sein!“ raunte Andi Dampfwalze zu. An der oberen Glastür sammelten sie sich und lauschten. Nichts. Nur das Rauschen des Regens.
„Ich glaub, die sind tatsächlich zur Horn!“ flüsterte Klaus.
„Oder sie sind im zweiten Stock“, mutmaßte Dieter.
„In die Speisekammer. Das könnte ich eher verstehen!“ meinte Stephan.
„Gehen wir durch. Aber zusammen!“ empfahl Dampfwalze.
Im Gänsemarsch bewegte sich der Ritterrat nach rechts bis zum Südostturm. Von hier nach links durch den Klassentrakt.
Andi, der vorausschlich , blieb plötzlich stehen. „Schaut mal, da vorn!“ flüsterte er.
Ungefähr zehn Meter weiter schimmerte an einer Tür ein schmaler, blasser Lichtspalt.
„Das ist ein Klassenzimmer“, stellte Ottokar fest.
„Unsere Minis werden doch nicht heimlich lernen, mitten in der Nacht!“ alberte Mücke.
„Ich geh mal nachsehen!“ Dampfwalze war schon unterwegs. Sein Rücken verdeckte den Lichtspalt zum Teil. Jetzt bewegte er die Tür, der Spalt wurde breiter. Vorsichtig steckte er den Kopf hinein, drehte sich um und kam eilends zurück.
„Ich werd verrückt! Da steht eine Schüssel Kartoffelsalat drin!“ berichtete er. „Sieht aus wie der Rest von einer Geburtstagsfeier oder so was.“
„Mann!“ Stephan schmatzte.
Alle dachten an den
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