Star Trek - Vanguard 1: Der Vorbote
stereotypen Rollen wieder, und wenn die Resonanz des Publikums nachließ, setzte man auf Action und eine sexy Vulkanierin.
Nicht, dass diese Elemente per se schlecht gewesen wären! Sie allein sind nur noch kein Star Trek.
Dorthin, wo noch kein
Star-Trek-Roman gewesen war
Als die Produktionen der Paramount Pictures (die Heimat des filmischen Zugs zu den Sternen) narrative Schwächen zeigten, waren
sie
mehr denn je gefragt: die Romanautoren. Der in New York ansässige Verlag Pocket Books, der bereits seit Jahrzehnten Romane zu den Trek-Serien verlegt, nutzte die Gunst der Stunde und machte das, was in Hollywood anscheinend niemand mehr wagte: Er ging dorthin, wo er noch nie gewesen war und erlaubte seinen Autoren und Lektoren größere Freiheiten bei der Konzeption und Realisierung neuer Abenteuer in Gene Roddenberrys Universum. Autoren wie David Mack.
Der New-Yorker-Filmfan, Drehbuchautor und Schriftsteller fühlt sich in der Gesellschaft von Klingonen, Romulanern und Föderationsangehörigen pudelwohl. Zumindest solange sie Ideen in seinem Kopf oder Worte auf seinem Bildschirm sind. Mack, der schon für D EEP S PACE N INE Drehbücher entwickelte, kennt sein Star Trek.
Qualifikation als Geek
„Ich bin mit den Wiederholungen der klassischen Serie groß geworden“, erinnert er sich. „Die Vertrautheit zwischen Kirk, Spock und McCoy gefiel mir besonders; selbst wenn sie sich gegenseitig auf die Nerven gingen, wusste man doch, dass sie immer Freunde blieben. Und die ganzen Raumschiffe, Explosionen und dürftig bekleideten Frauen waren ebenfalls Pluspunkte. Ende der 70er, Anfang der 80er las ich dann James Blishs Romanadaptionen der Episoden, und natürlich sah ich mir auch die Kinofilme an. S TAR T REK II: D ER Z ORN DES K HAN haute mich um! Spocks Tod war einer dieser Momente, die für mich die Humanität von Star Trek unterstreichen. Durch sie wird es für mich realer und persönlich relevanter als es die Star-Wars-Filme je waren. Zu dieser Zeit hing ein Poster der Enterprise an meiner Zimmerdecke. Es war so eine Risszeichnung, die all die coolen Dinge im Inneren des Schiffes aufzeigte. Sie sah so real aus, so glaubhaft, dass ich mir vorstellte, selbst dort zu leben und diese Abenteuer zu bestehen.
Als S TAR T REK : T HE N EXT G ENERATION begann, war ich ein Erstsemester am College, ohne Fernseher und Videorecorder. Meine Eltern zeichneten alle Episoden für mich auf, und ich sah sie mir in Marathonsitzungen an, wann immer ich an Feiertagen oder während des Sommers zu Hause war. Nach dem College zeichnete ich mir TNG und D EEP S PACE N INE weiterhin auf, doch war ich so arm und so verschuldet, dass ich mir keine neuen Videokassetten leisten konnte. Um kostenlos an Bänder zu kommen, meldete ich mich freiwillig als Filmrezensent für ein Pornomagazin. Dort ließ man mich die Kassetten behalten, also habe ich einfach die Laschen überklebt und die Pornos mit Star Trek überspielt. Dies ist eine der wahren Geschichten, die meine Qualifikation als Geek beweisen. Also ja, ich würde mich schon als Fan bezeichnen.“
Star Trek einmal anders
David hat ein gemütliches Büro, das momentan auch als Gästezimmer der Wohnung dient, die er und seine Frau sich mit zwei Katzen teilen. An den Wänden hängen die Cover der ersten Comics, für die er die Vorlagen lieferte – ein Crossover zwischen TNG und DS9, das unter dem Titel „Symbiose“ auch auf Deutsch erschien. Auf hohen und dicht bepackten IKEA-Regalen türmen sich Nachschlagewerke, Romane und Graphic-Novels, ein Ledersessel steht davor und der Großteil des Raumes wird von einem breiten Bett in Beschlag genommen (Gästezimmer, erinnern Sie sich?). Der schlichte Holztisch weiter hinten fällt da kaum noch auf, und doch entstehen an ihm Davids Romane.
Düstere
Romane.
Die etwas härtere Gangart seiner Geschichten gefällt dem Autor – und seinen zahlreichen US-Fans nicht minder. Macks Beiträge zur „A Time to …“-Reihe, einer amerikanischen Romanserie über die Geschehnisse zwischen den Kinofilmen D ER A UFSTAND und N EMESIS , gelten bis heute als beeindruckend erwachsenes Star Trek. Wollte er diesen Realismus und diese Schwere bewusst auch in Vanguard einbringen?
„Absolut“, antwortet er mit Nachdruck. „Das war für mich einer der wichtigsten Aspekte des Projektes. So sehr ich die klassische Serie auch liebe, ist mir doch bewusst, wie unfreiwillig komisch sie mitunter sein kann. Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, kommt es selbst in
Weitere Kostenlose Bücher