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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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einen Fischer, der uns zu einem der breiteren Arme des Großen Stromes bringen wird. Als Angehöriger der Heilergilde stehe ich unter dem Schutz des violetten Tempels und brauche daher weder Freistädter noch Flussmaulleute zu fürchten.«
    Das sagte Sung nur, um Rogon zu beruhigen. Waren sie erst einmal am Strom, würden sie sich gerade vor diesen Leuten in Acht nehmen müssen. Den Freistädtern und Flussmäulern galt die Freiheit und Unversehrtheit eines Menschen nichts, insbesondere, wenn sie ihn nicht nur ausrauben, sondern auch als Sklaven verkaufen konnten. Zum Glück hatte Sirrin ihn mit einigen Artefakten ausgestattet, die ihm halfen, sich vor solchen Feinden zu schützen. Auch das ging den Prinzen nichts an. Rogon musste ihn weiterhin für einen einfachen Heiler halten, der durch die Lande zog und den Menschen seine Dienste anbot.
    Schon bald bemerkte Sung, dass sein junger Begleiter sich in der Dunkelheit weitaus leichter tat als er selbst. Das musste mit Rogons Augen zusammenhängen. Die Spitzohren des Westens besaßen schärfere Sinne als Menschen und hatten ihm wohl ein wenig davon vererbt. Sung fragte sich, woher die Mutter stammen mochte. Um solche Fähigkeiten an ihre Kinder weiterzugeben, hätte sie die Farbe behalten müssen, mit der sie geboren worden war, und doch hatte sie sich auf dieser Seite des Stromes umgefärbt.
    Unterdessen stieg der Blaumond strahlend über den Bergen auf und tauchte das Land in ein sanftes Licht. Nun konnte auch Sung mehr sehen und griff stärker aus. Dabei nahm er sich aber die Zeit, seinen Begleiter zu mustern.
    Verblüfft stellte er fest, dass Rogon auf jeden modischen Schnickschnack verzichtet hatte, den adelige Wardan-Jünglinge auch bei Reisen und Ausflügen als unabdingbar ansahen. Der Prinz steckte in derben Reisekleidern, die dem Heiler verrieten, dass er sich bereits mit dem Gedanken beschäftigt hatte, seine Heimat zu verlassen. Festes Schuhwerk, ein lederner Köcher mit Pfeil und Bogen, ein zusammengerollter Mantel und ein an der Hüfte hängendes Schwert vervollständigten zusammen mit einem unterarmlangen Dolch seine Ausrüstung. Erstaunlicherweise schritt Rogon ohne jedes Zeichen der Erschöpfung bergan, während Sung seine heilenden Fähigkeiten schon bald auf sich selbst anwenden musste, um bei Kräften zu bleiben.
    »Wir gehen so lange, bis Ihr eine Rast wünscht, Königliche Hoheit«, erklärte er in der Hoffnung, dass der Prinz eine Pause machen wollte.
    Rogon schüttelte jedoch den Kopf. »Wir sollten den Rest der Nacht dazu benutzen, so weit wie möglich zu kommen. Unterwegs treffen wir auf Pfade, die in die Seitentäler führen. Die Bauern dort führen zwar ein einsames Leben, würden sich aber an zwei Wanderer erinnern, wenn man sie danach fragt.«
    Dieser Rat erschien Sung sinnvoll, daher beobachtete er seinen Begleiter auf dem weiteren Weg noch sorgfältiger. Bisher hatte er Rogon für ein wenig unbedarft gehalten, doch nun begriff er, dass der junge Mann durchaus wusste, was er tat.
    Kurz nach dem Morgengrauen passierten sie die Abzweigungen zu den bewohnten Bergtälern. Da sich zu dieser frühen Zeit noch niemand auf den Weg nach Andhirrah gemacht hatte, blieben sie ungesehen. Den Mittag verbrachten sie in einer kleinen Höhle in einem kleinen Seitental und konnten von dort aus Leute beobachten, die in die Hauptstadt strebten, um die fremden Gäste des Königs zu bestaunen.
    »Wir werden nicht vor der Nacht weitergehen können«, seufzte Sung.
    Rogon lachte leise auf. »Ich kenne diese Gegend. In weniger als einer Stunde wird die Straße wie leergefegt sein. Die Leute lieben es nämlich nicht, unterwegs von der Dunkelheit überrascht zu werden. Erst im letzten Jahr wurde nördlich von hier ein Bergschrecken erlegt, nachdem dieser bereits über ein Dutzend Menschen getötet hatte.«
    »Hier gibt es Bergschrecken?« Sung sah sich so entsetzt um, als erwarte er, jeden Augenblick ein solches Ungeheuer auftauchen zu sehen.
    »Im Nordosten des Landes soll es noch welche geben, aber aus der Nähe der Hauptstadt haben wir sie vertrieben.«
    Obwohl Rogons Stimme beruhigend klang, konnte Sung seine Angst vor diesen Untieren nicht verdrängen und wollte weitergehen, um so bald wie möglich die Sümpfe zu erreichen.
    »Wir sollten noch eine Stunde hierbleiben, sonst werden wir von zu vielen Leuten gesehen«, ermahnte Rogon ihn. »Aber zu etwas anderem: Wenn wir auf der anderen Seite der Berge wieder auf Menschen stoßen, solltest du mich nicht mehr mit

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