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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Im Voraus. Kein Essen, kein Wasser.«
    Wieder feilschte Jaquento nicht, obwohl der Rest seiner Reisekasse ihn nicht mehr lange ernähren würde. Er nickte dem Wirt zu und legte zwei weitere Münzen auf den Tresen, bevor er seinen Krug nahm und sich auf den Weg zu einem freien Platz machte. Gerade wollte er die Sitzenden fragen, ob er sich zu ihnen gesellen dürfe, da stieß ihm jemand kräftig in den Rücken. Wein schwappte aus dem Tonkrug, als Jaquento sich am Tisch festhielt, um nicht zu stürzen. Der Krug entglitt seinen Fingern und zerschellte am Boden. Fluchend sprangen alle auf, während sich Jaquento aufrichtete. Seine Stiefel, die schon vorher schmutzig gewesen waren, färbten sich vom Wein dunkel. Rasch drehte er sich um und sah einen großen, bärtigen Mann, der ihn frech angrinste. Die Zahnreihen des Mannes wiesen Lücken auf, und seine dunklen Haare waren wild und ungekämmt.
    »Ihr schuldet mir Abbitte, Mesér«, erklärte Jaquento ruhig, aber mit lauter Stimme. »Und einen Krug Wein.«
    Unvermittelt wurde es still in der Taverne, als sich alle Augen auf das Geschehen richteten. Ohne Hast ließ Jaquento seinen Blick wandern und versuchte, den Fremden einzuschätzen. Obwohl der Mann von beachtlicher Leibesfülle war, bewegte er sich weder unbeholfen noch langsam. An seinem Waffengürtel hing ein schwerer Säbel, dessen Handschutz Scharten und Kratzer aufwies; eine Waffe, deren Träger sicherlich im Umgang mit ihr geübt war. Noch immer hatte der Bärtige nicht geantwortet, also trat Jaquento einen Schritt vor. Locker ließ er seine Hand auf den Knauf seiner eigenen Klinge fallen, eines einfachen Degens bar jeden Schmucks. Fragend legte er den Kopf zur Seite.
    »Es tut mir leid«, antwortete der Fremde langsam, nur um dann noch breiter zu grinsen. »Es tut mir leid, dass du so’n Ungeschickter bist. Jetzt lass mich in Ruhe, sonst schneid’ ich dein’ Wanst auf un’ Amredo muss mehr als nur Wein vom Boden wischen!«
    »Ihr weigert Euch also, mir den Verlust zu ersetzen, Mesér? Geschweige denn, Euch für Euer rüpelhaftes Verhalten zu entschuldigen?«
    »Biste taub, Bursche? Und was red’ste für’ne gestelzte Sülze?«
    Der Mann lachte laut auf, und viele stimmten ein. Auch wenn sich Jaquento nicht davon beirren ließ, sah er die Hände, die hier und dort zu den Waffen glitten. Der Bärtige wollte sich abwenden, aber mit einem Schritt war Jaquento bei ihm und packte ihn mit der Linken an der Schulter, während er sich bereit machte, seine Waffe zu ziehen.
    »Dann werden wir uns wohl schlagen müssen«, erläuterte er mit einem Seufzen. »Wollen wir dazu hinausgehen?«
    Einen Herzschlag lang standen beide Männer still, dann drehte der Fremde sich mit einem Ruck aus dem Griff. Bevor Jaquento seinen Degen auch nur halb gezogen hatte, blickte er in die Mündung einer kleinen, bösartigen Pistole, die der Bärtige aus seinem Wams gezogen hatte. Mit einer fließenden Bewegung spannte der Fremde den Hahn. Betont langsam ließ Jaquento den Degen zurück in die Scheide gleiten und hob die Hand. Eine geladene Waffe bei sich zu tragen zeugte entweder von Tollkühnheit oder Dummheit; wahrscheinlich war es eine Mischung von beidem.
    »Ich denk’ nich’, dass wir uns schlagen müssen, Bursche«, zischte sein Gegenüber. Im Schloss der Pistole konnte Jaquento das Zündhütchen sehen; die Waffe war zweifellos geladen und schussbereit.
    »Du kleiner Bastard woll’st dich echt mit mir anlegen, was? Dacht’st wohl, dass ich so’n dummer Inselaffe bin? Was sag’ste jetzt, hm?«
    »Mesér, es handelt sich um einen Ehrenhandel. Die Klinge sollte dies entscheiden.« Auch wenn Jaquentos Stimme kurz stockte, waren seine Worte deutlich und klar.
    »Darauf scheiß’ ich!«
    »Offensichtlich.«
    »Du bist so’n Bursche ausser Alten Welt, was? Ehre, pah!«, ereiferte sich der Bärtige und spie auf den Boden. Die Bedrohung ließ vor Jaquentos Augen alles klar und deutlich werden: Der Rauch in der Luft lichtete sich, und die Details seiner Umgebung traten geradezu schmerzhaft deutlich hervor. Die Kratzer im Metall der Pistole, die dichten Bartstoppeln des Mannes, der Tropfen Schweiß, der seine Schläfe hinablief. Die Gesichter der anderen Gäste, in Erwartung des Blutvergießens auf das Paar gerichtet. Jaquento hatte das Gefühl, durch die Augen der anderen direkt in ihren Geist blicken zu können. Er sah Freude, Belustigung, Mitgefühl und Desinteresse; er sah jegliche menschliche Regung, alles versammelt in diesem

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