Suche Weihnachtsmann biete Hund
Schwester Julia hingegen kauerte mit eher kläglicher Miene auf dem Küchenstuhl, den sie sich an den Schreibtisch herangezogen hatte. Sie konnte Christines Begeisterung nicht so recht teilen. »Glaubst du wirklich, diese Anzeige ist eine gute Idee?«
»Aber sicher doch!« Christine grinste noch immer, rollte jedoch ein Stück auf Julia zu und umfasste ihre Hände.
»Mensch, wir haben das doch lang und breit besprochen. Du brauchst dringend einen Mann. Und damit du dir diesmal jemanden aussuchen kannst, der wirklich zu dir passt, versuchst du es eben mit dieser Partnerbörse. So richtig altmodisch mit Briefen, beigefügten Fotos und und und. Da kannst du dann ganz entspannt vom Küchentisch aus wählen, wer dir zusagt. Und glaub mir, die Art, wie ein Mann einen Brief schreibt, sagt eine ganze Menge über ihn aus.
Wenn ich nur an Olivers Liebesbriefe denke... «Sie verdrehte schwärmerisch die Augen.
Nun musste auch Julia l ächeln. »Das ist ja auch was anderes. Oliver ist ein ebenso guter Werbetexter wie du. Natürlich wusste er genau, mit welchen Worten er sich bei dir anpreisen musste.«
»Na und?« Christine kniff Julia leicht in den Oberarm.
»Immerhin hat er mich auf diese Weise vor den Traualtar gebracht.« Sie drehte sich zum Bildschirm ihres Computers um und wies auf die Versandbestätigung des Online-Anzeigenformulars. »Und diese Anzeige wird dich ebenfalls mit deinem Traummann bekanntmachen. Das habe ich im Gefühl.«
Julias Miene verzog sich wieder skeptisch. »Ich weiß nicht.
Mit solch einem Bl ödsinn?« Sie griff in das Ablagefach des Druckers und zog die Kopie des Anzeigentextes hervor, an dem Christine zuvor über eine Stunde gefeilt hatte. »Gesucht«, las sie vor. »Vorzeigbaren Weihnachtsmann - vorzeigbaren?« Sie schüttelte den Kopf.
Christine lachte. »Du willst doch keinen Quasimodo, oder?«
»... vorzeigbaren Weihnachtsmann zwischen fünfundzwanzig und vierzig, Nichtraucher, der meine Leidenschaft für fröhliche Familienfeste nicht nur teilt, sondern selbige mit seiner Anwesenheit auch dauerhaft bereichert. Wenn du bereit bist, zukünftig jedes Weihnachtsfest mit mir, 28/175
cm/blond/schlank/selbst ändig, zu verbringen und auch die Zeit dazwischen mit Zweisamkeit zu füllen, so melde dich bitte mit Foto unter Chiffre ...«Julia ließ den Ausdruck sinken. »Ist das nicht ein bisschen dick aufgetragen?«
»Auf gar keinen Fall«, widersprach Christine energisch.
»Du suchst doch einen Mann fürs Leben und keinen windi-gen Schlawiner. Und das machen wir mit diesem Text ganz deutlich klar.«
»Aber einen Weihnachtsmann?«
»Mensch, Julia, in knapp acht Wochen ist Weihnachten.
Und dass du Phantasie hast, wollen wir doch auch durc h blicken lassen, oder nicht? « Christine zwinkerte vergnügt.
»Nun komm schon, mach ein anderes Gesicht! Du wirst sehen, wenn die Anzeige am Montag erscheint, wirst du dich vor Zuschriften gar nicht retten können.«
Julia zuckte mit den Schultern. »Wie du meinst. Zumindest wird es eine interessante ...» Sie zuckte zusammen, als plötzlich das Licht ausfiel und der Computerbildschirm schwarz wurde. »Was ist denn jetzt los?« Alarmiert sprang sie auf. Doch im nächsten Augenblick flammte die Lampe an der Zimmerdecke schon wieder auf, und der Drucker gab ein Piepsen und dann einen Summton von sich.
Christine bet ätigte rasch den Schalter am Computer und ließ ihn erneut hochfahren. »Nur ein kurzer Stromausfall«, meinte sie und wartete geduldig, bis das System wiederhergestellt war. »Ich hoffe, das war eine einmalige Sache. Ich muss nämlich gleich noch arbeiten.« Sie stieß Julia scherzhaft an. »Und du gehst jetzt nach Hause und schaust in deine Mailbox, ob die Zeitung dir schon die Chiffre-Nummer zugemailt hat!«
Julia nickte und trug ihren Stuhl zur ück in die Küche.
»Wir sehen uns«, rief sie ihrer Schwester aus dem Flur zu, doch diese schien bereits in ihre Arbeit vertieft zu sein, da sie statt einer Antwort nur etwas Unverständliches brummelte. Achselzuckend verließ Julia das Haus und ging die wenigen Schritte durch den Vorgarten des Neubaus hinüber zu ihrem eigenen Haus. Ein kalter Wind pfiff durch die Straßen der Kleinstadt und wirbelte Unmengen von Blättern des knorrigen Ahorns um die Mauern des frisch renovierten Altbaus, der bis vor zwei Jahren noch Julias und Christines Eltern gehört hatte. Diese hatten sich jedoch entschieden, in eine kleinere, jedoch nicht weniger gemütliche Eigentumswohnung im Zentrum zu ziehen. Da
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