Star Trek - Titan 06 - Synthese
Erfolg haben, wo unsere Vorgänger gescheitert sind›, sagte Drei-Vier, aber Rot-Gold ignorierte die Unterbrechung.
‹Unsere Stagnation wird uns umbringen, wenn wir sie nicht beenden. Die ErstGen-Konstrukte erschufen die frühen Ausgaben meiner Kohorten, der ZweitGen. Nun ist die Zeit gekommen, den nächsten Schritt in unserer Evolution zu machen.› Der Bemerkung folgte Unruhe. ‹Wir müssen eine
DrittGen
-KI erschaffen, eine Synthese. Eine neue Bewusstseinsform, die ohne Hilfe existiert. Ein reines Software-Bewusstsein, unendlich formbar, das der veränderlichen, brodelnden Masse der Null in ihrem unfertigen Zustand ebenbürtig ist.›
Ist das möglich?
, fragte sich Vale. Jede denkende Maschine war in ihrem Kern eine Reihe komplexer Anweisungen, ein Programm – aber ein Programm konnte nicht unabhängig von einem System laufen. Selbst diese fortgeschrittenen KIs, die ihr Bewusstsein in mehrere Drohnenformen ausstrecken oder in virtuellen Realitäten wie dem Datenspeicher existieren konnten, waren letztendlich an ihre physische Existenz gebunden. Der Kern, von dem Weiß-Blau gesprochen hatte, war die Essenz der Wächter, der Keim ihres Seins.
Was Rot-Gold vorschlug, was das Konzept eines ungebundenen synthetischen Verstandes, eines sprichwörtlichen Geistes in der Maschine.
Eins-Fünfs Ringe drehten sich irritiert. ‹Was du vorschlägst, kann nicht umgesetzt werden.›
Rot-Golds Antwort war barsch. ‹Du irrst dich. Deine Auswertung ist beschränkt. Was ich befürworte, findet bereits statt.› Die Kugel schoss auf Weiß-Blau zu. ‹Es passiert gerade jetzt, an Bord der
Titan
.›
Sethe schrie auf, als er sah, wie das Objekt durch den Metallschacht auf sie zuraste. Pava lief an den Rand des Balkons, wo ein verrosteterHandlauf auf Oberschenkelhöhe das Einzige war, was sie davon abhielt, in den Abgrund zu fallen. Im reflektierten Licht der sanft glühenden Zylinder an der Wand nahm sie etwas wahr, das wie eine breite Scheibe mit gezahnten Rändern aussah, die sich um ihre eigene Achse drehte. »Seien Sie vorsichtig«, warnte sie die anderen mit lauter Stimme, um über dem Tornado aus Geflüster gehört zu werden. »Wir wissen nicht, was wir zu erwarten haben.«
Als die Worte ihren Mund verließen, erhob sich das Objekt, und sie erkannte, um was es sich handelte: ein seltsames Nest aus sich drehenden Zahnrädern und Getrieben, das wie eine von Kinderhand angefertigte Version einer Sonne aussah, mit Kupferstrahlen an jeder Spitze. Es ruhte auf einer dicken Eisenarmatur und beugte sich über sie. Selbst durch den Helm und die dünne Atmosphäre konnten Pavas sensible Antennen die Vibration der sich drehenden Zahnräder spüren. Sie bemerkte, dass einige zerstört waren, dass Zähne fehlten oder zerbrochen waren. An einer Seite der riesigen Scheibe prangte ein ölig-schwarzes Brandzeichen, eine Narbe, die die maschinelle Perfektion des Konstruktes beeinträchtigte.
Plötzlich versiegte das ohrenbetäubende Flüstern im Kommunikationssystem, und die Stille danach wirkte wie ein Schock. Dann öffnete sich das drehende Objekt, und ein Art Segeltuch tauchte auf. Es war straff gespannt und vibrierte. Zuerst hörten sie nur Rauschen, doch dann sprach es plötzlich mit donnerndem Bass.
»Null null null null null eins, null null null null null null eins eins, null null null null eins, null null null null eins eins eins eins.« Die Stimme hob sich am Ende jeder Zahlengruppe. Die Binärgruppen kamen schneller und schneller und wurden zu einem Hintergrundsummen.
»Kann es uns hören?«, fragte Sethe, der wegen des Lärms das Gesicht verzog. »Weiß es überhaupt, dass wir hier sind?«
Das Stimmsegel spannte sich erneut und vibrierte. »Ich höre euch.«
Der Cygnianer schnappte nach Luft und trat unbewusst einen Schritt zurück.
»Ich bin ErstGen Null-Drei, inaktiver Wächter. Ihr standet kurz davor, ausgelöscht zu werden. Ich habe das verhindert. Die Existenz der Organischen wäre nicht fortgesetzt worden. Ihr lebt. Ihr habt die Eiswelt überlebt. Wahrscheinlichkeit der Auslöschung: achtundsiebzig Prozent.«
»Und für dieses Eingreifen sind wir Ihnen dankbar«, erwiderte Tuvok. »Wie haben Sie unser Transportersignal umgelenkt?«
»Ein Energiestrahl kann immer umgelenkt oder beeinflusst werden. Resultate: Ich weiß mehr, als andere meinen. Zeit alleine entspricht Zeit zum Denken. Verstand. Einschalten. Denken.«
»Er klingt nicht so überzeugend wie die anderen Wächter-KIs, denen wir begegnet sind.« Dakal
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