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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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war.

***
    Steel konnte sein Glück kaum fassen. Wenn man Stringer Glauben schenken durfte, hielt Jennings sich in Blenheim auf. Es gab für Steel keinen Grund, einem Mann zu misstrauen, der für eine Ration Rum seine eigene Mutter verschachern würde.
    »Ihr habt ihn also mit eigenen Augen gesehen, Stringer?«
    »So deutlich, wie Ihr jetzt vor mir steht, Sir. Er ist dort, ich sag’s Euch. Major Jennings in Fleisch und Blut. Und die haben ihm ein Kommando übergeben. Ich kenne ihn, er wird’s annehmen. Ist ’n verdammter Lügner, Sir. Sagte mir, Ihr wärt ein Verräter, forderte mich auf, Euch zu töten. War nicht meine Idee, Mr. Steel, Sir. Hat immer nur gelogen. Und ich lass mich nicht gern belügen, Sir, nein, ich nicht.«
    Was auch immer seine Beweggründe waren, Stringer hatte sich an den Auftrag gehalten und seinen früheren Vorgesetzten verraten, obwohl Steel den Sergeant im Zweikampf übel zugerichtet hatte.
    »Ihr habt getan, was ich von Euch verlangt habe, Stringer. Belassen wir es dabei.«
    »Danke, Sir. Danke Euch, Mr. Steel. Wenn ich sonst noch was für Euch tun kann? Irgendetwas … stehe Euch jederzeit zur Verfügung …«
    »Das reicht«, unterbrach ihn Slaughter.
    Der Blick, den Stringer dem Sergeant zuwarf, war voller Hass. Er presste den Beutel Münzen an seine Brust.
    Steel bedeutete Slaughter, näher zu kommen, während die beiden Grenadiere sich entfernten und Stringer etwas abseits sein Geld zu zählen begann.
    »Wartet, bis er mit dem Zählen fertig ist, Jacob. Ein paar Minuten nur. Dann stellt Ihr ihn unter Arrest und bringt ihn in die hinteren Reihen. Befehl von Colonel Hawkins.«
    »Mit Vergnügen, Sir.« Langsam schritt Slaughter hinüber zu dem grinsenden, nassen Sergeant.
    Steel musste irgendwie in das Dorf gelangen. Wann würden sie erneut angreifen? Seit mehr als zwei Stunden spielten sie nun schon dieses gefährliche Katz-und-Maus-Spiel mit den französischen Verteidigern. Die britischen und hessischen Verbände rückten Zug um Zug vor, feuerten und zogen sich möglichst schnell wieder zurück. Währenddessen versuchten die Franzosen hier und da einen Ausfall, wurden jedoch jedes Mal zurückgedrängt. Der Boden war übersät von rot uniformierten Leibern. Doch seit einer halben Stunde feuerten endlich auch britische Kanonen auf das Dorf, und nur Gott wusste, was für Zustände jetzt hinter den Palisaden herrschten. Es war eine Belagerung im Kleinformat. Ein Nervenkrieg. Und Steel verlor allmählich die Geduld.
    Irgendwo dort in den Häusern, keine zweihundert Meter entfernt, befanden sich Dokumente, die für die Sache der Alliierten und für das Schicksal des Oberbefehlshabers von allergrößter Bedeutung waren. Steel hatte sich fest vorgenommen, diese Dokumente wieder in seinen Besitz zu bringen. Seine Zukunft und nicht zuletzt seine Ehre standen auf dem Spiel. Und diese Schriftstücke hatte der Mann, der jener Frau Gewalt angetan hatte, die Steel liebte. Es musste ihm irgendwie gelingen, sich in das Dorf zu schleichen. Von diesem Vorhaben würden ihn auch die abertausend Franzosen nicht abhalten. Er musste jetzt handeln, musste Aubrey Jennings finden und ihren Streit ein für alle Mal beenden.

***
    Inmitten Marlboroughs Generalstab auf der Anhöhe bei Oberglauheim war Hawkins im Augenblick in der Lage, das Vorrücken der Truppen ins Zentrum zu verfolgen. Die Kavallerie unter dem Kommando von Lumley und Hompesch bewegte sich in leichtem Trab in drei Angriffswellen vorwärts; die Männer ritten Steigbügel an Steigbügel und hatten die Säbel, wie befohlen, gezogen.
    »Ihr seht, James«, sprach Marlborough, »wie sie nun gezwungen sind, sich gegen unsere Kavallerie in Rechtecken zu formieren. Jetzt werden wir ja erleben, aus welchem Holz Colonel Blood geschnitzt ist.«
    In diesem Moment eröffnete eine Batterie aus neun englischen Kanonen das Feuer auf sieben große Infanterieformationen der Franzosen. Die Männer hielten sich tapfer, aber selbst auf diese Entfernung waren die Erfolge der Geschütze gut zu erkennen.
    »Schrotladungen auf eine Distanz von hundert Meter, James. Bei Gott, dieser Mann ist wahrlich der Vater der Artillerie. Schaut.«
    Holcroft Blood, Marlboroughs gefürchteter Befehlshaber der Artillerie, hatte Schrot in die Kanonen stopfen lassen – Leinensäcke, gefüllt mit Dutzenden Musketenkugeln oder anderen Kalibern, die für gewöhnlich auf der Jagd Verwendung fanden. Der Effekt auf kurze Distanz war verheerend; jeder Schuss tötete und verstümmelte die

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