Taylor Jackson 05 - Symbole des Bösen
zu treiben. Sie duschte, zog sich eine Jeans und ihr bequemstes Paar Tony-Lama-Stiefel an und einen schwarzen Rollkragenpullover gegen die Kälte über. Die nassen Haare band sie zu einem straffen Knoten zusammen. Nachdem der Albtraum von ihrem Körper gewaschen war, fühlte sie sich gleich viel besser und ging nach unten, um sich einen Tee zu machen.
Während sie am kräftigen Earl Grey nippte, schaute sie aus dem Fenster. Es regnete. Das leise Plätschern auf den Blättern der Schwarzbirke weckte in ihr den Wunsch, direkt wieder nach oben und ins Bett zu gehen. Sie schüttete ein wenig Müsli in eine Schale und aß es, ohne wirklich etwas zu schmecken. Danach schälte sie sich noch eine Banane, weil sie wusste, dass sie die Energie benötigen würde, um den Tag durchzustehen.
Sie hatte gerade Waffe und Marke an ihrem Gürtel befestigt, als das Telefon klingelte.
Baldwin.
Sie ging mit einem Lächeln ran, dankbar für die Möglichkeit, seine Stimme zu hören.
Er brachte sie kurz auf den neuesten Stand seiner Anhörung, ohne irgendwelche Details zu verraten. Sie spürte, dass ihn irgendetwas belastete.
Im Gegenzug erzählte sie ihm, was in der Zwischenzeit in Nashvillealles passiert war. Irgendwie hatte sie sich mehr Interesse von ihm erwartet. Schließlich fragte sie. „Hey, was ist los? Du scheinst vollkommen woanders zu sein.“
„Nein, ich bin hier. Ich muss dir nur etwas sagen. Ich habe vor wenigen Minuten einen Anruf aus North Carolina erhalten.“
Fitz . Sie spürte, wie die Furcht durch ihre Adern rauschte. Sie vermisste ihn so sehr. Ihn nicht bei sich zu haben war, als fehlte ihr ein Stück ihrer selbst. Er war immer die erdende Kraft in allen Fällen gewesen, ihr Resonanzboden. Er hatte dafür gesorgt, dass sie sich konzentrierte, fest mit beiden Beinen auf der Erde stand. Sie wollte alles in den Wind schießen, ins Auto steigen und nach North Carolina fahren, um bei der Suche nach ihm zu helfen. Gott, wenn ihm irgendetwas passiert war …
Baldwin schwieg, und Taylor merkte, wie der Schmerz sich in ihr aufbaute. Ihr Herz raste, als das Adrenalin ihren Körper überschwemmte. Sie spürte förmlich, dass ihr Blutdruck in die Höhe stieg, ihr Magen sich zersetzte. Sie hörte ihren Herzschlag in den Ohren, spürte ihn in der Kehle. Sie schluckte schwer.
„Nein. Bitte nicht. Sag mir nicht, dass sie seine Leiche gefunden haben.“ Ihre Stimme klang wie weit entfernt, gar nicht wie sie. „Es tut mir leid, dass ich in diesem Moment nicht bei dir sein kann, Taylor. Ich weiß, das muss die Hölle für dich sein. Sie haben seine Leiche nicht gefunden, Honey. Aber etwas anderes. Es ist noch ganz frisch, sie wissen selber erst seit ein paar Tagen davon. Ein Wohnwagen, der unbeaufsichtigt auf einem Campingplatz in der Nähe von Asheville steht. Sie schauen sich gerade den Mietvertrag an.“
Taylor sprach durch zusammengebissene Zähne. „Was haben sie darin gefunden, Baldwin? Sag es mir.“
„Sie haben eine an dich adressierte Notiz gefunden. Darauf steht ‚Ajin tachat ajin‘ .“
„Was bedeutet das?“
„Das ist Hebräisch und heißt ‚Auge um Auge‘.“
„Auge um Auge? Glaubst du, die Nachricht stammt vom Pretender?“
„Er hat sie so unterschrieben, ja.“
„Was ist das für ein verdammtes Spiel, das er da spielt? Auge um Auge?“
„Ich weiß es nicht.“ Er schwieg wieder. Taylor hörte ihn schlucken,tat es ihm nach, indem sie versuchte, die Muskeln in ihrer Kehle zu zwingen, den Speichel herunterzuschlucken.
Eine unheimliche Ruhe überkam sie, ein gewisses Gefühl der Ungläubigkeit, eine beinahe außerkörperliche Erfahrung, die sie immer erlebte, wenn sie kurz davor stand, schlechte Neuigkeiten übermittelt zu bekommen. „Was ist es, Baldwin? Ich merke doch, dass du etwas auslässt. Was haben sie noch in dem Wohnwagen gefunden?“
„Honey, es … Sie haben ein Auge gefunden, Taylor. Sie glauben, es gehört Fitz.“
33. KAPITEL
Nachdem sie sich beruhigt hatte, hatte sie Baldwin gezwungen, seinen Freund beim NCSBI zurückzurufen, damit sie persönlich mit ihm sprechen und dem Mann jedes noch so kleine Detail entlocken konnte. Der Umfang der Ermittlungen hatte sich erweitert, sie befanden sich jetzt auf einer Such- und Rettungsmission, versuchten, den Mann aufzuspüren, den man nur als den Pretender kannte. Sie hofften, Fitz in einem Stück zurückzubekommen und nicht in zwanzig.
Wir haben ein starkes Team im Einsatz, Ma’am. Wir versprechen, dass wir ihn finden, Ma’am. Es
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