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Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
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Nacho, inmitten verkaterter Mariachi-Musiker und arbeitsloser Anwälte. Beim dritten Bier fing Morgado an, für sein Geld zu arbeiten. »Erklär mir diesen Wirrwarr ein bisschen. Ich weiß noch nichts über deinen Kumpel, möge er in Frieden ruhen. War er nun ein Drogenhändler oder nicht?«
    Atanasio dachte eine Weile nach, bevor er antwortete. »Es ist eine so verworrene Geschichte, dass es mir fast gegen den Strich geht, sie zu erzählen.«
    »Komm, seit wann bist du denn so maulfaul?«
    »Na schön. Also, Heriberto, mein Kumpel, kam aus einer protestantischen Familie, Zeugen Jehovas, glaube ich. Er ging nicht aus. Er vögelte nicht. Er rauchte nicht. Er war die Langeweile in Person. Bis er Teresita Sifuentes bei einem Treffen von Grundbesitzern und Viehzüchtern traf. Auch ich war an dem Abend hinter Teresita her, das war noch vor der Liga, vor mindestens zwanzig Jahren. Wir machten uns gegenseitig nieder, wir fluchten auf unsere Erzeugerinnen – ich vermute, für ihn war das die reine Blasphemie –, und wir prügelten uns nach allen Regeln der Kunst. Es war eine nette Schlägerei. Stell dir vor zwei Hut tragende Jungspunde in Cowboystiefeln. Was soll ich sagen? Am Ende waren wir ein Herz und eine Seele. Wir schworen uns ewige Freundschaft und ließen das Los entscheiden, wer Teresita bekommt. Zu meinem Glück oder Pech gewann er. Ich machte die Schule zu Ende und ging an die UNAM, um Politikwissenschaften zu studieren. Das war 1973. Er wurde katholisch, apostolisch und römisch. Das war die einzige Bedingung, die der alte Sifuentes stellte, damit Heriberto Teresita heiraten konnte. Ich war inkognito auf seiner Hochzeit. Zwei oder drei federales, die sich unter die geladenen Gäste gemischt hatten, entdeckten mich, aber weil wir damals in Baja California noch nichts angestellt hatten, keine Entführung, keinen Überfall, ließen sie mich in Ruhe. Das war 1975. Dann hatten wir nicht mehr viel Gelegenheit, uns zu sehen. Heriberto hat sich immer wie ein guter Freund verhalten. Zweimal hat er mir das Leben gerettet, indem er mich in der Baptistenkirche von San Felipe versteckte. Er verstand nichts von Politik oder Ideologien. Er widmete sich damals den Geschäften, dem An- und Verkauf von Vieh. Dann war er Strohmann der Gringos beim Geschäft mit Landwirtschaftsmaschinen und Dünger. Zu der Zeit, Anfang der Achtziger, ging es ihm gut. Aber mit so viel Dollars in der Tasche und so wenig Neigung zu den Lastern der Mehrheit der Sterblichen …«
    »Wie du und ich.«
    »Du weißt schon. Du fängst an, auf die verdammten Windhunde zu wetten, und der Einzige, der immer gewinnt, ist der Hase. Und das ist die Rennbahn. Heri verbrachte Tage damit, zu spielen und zu verlieren, zu verlieren und zu spielen. In wenigen Jahren hatte er fast sein ganzes Vermögen verzockt.«
    »Das des kapitalistischen Großbürgers.«
    »Das des feigen, habsüchtigen Mexikaners. Er verlor die Ranch und zwei Mietshäuser, eines in Rosarito und eines in Bahía Kino. Teresita – ich war Taufpate von Eloísa, der ersten Tochter, die jetzt siebzehn ist und sich prächtig entwickelt hat – bat mich, ihnen zu helfen. Wir schafften es, seine übrigen Besitztümer, zwei Ranchs und ein Mietshaus in San Felipe, mir zu überschreiben. Jetzt laufen sie zwar auf meinen Namen, aber ich rühre von den Erträgen nichts an. Alles geht an Teresita und ihre drei Töchter. Sie zahlen mir nur den Betrag für die Steuern. Ein gerechter Deal. Aber Heri fühlte sich betrogen. Es war auch Betrug, denn wir haben es ohne seine Zustimmung getan. Wir haben ihn nicht einmal gefragt. Der arme Heri. Er starb in dem Glauben, seine Familie und ich hätten ihn verraten. Aber wenn wir es nicht so gemacht hätten, stünde seine Familie heute vor dem Nichts. Du verstehst das, oder? Es war das kleinere Übel.«
    Morgado nickte. »Verstehe. Aber das sagt alles noch nichts.«
    »Was meinst du?«
    »Sag mir, was hat dein Freund zuletzt gemacht? Wie hat er sich mit seiner Familie verstanden? Wo ist er gewöhnlich hingegangen?«
    Atanasio trank das Bier aus und bestellte noch eines. »Da fragst du mich was. Die letzten Jahre habe ich ihn aus den Augen verloren. Ich kam 86 aus dem Gefängnis. 87 machte ich den Deal mit Teresita, und dann kam es zum Zerwürfnis. Er sagte mir, wenn ich ihm noch einmal unter die Augen käme, würde er mich umbringen. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Ich musste mich schon vor den Kopfgeldjägern in Acht nehmen, vor den Familien irgendeines Opfers der

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