Stolz der Kriegerin
einem Gebüsch auf sie.
Von seiner Position aus konnte der Prinz sehen, dass der Mann einen schwarz schimmernden Gegenstand in der Hand hielt. Bei dessen Anblick stellten sich seine Nackenhaare auf. Veteranen der Wolfssöldner hatten ihn im Kampf geschult und ihm dabei auch die Wirksamkeit kleinerer Artefakte gezeigt, mit denen sie ausgerüstet waren.
Rogon begriff, dass er nur dann eine Chance hatte, wenn es ihm gelang, den Besitzer der schwarzmagischen Waffe zu überraschen. Daher wartete auch er, bis die Schlangenfrau näher kam. Diese erkannte das drohende Verhängnis und wollte zum Wasser hin ausbrechen. Doch sie wurde von ihren Verfolgern auf den wartenden Jäger zugetrieben. Schließlich versuchte sie, mit verzweifelten Sprüngen den Flussarm an anderer Stelle zu erreichen.
Der Flussmäuler, den Rogon beobachtete, warnte seine Kumpane. »Lasst sie nicht ans Wasser kommen. Dort entwischt sie uns!«
Die anderen gehorchten, und kurz darauf tauchte die Schlangenfrau aus dem Schilf auf. Sie kam Rogon noch sehr jung vor und wirkte trotz ihres kräftigen Schwanzes, den schlanken Gliedern und der gemusterten Haut weitaus menschenähnlicher, als er erwartet hatte. Dies lag nicht zuletzt an ihrem Gesicht, das sich kaum von denen der Wardan-Mädchen unterschied, die nach Andhirrah gekommen waren, um sich auf die Jagd nach dem Prinzen zu begeben. Rogon erinnerte sich nur allzu gut an Prinzessin Dalarianah von Pilltark, die mit Farbe versucht hatte, die Zeichnung der Schlangenfrauen nachzuahmen, die der Überlieferung nach zu den Ahnen ihres Volkes gehörten und der Herrschersippe dieses besondere Zeichen vererbt hatten.
Da sich die Situation vor ihm zuspitzte, schob Rogon diese Gedanken beiseite und wollte sein Schwert ziehen. Er schob es jedoch sofort wieder in die Scheide. Um mit diesen Kerlen fertig zu werden, musste er das schwarze Artefakt an sich bringen und es selbst benutzen. Dafür aber benötigte er beide Hände. Lautlos stand er auf und schlich sich hinter den Rücken des schwarzgekleideten Mannes.
Die Schlangenfrau hatte sich aufgegeben und blieb mit hängenden Schultern stehen. Nun wickelte sie ihren Schwanz um ihr rechtes Bein und starrte den Flussmäuler angsterfüllt an.
»Na, wen haben wir denn da?«, fragte dieser breit grinsend und hob sein Artefakt. »Du wirst mir eine hübsche Summe einbringen, mein Schätzchen. Die Magier des Schwarzen Landes sind ganz scharf auf deinesgleichen, und sie haben viel Geld.«
Er wollte auf den Knopf drücken, da vernahm er hinter sich ein Geräusch und schnellte herum. Im gleichen Moment rammte Rogon ihn aus dem Sprung heraus mit der Schulter und trat ihm dann gegen den Arm, um ihm die Waffe aus der Hand zu prellen.
Der Flussmäuler versuchte, sofort wieder aufzustehen. Doch er rutschte auf dem schlammigen Boden aus und fiel in einen schmalen, stark verschilften Wasserlauf. Bevor er wieder herausklettern konnte, hatte Rogon das Artefakt an sich gebracht und dessen Wirkungsweise erkannt.
Der Flussmäuler sah die Waffe in seiner Hand und versuchte, im Schutz des Schilfes entkommen. Doch Rogon hatte den sechseckigen Kristall mit der gekennzeichneten Spitze bereits auf ihn gerichtet und drückte den Knopf in der Mitte. Sofort schoss ein flirrendes, schwarzes Licht auf den Flussmäuler zu und hüllte ihn ein. Dieser riss noch den Mund auf, erschlaffte dann und rollte ins Wasser.
Zu Rogons Glück hatten die anderen Sklavenjäger den kurzen Kampf nicht mitbekommen. »Hast du sie?«, rief einer von ihnen.
»Ja!«, antwortete Rogon und bemühte sich dabei, die Stimmlage des Gelähmten zu treffen.
»Ausgezeichnet! Wir kommen!«
Rogon hörte, wie die anderen in aller Eile mit ihren flachen Booten auf ihn zustakten, und überprüfte das Artefakt. Es verfügte noch über die Kraft für drei Schüsse. Also durfte er keinen von den Kerlen verfehlen.
Mit einem kurzen Blick streifte er die Schlangenfrau, die sich auf den Boden zusammengekauert hatte und nicht zu wissen schien, was sie von dem Ganzen halten sollte. Er winkte ihr beruhigend zu, richtete dann die Waffe auf den hintersten der drei Schurken, die gerade neben der Mündung des schmalen Wasserlaufs anlandeten und an Land springen wollten.
Der Freistädter kippte ohne ein Wort aus seinem Boot und blieb im flachen Wasser des Sumpfes liegen. Seine beiden Kameraden hörten das Geräusch und drehten sich instinktiv zu ihm um. Damit gaben sie Rogon die Gelegenheit, auch sie mit dem Artefakt auszuschalten.
Kaum waren
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