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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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nutzen und ihn geradewegs gegen die Wand knallen müssen. Stattdessen boxte ich ihn. Es gab ein fieses Knirschen, als meine Faust gegen seine Nase rammte, und er krachte in mich hinein wie ein Güterzug. Wir flogen beide auf die Mauer zu, während mir der Gedanke »Das wird übel« durch den Kopf zuckte wie ein Elektroblitz in einer Glühbirne.
    Es wäre auch übel geworden, hätte uns nicht etwas brüllend von der Seite getroffen. Ich bekam einen Ellbogen ins Gesicht, torkelte und landete so verdreht auf den ausgefransten spakigen Matten, dass ich mir das Kreuz verrenkte. Für eine Sekunde lag ich nur da. Glocken schrillten in meinem Schädel, und die ganze Welt war sehr weit weg.
    Ich brauchte lange, ehe ich blinzelnd zur gewölbten rissigen Decke hinaufsehen konnte. Dieser Teil des Schulkomplexes war früher eine Kapelle gewesen, diente jetzt aber als Waffenkammer und Trainingsraum, ausgelegt mit Matten, die schon bessere Tage gesehen hatten. Alles roch nach gesundem Jungenschweiß mit einer sehr schwachen Weihrauchnote. Bei Tag schafften es manchmal fahle Sonnenstrahlen an den Fenstergittern vorbei und durchbohrten das staubige Halbdunkel.
    Nur dass die Schola tagsüber schlief. Jetzt gerade war es kurz nach Mitternacht, und ich steckte knietief in der Scheiße.
    »Dru?« Jemand beugte sich über mich und rüttelte an meiner Schulter. Ich versuchte, ihn wegzustoßen, doch meine Hände gehorchten mir irgendwie nicht. Eine traumähnliche Panik durchfuhr mich, ehe ich mit dem komischen elastischen Schnapp wieder in meinen Körper zurückkehrte.
    Das machte ich neuerdings ziemlich oft. Um mich herum herrschte aufgeregtes Raunen und Murmeln, außerdem wurde reichlich herumgeschrien.
    Oh Gott, das war wohl keine gute Idee! Ich griff nach den wartenden Händen und zog mich an ihnen hoch. Mir schwirrte der Schädel, und mein Rücken tat scheußlich weh.
    »Was zur Hölle ist hier verdammt noch mal los?«, durchschnitt eine Stimme den Lärm, der sogleich erstarb – ausgenommen das tiefe wummernde Knurren. Ich schüttelte den Kopf. Ein warmes Rinnsal lief mir von der Nase, und ich drängte mich zwischen zwei Djamphir -Jungen hindurch: Clarence, dessen schwarzer Topfschnitt ihm feucht vor Schweiß und Aufregung anklebte, und Tor, dessen übersinnliche Seite noch wirkte, wie man an den buttergelben Strähnen in seinem Haar erkannte. Beide waren größer als ich, aber ich schob sie mit den Schultern beiseite und fand mich in der vordersten Reihe wieder.
    Graves hatte Irving zu Boden geworfen, seine langen sonnengebräunten Finger um den Djamphir -Hals geschlossen. Seine Augen glühten grellgrün, und sein Knurren war so tief, dass die Luft um ihn herum flirrte. Das war der Laut eines sehr angefressenen Gestaltwandlers. Wahrscheinlich konnte er nicht einmal sprechen, denn sein Kiefer hatte sich verformt, damit die längeren, schärferen Zähne Platz hatten. Das Knochenknacken war von ihm gekommen. Graves wuchs kein Fell, denn er war ein Loup-garou , kein Werwolf, nur zur Hälfte von dem geprägt, was eine vollständige Wandlung möglich gemacht hätte. Aber er war eindeutig gewillt, echten Schaden anzurichten, und wütend genug, dass es ihm egal war, ob er jemanden verletzte.
    Dasselbe war inzwischen drei- oder viermal vorgekommen; zweimal in den Dakotas, als wir in ernster Gefahr schwebten – oder vielmehr dachte er, es wäre so, denn bei Christophe stellte sich heraus, dass er auf unserer Seite stand. Und an dem ersten Abend, als ich in der Schola aufwachte und geradewegs in eine Rangelei zwischen Graves und einem Djamphir in der Cafeteria marschierte. Soweit ich es hörte, hatte der Djamphir Graves etwas über mich gefragt, worauf Graves auf ihn losging. Das Ergebnis war Geschubse, Geknurre, noch mehr Geschubse, Gebrüll … bis ich dazwischenging und die beiden zurückpfiff.
    Ich glaube, dass ich nicht die ganze Geschichte kenne, doch Graves wollte nicht darüber reden. Und nun das hier.
    »Was zur …«, brüllte Dylan, der sich mit den Ellbogen durch die Menge boxte.
    Ich achtete nicht auf ihn und trat einen Schritt vor. Mein rechtes Bein fühlte sich komisch an, und irgendetwas tropfte mir auf die Oberlippe. Drei, vier Schritte schlurfte ich über die Matten. Als ich meine Hand auf Graves’ Schulter legte, vibrierte sein Knurren durch mich hindurch, als würde ich einen Transformator anfassen.
    Er fauchte, während sein schwarzgefärbtes Haar sich kringelte und geradezu elektrisiert wirkte. Die Konturen seines

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