Sternenfaust - 168 - Die Sphären der Kad'Chie (1 of 2)
die nicht dramatischer hätten sein können. Der Renegat Yonar hatte alles auf eine Karte gesetzt und Turanor, der damals noch der Älteste der Alendei gewesen war, zu einem Zweikampf auf Leben und Tod, einer sogenannten Haanta’yo, herausgefordert. { * } Doch Yonar war nicht in der Lage gewesen, Turanor zu besiegen, und dieser wiederum hatte es nicht über sich gebracht, Yonar zu töten, obwohl ihm die Möglichkeit dazu gegeben war. Die Flotte Yonars hatte bedrohlich vor Helemaii’nu gestanden, und weder Turanor noch sein Kontrahent konnten als Sieger aus der Haanta’yo hervorgehen. Ein Vakuum war entstanden, das jeden Moment in eine fatale letzte Schlacht hätte münden können. Doch das Schicksal erwies sich den Alendei als gnädig.
Hat es das wirklich? , fragte sich Kyonda, denn sie sowie ihre Familie waren von je her Anhänger Turanors gewesen. Doch der Älteste der Alendei hatte schließlich abgedankt – zu viele der Seinen waren mittlerweile auf Yonars Seite gewechselt, und die Flotte des Renegaten zeigte sich zum Angriff bereit. Yonar war zu allem entschlossen, und Turanor hatte nicht länger mehr die Kraft gehabt, dem Abtrünnigen die Stirn zu bieten – eine Raumschlacht bei Helemaii’nu hätte den unzähligen Toten des Bürgerkriegs Berge neuer Leichen hinzugefügt, was Turanor nicht verantworten konnte. Schließlich fand der Rat des Allvolks der Alendei die Lösung in der Person Kangaaras. Diese edelmütige und ganz außerordentliche Alendei war die Jugendliebe Yonars gewesen, eine Frau, an der Yonar immer noch hing, die aber mittlerweile die Gefährtin Turanors geworden war. Kangaara, die von Yonar damals im Stich gelassen worden war, opferte sich für ihr Volk, für die Alendei, und bot Yonar eine Hakaamya upo an. Nur so schien es Kangaara möglich, dass Yonar, den man, nachdem Turanor abgedankt hatte, praktisch nicht mehr vom Amt des Ältesten abhalten konnte, zu einem gemäßigten Anführer der Alendei wurde.
Daraufhin hatte der Rat des Allvolks den ehemaligen Renegaten zum Ältesten der Alendei gewählt. Turanor aber war verschwunden, und Kyonda sowie viele der alten Getreuen Turanors blickten mit wehmütiger und schmerzlicher Empfindung auf die Ära Turanors zurück …
»Auch ich schätzte Turanor sehr, Kyonda« , erklang es im Geist der jungen Alendei, »aber du darfst darüber deine Aufgabe nicht vernachlässigen.«
»Verzeih, Vassoyar!« Abermals schreckte Kyonda hoch und wandte sich hektisch ihrem Schirmbereich zu.
»Kyondas Geist schwebt zwischen Helemaiu und Inyaan, zwischen Goshaar und Boraan, getrieben nur vom Sonnenwind« , witzelte Turleon, doch wiederum so mitfühlend, dass sich Kyonda nicht bedroht fühlte.
Sie stellte fest, dass es gerade der rechte Zeitpunkt gewesen war, an dem Vassoyar sie ermahnt hatte. Denn genau in diesem Augenblick zeigten die Scanner die Materialisation eines Frachters an.
»Sichel-Frachter aus Überraum« , teilte Kyonda ihren Kollegen mit. »Identifizierung über Daten-Kanal. Es ist die KARBARU.«
»Danke, Kyonda. Erweitere Mental-Kreis« , erklang Vassoyars Mentalstimme im telepathischen Verbund. Ihm als Lotsen kam es zu, den gemeinsamen Arbeitskreis zu öffnen, um mit der Besatzung der KARBARU in geistigen Kontakt zu treten. Dann gab er Kyonda einen Impuls, der ihr mitteilte, dass sie die Kommunikation übernehmen solle.
»Hier Raumleitstation Helemaii’nu« , schickte Kyonda in den mentalen Äther. »An KARBARU – bitte meldet euch!«
Schweigen.
»Hier Kyonda von der Raumleitstation Helemaii’nu. KARBARU – bitte meldet euch!«
Es blieb still. Kyonda war irritiert. »Was ist da los, Vassoyar?«
»Wenn ich das nur … Sie öffnen ihren Mental-Kreis!« , rief der Lotse im telepathischen Verbund.
»Hier Tirkaani, Lotsin der KARBARU – wir …«
»Was ist los, Tirkaani?« , übernahm Vassoyar das Gespräch. »Ist alles in Ordnung?«
»Wir … es ist … eine … eine Sphäre … eine gigantische Sphäre! Wir fliegen einen Ausweichkurs!«
Kyonda blickte Vassoyar in die grünen Augen. »Wovon spricht sie bloß?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung« , antwortete Vassoyar.
»Tirkaani!« , riss Kyonda die Kommunikation an sich. »Bitte versuche zu beschreiben, was du siehst, und teile uns mit, was ihr anmessen könnt!«
»Nichts können wir anmessen! Die Instrumente spielen verrückt! Eine Sphäre … eine riesige Sphäre … dunkel, matt … und doch ist es, als ob ein schreckliches Licht von ihr ausginge, ein schreckliches
Weitere Kostenlose Bücher