Tiffany Sexy Band 85
Rücken zuwandte, während sie leise im Flüsterton telefonierte, womit sie, soweit Carol es mitbekommen hatte, die meiste Zeit des Tages verbracht hatte. Carol verdrehte die Augen. Bestimmt ein neuer Lover. Wahrscheinlich Stan, der Typ, der die Valentinskarte geschickt hatte.
Ihren zunehmenden Frust verdrängend schaute Carol auf ihre Uhr – wenn das so weiterging, würde sie zu spät zum monatlichen Meeting ihres Buchclubs kommen.
Sie räusperte sich demonstrativ. Tracy legte eine Hand über die Sprechmuschel des Telefons und drehte sich mit reichlich banger Miene zu Carol um. „Ja, Ms Snow?“
„Bevor ich gehe, muss ich mit Ihnen über dieses Projekt sprechen.“
„Okay.“
Ihre Assistentin stockte, woraufhin Carol die Lippen spitzte und einwarf: „Und ich muss jetzt gehen.“
Tracy sah auf die Uhr. „Aber es ist erst achtzehn Uhr … Sonst bleiben Sie bis zwanzig oder einundzwanzig Uhr.“
Carol erstarrte, als die junge Frau unterschwellig auf ihr Privatleben anspielte.
„Heute Abend nicht.“
„Sind Sie krank?“
Carol runzelte die Stirn. „Nein. Würden Sie bitte auflegen, damit wir reden können?“ Tracy nahm die Hand von der Muschel und murmelte leise etwas, bevor sie den Hörer wieder in die Basisstation stellte. „Was gibt’s denn?“
Carol biss sich innen auf die Wange. Was es gibt ? „Nun, dieses Memo für den Quartalsbericht. Es strotzt nur so vor Tippfehlern.“ Sie reichte das Blatt Papier hinüber, auf dem sie die Fehler mit einem roten Marker eingekringelt hatte.
Tracy biss sich auf die Lippe. „Oh. Ich werde es noch mal machen.“
„Wenn ich morgen früh komme, möchte ich die korrigierte Version auf meinem Schreibtisch“, sagte Carol.
„Ja, Ma’am.“
„Und, Tracy: Sie haben viel Zeit mit Telefonieren zugebracht – dadurch hinken wir beide in der Arbeit hinterher.“
Die junge Frau nickte. „Ja, Ma’am. Tut mir leid.“
Carol stieß einen Klagelaut aus und zog sich wieder in ihr Büro zurück. Es war mit dunklen Möbeln eingerichtet und angemessen geräumig für die Leiterin der Finanzabteilung. Ein Erkerfenster bot eine schöne Aussicht auf die Skyline von Atlanta, ließ dennoch genug Freifläche für die riesigen Aktenschrankreihen ringsum an den Wänden.
Carol ordnete ein letztes Mal ihren bereits aufgeräumten Schreibtisch, holte sich anschließend ihre Handtasche, ihren Aktenkoffer und den roten Beutel mit Büchern für ihr Buchclub-Meeting. Als sie an Tracys Schreibtisch vorbeiging, schnappte sie empört nach Luft. Die Frau hing ja schon wieder am Telefon! Kopfschüttelnd lief Carol zum Aufzug und drückte auf den Knopf. Wenn Tracy weiterhin ihr Liebesleben vor den Job stellte, würde sie unweigerlich eine herbe Enttäuschung erleben.
Männern. Konnte. Nicht. Vertraut. Werden.
Diese Erkenntnis sollte jemand aus der Kreativ-Abteilung auf einer Karte von Mystic Touch zum Ausdruck bringen.
Ein leises „Ping“, ertönte, die Türen des Aufzugs glitten auf und gaben den Blick auf den einzigen Insassen frei: Luke Chancellor, Vertriebsleiter und hausinterner Playboy. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Geht’s heute früher nach Hause, Snow? Sie müssen ein heißes Date an diesem kalten Dienstagabend haben.“
Carol stieß sich mit der Zunge von innen gegen die Wange – sie war nicht in der Stimmung für Sticheleien. „Eigentlich, Chancellor, wollte ich gerade die Treppe nach unten nehmen.“
Sie drehte sich um und stolzierte – das donnernde Lachen des Mannes ignorierend – zum Treppenhaus. Luke Chancellor war ein unverschämter Charmeur, der sie zu seinem Lieblingsflirtobjekt gemacht zu haben schien. Um ihm tunlichst auszuweichen, joggte Carol, so schnell, wie es ihre High Heels erlaubten, die Treppen hinab. Im Foyer angekommen, sah sie mit Erleichterung, dass der Aufzug noch nicht da war. Taschen und Koffer irgendwie auf den Armen jonglierend, düste sie durch die Eingangstür des Bürogebäudes zum Auto. Wenn alle Ampeln zwischen Buckhead und der City von Atlanta auf Grün standen, könnte sie es pünktlich zu ihrem Buchclub-Treffen schaffen.
„Hey, Carol!“
Carol zuckte kurz zusammen, als Lukes Stimme hinter ihr ertönte, und lief weiter. Aber in ihrer Hektik geriet sie mit einem Absatz ihrer roten Stilettos in eine Ritze zwischen den Pflastersteinen und stolperte. Ihr Aktenkoffer, Bücherbeutel und ihre Handtasche flogen ihr aus den Händen. Wild mit den Armen rudernd, versuchte sie die Balance zu halten, stellte
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