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Teufelskreis

Teufelskreis

Titel: Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith R. A. DeCandido
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spannte.
    Erik überlegte, dass das trotz des fortgeschrittenen Alters wohl der Erste Maat des Kapitäns sein musste, weil beide die gleiche Kleidung trugen. „Sie haben Eichen oben in den Bergen über Ogrimmar, machen ihre Schiffe daraus. Und was haben wir? Schwache Fichten, das ist alles. Sie horten es, jawohl, behalten all das gute Holz. Unsere Boote lecken überall. Und das nur wegen dem Ausschuss, mit dem wir arbeiten müssen.”
    Mehrere Stimmen murmelten Zustimmung.
    „So, Ihr fandet es also alle besser, als die Orks noch nicht da waren?” Der Soldat ließ seine Faust auf die Theke krachen. „Und vergesst dabei: Ohne sie wären wir längst alle Dämonenfutter, das ist doch wohl klar!”
    „Ich glaube nicht, dass das jemand bestreitet.” Margoz nippte an seinem Becher. Der Blick war auf die Tischplatte gerichtet, schien aber sehr viel weiter zu gehen. „Trotzdem, die Verteilung der Ressourcen scheint ein wenig ungleich vonstatten gegangen zu sein.”
    „Orks waren mal Sklaven, müsst Ihr wissen.” Das sagte jemand anderes, den Erik nicht sehen konnte und auch nicht an der Stimme erkannte. „Bei den Menschen und der Brennenden Legion gleichermaßen, wenn man es recht bedenkt. Kann es ihnen nicht verdenken, wenn sie sich jetzt alles nehmen, was sie kriegen können.”
    „Ich schon, jedenfalls wenn sie es uns wegnehmen.”, sagte der Kapitän zerknirscht.
    Der Händler nickte. „Ihr wisst ja, die sind nicht von hier. Die kamen aus einer anderen Welt. Die Brennende Legion brachte sie hierher.”
    Der Erste Maat schnappte: „Vielleicht sollten sie einfach dahin zurück, wo sie hergekommen sind.”
    „Man fragt sich, was Lady Proudmoore sich dabei gedacht haben mag”, sagte Margoz. Es klang wie beiläufig eingeworfen, aber die Wirkung, die seine Worte erzielten, machten unverzüglich klar, dass die Bemerkung ein Missgriff gewesen war.
    Erik runzelte die Stirn. Plötzlich wurde es totenstill in der Taverne.
    Viele Leute hatten sich bislang rege an der Diskussion beteiligt. Aber kaum, dass Margoz Jaina Proudmoore erwähnte - schlimmer noch, sie in herabsetzender Weise erwähnte -, verstummten alle Gespräche.
    In den drei Jahren, seit Erik die Taverne besaß, hatte er zwei Grundsituationen erlebt, in denen er davon ausgehen konnte, dass eine Prügelei unmittelbar bevorstand. Ein verlässlicher Hinweis war, wenn es zu laut war - der andere, wenn es zu leise wurde. Wie jetzt. Und immer wenn Letzteres eintrat, brachen die wirklich wüsten Schlägereien aus…
    Ein anderer Soldat baute sich neben dem ersten auf. Er hatte breitere Schultern und redete meist nicht viel. Aber wenn er es tat, geschah es mit einer dröhnenden Stimme, die den Dämonenschädel hinter dem Tresen zum Wackeln brachte. „Niemand redet schlecht von Lady Proudmoore, wenn er seine Zähne behalten will.”
    Margoz schluckte hörbar, duckte sich leicht und versicherte schnell: „Ich würde es mir nie erlauben, von unserer Herrin jemals anders als mit höchster Ehrfurcht zu sprechen, guter Herr. Das schwöre ich.” Er kippte mehr von seinem Hochprozentigen die Kehle hinunter, als auf einen Zug ratsam war, und schon quollen ihm die Augen aus den Höhlen. Er schüttelte mehrmals den Kopf.
    „Lady Proudmoore war sehr gut zu uns”, sagte der Händler mit mühsam unterdrücktem Zorn. „Nachdem wir die Brennende Legion geschlagen hatten, machte sie uns zu einer Gemeinschaft. Eure Klagen, Margoz, sind berechtigt. Aber für keine davon ist die Lady verantwortlich. Ich habe in meinem Leben schon so einige Zauberer getroffen, und die meisten davon taugten nicht den Dreck unter meinen Fingernägeln. Aber die Lady gehört zu den Guten. Und Ihr werdet hier niemanden finden, der etwas Schlechtes auf sie kommen lässt…”
    „Es war nie meine Absicht, jemanden herabzusetzen, guter Mann”, sagte Margoz, der nicht nur von dem etwas zu großen Schluck Brandy zittrig in den Gliedern geworden war. „Aber man muss sich schon fragen, warum keine Handelsverträge geschlossen worden sind, um an das vorzügliche Holz zu kommen, das diese feinen Herren hier erwähnt haben.” Er schaute für einen Moment gedankenverloren. „Vielleicht hat sie es ja versucht, aber die Orks haben es nicht zugelassen.”
    Der Kapitän nahm etwas von seinem Bier, leckte sich den Schaum von der Oberlippe und sagte: „Vielleicht haben ihr die Orks befohlen, Northwatch zu verlassen.”
    „Wir sollten Northwatch verlassen”, erklärte der Händler leidenschaftlich. „Das

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