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Titan - 01

Titan - 01

Titel: Titan - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF
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Genugtuung, hatte sich die Sache zum tollsten Geschäft seiner Karriere gemausert. Sechs Monate und eine Viertelmillion Dollar waren sein Einsatz – aber eine Zweijahresprognose auf dem Wertpapiermarkt war eine Milliarde wert! Viertausend zu eins, triumphierte er. Viertausend zu eins! Er würde zwei Stunden Zeit haben, um festzustellen, wann die Große Hausse von 1975 zusammenbrach – dann blitzartig zurück ins Büro mit dieser Information: genau bis zum Höhepunkt des Booms würde er kaufen und dann aussteigen, reich für sein ganzes Leben, reich und gesichert!
    Er schnaufte die schäbigen Stiegen zu Lorings Labor hinauf.
    Loring übertrieb die Rolle des unbeteiligten Genies ziemlich. Er war nervös, unrasiert, die roten Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, aber er grinste Born spöttisch an und meinte: »Na, was halten Sie von den Soja-Aktien, W. J.? Halten oder abstoßen?«
    W. J. Born begann automatisch: »Wenn ich das wüßte, würde ich es Ihnen trotzdem nicht – ach, lassen Sie den Blödsinn. Zeigen Sie mir das verfluchte Ding.«
    Loring zeigte es ihm. Die summenden Generatoren standen immer noch da; der riesige Van de Graaf wirkte wie ein Requisit aus einem drittklassigen Horrorfilm. Das Gewirr von Kabeln, Röhren und Widerständen schien sich nicht verändert zu haben. Seit seinem letzten Besuch war jedoch eine Telefonzelle ohne Telefon zu der Einrichtung hinzugekommen. Die Kupferplatte an der Decke der Zelle war durch ein dickes Kabel mit dem Rest der Geräte verbunden. Der Boden bestand aus poliertem Glas.
    »Hier bitte«, sagte Loring. »Ich hab’ das Zeug vom Schrottplatz geholt und hergerichtet. Wollen Sie einen Versuch mit den Mäusen sehen?«
    »Nein«, sagte W. J. Born. »Ich will es selbst probieren. Was glauben Sie denn, wofür ich bezahlt habe?« Er stockte. »Garantieren Sie mir, daß das Ding sicher ist?«
    »Hören Sie mal, W. J.«, sagte Loring, »ich garantiere gar nichts. Ich glaube, diese Maschine wird Sie zwei Jahre in die Zukunft transportieren. Ich glaube, daß Sie wieder in die Gegenwart zurückgeholt werden, wenn Sie nach zwei Stunden wieder in der Kabine sind. Aber eins möchte ich Ihnen sagen. Wenn Sie tatsächlich damit in die Zukunft gelangen, dann sollten Sie nach zwei Stunden lieber wirklich zurück sein. Ansonsten tauchen Sie vielleicht in einem Raumvolumen auf, das schon von irgendeinem Passanten oder einem Auto eingenommen wird – und dann ist eine Wasserstoffbombe nichts gegen Sie.«
    W. J. Borns Magengeschwür brannte. »Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen muß?« fragte er mühsam.
    »Nein«, sagte Loring nach kurzem Überlegen. »Sie sind einfach ein zahlender Passagier.«
    »Dann los.« W. J. Born überzeugte sich, daß er sein Notizbuch und einen funktionierenden Kugelschreiber mithatte, und trat in die Telefonzelle.
    Loring schloß die Tür, grinste, winkte und verschwand – verschwand buchstäblich vor Borns Augen.
    Born riß die Tür auf und rief: »Loring! Was, zum Teufel…« Und dann sah er, daß es später Nachmittag statt früh am Morgen war. Daß Loring nirgendwo im Labor war. Daß die Generatoren stumm und die Röhren dunkel und kalt waren. Daß alles mit einer Staubschicht bedeckt war und ein muffiger Geruch in der Luft hing.
    Er rannte aus dem Labor und die Stiegen hinunter. Es war die gleiche Straße in dem etwas heruntergekommenen Viertel. Ich habe zwei Stunden, dachte er und sah auf seine Uhr. Sie zeigte 9 Uhr 55an, doch nach dem Sonnenstand war es eindeutig später Nachmittag. Irgendetwas war geschehen. Er unterdrückte den Impuls, einen vorbeikommenden Schuljungen anzuhalten und nach dem Jahr zu fragen. Weiter unten an der Straße war ein Zeitungsstand, und Born trabte schneller hin, als er sich seit Jahren fortbewegt hatte. Er warf dem Verkäufer zehn Cent hin und nahm sich die Post. Das Datum war der 11. September 1977! Er hatte es geschafft.
    Begierig blätterte er bis zum mageren Finanzteil der Post weiter. Die Mond-Bergbau-AG hatte mit 27 Punkten eröffnet. Uran mit 19. United Com mit 24. Katastrophale Tiefstände! Der Börsensturz war wirklich eingetreten.
    Panik erfaßte ihn, als er wieder auf die Uhr schaute. Neun Uhr neunundfünfzig. Und er mußte bis 11 Uhr 55wieder in der Telefonzelle sein oder – er schauderte. Eine Wasserstoffbombe würde nichts sein gegen ihn.
    Aber jetzt mußte er das Datum des Zusammenbruchs genau feststellen. »Taxi!« schrie er und winkte mit der Zeitung. Ein Wagen fuhr an den Gehsteig heran. »Öffentliche

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